Archiv


Radiolexikon Gesundheit: Flöhe, Läuse, Krätzmilben

Mensch und Floh lebten lange Zeit eng zusammen. Heute ist der Menschfloh selten geworden. Doch auch Tierflöhe befallen den Menschen. Auch Läuse und die Krätzmilbe stellen nach wie vor ein Problem dar.

Von Martin Winkelheide | 12.09.2006
    " Ich lag kaum im Bette, so kam mir vor als wenn ich über und über mit einer Nesselsucht befallen wäre; doch merkte ich bald, dass es ein großes Heer hüpfender Insekten war, die den neuen Ankömmling blutdürstig überfielen."

    Johann Wolfgang von Goethe. 10. November 1779.

    " Floh zu sein, bedarf es wenig...."

    Pulex irritans, der Menschenfloh. Zwei bis vier Millimeter großes, flügelloses Insekt. Besonderes Kennzeichen: gewaltige Sprungskraft.

    " Und wer Floh ist, ist ein König. "

    Besondere Vorliebe: Blut.

    " Wenn Sie einmal Flöhe in eine Wohnung eingeschleppt haben, haben Sie ein Problem. "

    Heinz Mehlhorn ist Professor für Parasitologie an der Universität Düsseldorf. Er kennt sich aus mit Flöhen: von Berufs wegen und aus eigener Erfahrung.

    " Das ist sehr unangenehm, wenn man 20 Stiche hat, man hat die auf der Fußsohle, in der Leiste oder irgendwo. Man kratzt, und dann jucken alle. Das ist ein Gefühl, man müsste überall jucken können. Also wichtig ist, dass man keine Flöhe bekommt. "

    Flohmarkt, Flohzirkus, Floh-Walzer. Schwieriger, als einen Sack Flöhe zu hüten. Wer hat mir den Floh ins Ohr gesetzt?

    Mensch und Floh lebten lange Zeit eng zusammen. Heute ist der Menschfloh selten geworden. Aber da sind noch Hundeflöhe, Vogelflöhe und Nagerflöhe.
    Besonders häufig befällt der Katzenfloh den Menschen.
    Flohstiche sind einfach zu erkennen.

    " Da die Flöhe sehr nervös sind, stechen sie häufig mehrfach. Das heißt man kann, wenn Flöhe gestochen haben, immer solche Reihen sehen. Das heißt, die saugen mal kurz, dann werden sie wieder gestört, und dann stechen sie kurz daneben wieder ein. Und dann vielleicht noch ein drittes Mal. Flohstiche sind immer, in Reihen stehen sie. "

    Flöhe waren Überträger gefährlicher Krankheiten wie Pest und Fleckfieber - und sie sind es in vielen Regionen der Welt heute noch. In Deutschland spielen Flöhe als Krankheitsüberträger wahrscheinlich keine Rolle. Aber dennoch: Flohstiche jucken stark, und sie können sich entzünden, wenn Bakterien in die Wunde gelangen. Flohstichen vorbeugen - Da gilt als erste Regel:
    Haustiere vor Flohbefall schützen - und regelmäßig nach Flöhen absuchen.

    Zweite Regel:

    Verhindern dass Wildtiere - wie Igel oder Mäuse - Flöhe in den Garten bringen.

    Denn nach ihrer Blutmahlzeit legen Flöhe Eier ab, die Larven reifen zu neuen Flöhen heran - die mit großem Appetit auf ein neues Opfer warten.

    " Wenn man weiß: in dem Garten verkehren nachts viele Igel, Mäuse und so was, kann man zum Beispiel in dem Garten in dieser Höhe etwa ein Drahtgeflecht einziehen, ringsum. "

    Und schließlich Regel Nummer drei:

    Sich selbst schützen. Flöhe abschrecken.

    Mit Repellentien. Das sind Sprays, die Flöhe als übel riechend empfinden - und nebenbei auch Zecken und Mücken den Appetit auf Menschenblut verderben.

