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Probieren geht über Studieren?

Der Kölner Absolventenkongress ist nicht nur eine feste Adresse im Terminkalender von Campus & Karriere, sondern auch für viele Unternehmen, die freie Stellen zu vergeben haben. 400 Firmen sind in diesem Jahr in den Köln-Deutzer Messehallen vertreten und bieten Jobs im Ingenieurwesen, im Banken- und Versicherungssektor oder in der IT-Branche an. In der leicht gesunkenen Ausstellerzahl spiegelt sich die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt wieder. Den 11.000 Besuchern am Mittwoch bot die Messe neben der Möglichkeit, Kontakte herzustellen, auch ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Workshops und Vorträgen. "Probieren geht über Studieren - Wie viel Praxis braucht der Absolvent" lautete zum Beispiel das Thema eines Vortrags am Morgen, den Stefan Glasnik von der Kienbaum Personalberatung hielt: "Wichtig ist, dass der Student selber erkennt, dass er mit Praktika mehr Erfahrung hat und besser qualifiziert ist für den Arbeitsmarkt. Das heißt, ohne praktische Erfahrung während des Studiums geht es garantiert nicht." Mit der Organisation eines Praktikums sollte man so früh wie möglich beginnen, auch wenn es im Grundstudium noch sehr schwierig ist, an geeignete Stellen zu kommen. "Wenn das erste Praktikum absolviert ist, wird es aber deutlich leichter", beruhigt Glasnik. "Die beste Anlaufstelle ist natürlich der Absolventenkongress, bei dem die deutsche Wirtschaft geballt vertreten ist. Doch auch im Internet, an den Universitäten, bei Arbeitsamt oder bei Unternehmensberatungen gibt es Möglichkeiten."

    Ein Ausgleich für nur unbefriedigende Noten sind Praktika aber nur bedingt: das Abschlusszeugnis bleibt ein Hauptkriterium für die Unternehmen bei der Auswahl ihrer Mitarbeiter. Das kann Anne Tilmann, Rekruiterin für den Bereich "Private Banking" in der Deutschen Bank, bestätigen: "Wir achten sehr auf praktische Erfahrungen, nichts desto trotz spielt die Note auch eine sehr große Rolle. Unter den derzeitigen Bedingungen ist die Messlatte der Auswahlkriterien sehr hoch, sodass wir schauen, ob jemand entscheidende Praktika im Finanzdienstleistungssektor gemacht hat."

    Die Deutsche Bank bietet Berufsanfängern Traineeprogramme an, aber auch der Direkteinstieg ins Arbeitsleben ist möglich. "Vor ein paar Jahren war es noch so, dass die Deutsche Bank ein zentrales Traineeprogramm hatte, wo man alle Unternehmensbereiche durchlief", erzählt Anne Tilmann. "Dadurch dass die Bank in den letzen Jahren sehr viel komplexer geworden ist, haben wir gesagt: Wir brauchen auch Programme, die sehr viel spezifischer sind." Den Nachwuchskräften sind Traineeprogramme meist lieber als der direkte Einstieg, so die Erfahrung der Rekruiterin: "Sie bieten einem auch eine gute Möglichkeit, sich in die Bank einzufinden." Ein Direkteinstieg werde meist dann angeboten, wenn jemand schon praktische Erfahrung in einem bestimmten Sektor hat.

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