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Schaulaufen der grünen 40-Tonner

Am 20. September beginnt in Hannover die IAA Nutzfahrzeuge. Die Hersteller setzen vor allem auf ökologische Neuerungen, um der Eurokrise zu trotzen.

Von Hilke Janssen | 18.09.2012
    Am 20. September beginnt in Hannover die IAA Nutzfahrzeuge. Die Hersteller setzen vor allem auf ökologische Neuerungen, um der Eurokrise zu trotzen.

    Sie sollen sparsamer und windschnittiger sein, sollen schadstoffärmere Motoren und Navigations- und Assistenzsystemen an Bord haben - die Kunden, die Nutzfahrzeuge und Lastwagen kaufen, werden anspruchsvoller. Die IAA Nutzfahrzeuge setzt darum auf grün angehauchte Neuheiten, die den Alltag bequemer machen. Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie, Matthias Wissmann, glaubt, dass die Stimmung unter den Ausstellern - trotz Eurokrise - gut ist.

    "Die Nutzfahrzeugmärkte in Spanien und Italien sind nicht gerade erfreulich, aber wir sind doch positiv und hoffnungsvoll, was den Weltmarkt angeht. Der Weltmarkt der Nutzfahrzeuge wird nicht absinken, er wird stabil bleiben oder eventuell sogar leicht wachsen."
    Die hoffnungsvolle Stimmung gilt aber nicht für alle Hersteller. Die VW-Tochter MAN beispielsweise bleibt zur Zeit teilweise auf unverkauften Lastwagen sitzen, weil unter anderem der Absatz in Brasilien, wo MAN stark vertreten ist, schrumpft. Auf der Sonnenseite stehen dagegen die Unternehmen, die praktisch überall auf der Welt aktiv sind - zum Beispiel Daimler. Der weltweit größte Nutzfahrzeughersteller hat in den ersten acht Monaten des Jahres 20 Prozent mehr Laster verkauft als im Vorjahreszeitraum - die Stuttgarter wachsen vor allem in Nordamerika oder Japan. Und auch VW Nutzfahrzeuge peilt neue Bestmarken an. Die VW-Tochter aus Hannover hat ihren Absatz in diesem Jahr bisher um etwa fünfeinhalb Prozent gesteigert. Vor allem in Russland und Asien konnte VW Nutzfahrzeuge deutlich mehr Transporter verkaufen als im Vorjahr. Ein typisches Bild, findet VDA-Präsident Matthias Wissmann, denn die Eurokrise spalte die Branche in zwei Gruppen.

    "Wer natürlich von dem europäischen Markt vor allen Dingen abhängt, merkt sie stärker, wer die Schwächen auf anderen Märkten, zum Beispiel Russland, Osteuropa, USA, ausgleichen kann, kann noch positiver gestimmt zu dieser Messe kommen."

    Auch die Automobilzulieferer bekommen das Ungleichgewicht auf den Märkten zu spüren. Viele können die drohenden schlechten Zeiten aber bereits ausgleichen, weil sie zum Beispiel weltweit im Geschäft sind oder mit guten Ideen glänzen können. Der Marktführer Bosch rechnet zum Beispiel damit, dass das Zuliefergeschäft für Lastwagen und Bussen stagniert - das Unternehmen setzt jetzt auf spritsparende Technologien, um neue Kunden anzulocken. Auch der DAX-Aufsteiger Continental setzt aufs Sparen: Die Niedersachsen bauen sich für zehn Millionen Euro ein Recycling-Werk, in dem abgefahrene Conti-Reifen rundumerneuert werden. Das spart vor allem Geld, sagt der Leiter der Nutzfahrzeug-Sparte Andreas Esser.

    "Es gibt weniger Rohmaterialien, die Preise steigen natürlich auch heftig, und wir wollen dann auch für uns selber für etwas Entspannung sorgen. Auf der anderen Seite hilft es natürlich auch, CO2-Emissionen zu sparen und somit 80 Prozent Energie einzusparen."

    Thema auf der IAA Nutzfahrzeuge sind auch Transporter, die ganz oder teilweise elektrisch angetrieben werden. Mögliche Kunden sind zum Beispiel Paketdienste, die viel in der Stadt unterwegs sind. Für schwere Lastwagen sind Elektromotoren heute allerdings noch Zukunftsmusik.