    " Man muss es allerdings, und das ist wichtig, sich nicht nur auf die nackigen Beine und die Hände sondern auch auf Hose, Schuhe, vorne und hinten auftragen, weil sonst klettern die halt unten rein. "

    Was aber, wenn Flöhe es doch einmal bis in die Wohnung hinein geschafft und ihre Eier - wie sie es mit Vorliebe tun - im Bett abgelegt haben? Da hilft nur die chemische Keule. Insektenspray, das die für Menschen unbedenkliche aber für erwachsene, adulte, Flöhe hoch giftige Substanz "Pyrethrum" enthält.

    " Wenn Sie Ihre Flöhe im Bett haben, dann können Sie mit einem klassischen Insektizid Pyrethrum zwar diese adulten Flöhe töten, wenn Sie an die ran kommen. Das heißt, Sie müssen schon Matratzen, alles, hoch stellen, damit dieses Insektizid dran kann. Das kann man auch selber sprühen, wenn das ein geringer Befall ist. Aber dieses Insektizid nützt nichts gegen die Larven. "

    Spezielle "Häutungshemmer" verhindern, dass die Larven zu erwachsenen Flöhen heranreifen. Die Larven verhungern. Haben sich bereits viele Flöhe in der Wohnung eingenistet, sollte ein professioneller Kammerjäger mit der Schädlingsbekämpfung beauftragt werden.

    Das große Krabbeln. Kopfläuse werden in Schulen und Kindergärten zunehmend zum Problem.
    "Neue Westfälische"

    Der große Lausangriff.
    "Welt am Sonntag"

    Anders als Flöhe sind Läuse ausschließlich auf den Menschen spezialisiert.

    Kopflaus, Kleiderlaus, Filzlaus. Insekten. Besonderes Kennzeichen: Bereits die Larven saugen Blut. Besondere Vorliebe: Wenn Menschen engen Körperkontakt haben....
    " Die Franzosen sagen auch zur Filzlaus ganz romantisch "papillon d'amour" - der Liebesschmetterling. "

    Die Filzlaus lebt in den Schamhaaren oder unter den Achseln. Selten auf Augenbrauen und Wimpern. Die Kleiderlaus siedelt auf der dem Körper zugewandten Seite der Unterwäsche, von Hemden oder anderen Kleidungsstücken.

    " Selbst die willenstärkste Laus hält's nicht auf einem Glatzkopf aus. "

    Die Kopflaus lebt im Haarschopf. Alle zwei bis drei Stunden wandert sie zur Kopfhaut und nimmt ihre Blutmahlzeit.

    " Die Kinder spielen in den Ferien mit andere Kindern, und stecken dabei - was schön und üblich ist - die Köpfe aneinander. Und das benutzen forsche Läuseweiblein, um überzutreten. "

    Von Läusen befallen zu sein, gilt vielen als Zeichen mangelnder Hygiene - zu Unrecht.

    " Jeder kann Läuse bekommen, es gibt da gar kein Mittel dagegen. Und es ist auch beileibe kein Ausdruck von Unsauberkeit. Es ist sogar eher so, dass Mütter, die bei ihren Kindern Läuse bemerken, das sind meistens die sorgfältigeren als die, die vorher sagen: ach, mein Kind hat keine Läuse. Und wenn wir dann kämmen, finden wir doch welche. "

    Kauf Dir eine Laus - schon ist die Schule aus.
    Schülerreim aus den 70ger Jahren.

    Eine Schule muss Läuse-Probleme an das Gesundheitsamt melden - und auch die Eltern informieren. Betroffene Schüler dürfen aber weiter am Unterricht teilnehmen - vorausgesetzt sie tun etwas gegen ihre Läuse. Das heißt, die Haare müssen mit einem speziellen Shampoo gewaschen werden, das Insektengift enthält.

    " Es gibt insektizidhaltige Shampoos, die auch als Medikament zugelassen sind. Da haben Tests gezeigt, in Wales, in England, in Australien, aber auch bei uns, dass da die Wirkung häufig wegen eingetretener Resistenzen nur noch 90 Prozent - oder sogar noch weniger ist. "

    Auch Pflanzenextrakte können helfen. Nicht alle Präparate allerdings halten, was sie versprechen. Teebaumöl etwa, hat in Labortests wenig bis keine Wirkung gezeigt.

