Samstag, 20. April 2024

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Prognose
Hunderttausende neue Wohnungen werden benötigt

Das Bündnis "Sozialer Wohnungsbau" stellte in Berlin Berechnungen des Pestel-Instituts in Hannover vor, wonach in den kommenden fünf Jahren jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen gebraucht würden. Viele Berufstätige in Großstädten wohnten heute bereits notgedrungen in WG-Zimmern. Junge Erwachsene blieben wegen der Flaute auf dem Wohnungsmarkt unfreiwillig im "Hotel Mama".

15.09.2015
    Der denkmalgeschützte Block II des früheren KdF-Seebades Prora steht am 01.04.2015 im Prora, einem Ortsteil von Binz auf der Insel Rügen (Mecklenburg-Vorpommern). Nach dem Verkauf der gewaltigen Immobilie durch den Bund an Privatinvestoren wurden in dem einst von den Nazis als "Seebad der 20000" geplanten, aber nie fertiggestellten Megakomplex die ersten Wohnungen, Eigentumswohnungen und Ferienwohnungen gebaut.
    Einer der Gründe für den gestiegenen Bedarf an Wohnraum sind die derzeitigen Flüchtlingszahlen. Auf dem Foto: Das ehemalige KdF-Seebad Prora. Dort entstehen Eigentums- und Ferienwohnungen. (picture alliance / dpa / Stefan Sauer)
    Der Druck auf den Wohnungsmarkt steige vor allem wegen der Zahl der erwarteten Flüchtlingen, hieß es. Darüber hinaus seien auch Hunderttausende von Arbeitsmigranten aus EU-Staaten auf preiswerten Wohnraum angewiesen. Das Verbändebündnis "Sozialer Wohnungsbau" schlug vor, den Wohnungsbau durch einen Verzicht auf die Grunderwerbssteuer und die befristete Aussetzung der Grundsteuer für geförderte Wohnungen anzukurbeln. Zudem seien attraktive steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten nötig.
    Milliarden für den sozialen Wohnungsbau
    In diesem Jahr werden etwa 260.000 Wohnungen fertig. Der Bundesvorsitzende der IG Bau, Robert Feiger, sagte, den Berechnungen der Studie zufolge würden damit für 2015 noch 80.000 Wohnung im sozialen Wohnungsbau benötigt und weitere 60.000 im bezahlbaren Segment. Die staatliche Förderung für die Sozialwohnungen veranschlagte Feiger auf 6,3 Milliarden Euro in den kommenden fünf Jahren. Dieser Summe stünden aber Steuereinnahmen von 3,6 Milliarden Euro gegenüber, wodurch die Ausgaben zum Teil kompensiert würden.
    Die Berechnungen des Pestel-Instituts beruhen auf der jüngsten Prognose der Bundesregierung von 800.000 Zuwanderern in diesem Jahr. Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte vergangene Woche erklärt, angesichts der hohen Zahl neu ankommender Flüchtlinge seien mindestens 350.000 neue Wohneinheiten pro Jahr nötig. Dem Bündnis "Sozialer Wohnungsbau" gehören zwölf Verbände und Organisationen aus der Bau- und Wohnungsbranche an, unter anderem die IG Bau und der Deutsche Mieterbund.