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Positive Sprinter

Knapp zwei Wochen vor der Weltmeisterschaft im südkoreanischen Daegu erschüttern zwei prominente Dopingfälle die Leichtathletik-Welt. Mit dem US-Amerikaner Mike Rodgers und dem Jamaikaner Steve Mullings wurden zwei Mitfavoriten auf die Sprint-Titel positiv getestet.

Von Sebastian Krause | 15.08.2011
    Es ist der Höhepunkt jeder Leichtathletik-WM, auch in rund zwei Wochen in Daegu: Das 100-Meter-Finale der Männer. Gesucht wird der schnellste Mensch der Welt - doch stehen alle acht Sprinter auch sauber in den Startblocks? Mancher Sportfan vor dem Fernseher glaubt nicht mehr daran.

    " Da ist keiner sauber!"
    "Doch, doch."

    Wie auch immer. Zwei Herren, die bisher zu den Mitfavoriten in Daegu gehörten, wurden jedenfalls gerade erst positiv getestet, der US-Amerikaner Mike Rodgers und der Jamaikaner Steve Mullings. Zwei der Weltjahresbesten - beide liefen in diesem Jahr sogar schneller als der Weltrekordler und Super-Star Usain Bolt.

    Das ist ein gutes Zeichen im Kampf gegen Doping, findet der österreichische Leichtathletik Trainer Wilhelm Lilge:

    "Jede Überführung eines Dopers erhöht die Chancen für die saubere Athleten. Und natürlich beruhigt es, wenn auch Amerikaner positiv getestet werden, weil lange war man von der Effizienz der Kontrollen in den USA und auch in Jamaika nicht überzeugt."

    Vor rund zwei Jahren erst haben vier jamaikanische Sprinter Doping zugegeben. Auch die Olympiasiegerin und Weltmeisterin über 100 Meter, Shally-Ann Fraser, hat schon eine sechsmonatige Sperre abgesessen.

    Der jetzt mit einem Maskierungsmittel erwischte Steve Mullings muss als Wiederholungstäter sogar mit einer lebenslangen Sperre rechnen. Der 28-Jährige wurde schon 2004 überführt und holte nach seiner Rückkehr in Berlin 2009 WM-Staffel-Gold an der Seite von Usain Bolt.

    Von einem Generalverdacht gegen Jamaikaner hält Anti-Doping-Kämpfer Wilhlem Lilge aber nichts:

    "Es kann schon sein, dass Menschen aus der Karibik genetische Vorteile haben, gerade, was die Schnellkraft angeht."

    Mike Rodgers aus den USA, der positiv auf ein verbotenes Stimulanzmittel getestet wurde, weist übrigens jegliche Doping-Schuld von sich und gab über seinen Manager eine abenteuerlich Erklärung ab. Wörtlich sagte er: "Er hat einen Fehler gemacht. Er war in Italien mit Freunden in einem Club und dachte, dass er Red Bull trinkt. Aber es war ein anderer Energiedrink. Einer, der eine verbotene Substanz enthält."

    Rodgers hofft jetzt auf eine schnelle Entscheidung. Der US-Leichtathletik Verband hat ihn bislang noch nicht aus dem WM-Kader gestrichen. Die Öffnung der B-Probe ist für Mitte der Woche vorgesehen. Der Weltverband IAAF will das Urteil des US-Verbandes abwarten und dann entscheiden, ob Rodgers bei der WM startberechtigt ist.

    Welche acht Sprinter also am 28. August in Deagu um den WM-Titel laufen bleibt also abzuwarten. Ein Ausschluss von Rodgers und Mullings könnte Usain Bolt nur recht sein - der Star und Weltrekordhalter wirkt bei weitem nicht mehr so unschlagbar wie früher.