    " Es gibt Alternativen aus dem Pflanzenbereich. Das sind zum Beispiel Kokosöle, die riechen natürlich nicht besonders, oder eben bestimmte Neem-Präparationen aus Pflanzen, die eine Wirkung haben. "

    Tote Tiere fallen nicht einfach ab. Auch Eier und leere Ei-Hüllen - die so genannten Nissen - bleiben kleben. Es empfiehlt sich also, die nassen Haaren Strähne für Strähne durch einen feinen Kamm zu ziehen. Und - ganz wichtig: Die Anti-Laus-Kur sollte sicherheitshalber mehrfach durchgeführt werden.

    " Wenn man also nicht nach einer Woche die Behandlung wiederholt, vielleicht sogar nach zwei Wochen, wenn ein sehr starker Befall da war, dann wird man das nicht in den Griff bekommen. "

    Ansonsten reicht es aus, Bettwäsche bei 60 Grad zu waschen und Kämme und Bürsten für eine halbe Minute in heißes Wasser zu legen. Das hält keine Laus aus.
    Alte Menschen von der Krätze gequält.
    Kölnische Rundschau.

    Schilder warnen vor Körperkontakt.
    Kölner Stadtanzeiger.

    Die Krätzmilbe: Achtbeiniges Spinnentier, 0,3 Millimeter groß. Besondere Eigenschaften: Die Milben-Weibchen graben gewundene Gänge in die Haut, legen dort ihre Eier ab.

    " Aus diesen Eiern schlüpfen die kleinen sechsbeinigen Larven. Und diese kleinen sechsbeinigen Larven machen sich sofort auf den Weg, sich an die Oberfläche zu fressen ... ."

    Auf der Hautoberfläche angekommen sind die Milben geschlechtsreif. Und sie können von einem Menschen auf den nächsten übertragen werden.

    " Das kann natürlich passieren bei Körperkontakt, bei Benutzung gleicher Wäsche, gleicher Betten oder eben - und jetzt kommt es: in Heimen, wo kranke Personen liegen. Heute hatte ich gerade wieder einen Fall, wo in einem Altenheim das passiert ist ... ... "

    Bis die ersten Krankheitszeichen auftreten, können bis zu sechs Wochen vergehen.

    Typische Symptome: Papeln, Pusteln und stark juckende Hautknoten. Von den Milben in die Bohrgänge eingeschleppte Bakterien verursachen Entzündungen. Häufig reagieren Patienten zudem allergisch auf den Kot der Milben.

    Ärzte verwechseln Krätze häufig mit einem Hautekzem. Die Folge: Die Krätze bleibt zunächst unbehandelt - die Milben können sich ungestört vermehren und neue Wirte befallen.

    " Es kann sein, dass man es nur bei den älteren bettlägerigen Personen sieht, weil die eben schon sechs acht Wochen vorher infiziert worden sind. Und der Zivi, der da gerade erst drei Wochen macht, der hat das zwar an den Fingern, aber man sieht noch keine starken Symptome. In so einem Fall muss man wirklich bitten, dass es alle freiwillig machen. "

    Ein Vollbad. Danach wird der ganze Körper- Kopf und Gesicht ausgenommen - mit einem Anti-Milben-Präparat eingerieben. Das Mittel muss über Nacht einwirken.

    Auch Kontaktpersonen, die keine Symptome zeigen, sollten sich der Prozedur unterziehen.

    " Das bedeutet auch, dass man, wenn so eine Behandlung vollzogen ist, die Kittel alle entwest werden, die Bettwäsche gewaschen wird, die Betten ringsum abgewaschen werden, die auf den Boden gefallenen Milben besprüht werden. Es muss also eine richtige konzertierte Aktion sein. "

    Wird nicht frühzeitig mit Nachdruck gehandelt, kann die Krätze in Altersheimen zu einem Dauerproblem werden: für Heimbewohner und Pflegepersonal.