Stolz und überglücklich präsentiert die Amsterdamer Pädagogikstudentin Michelle ihr neues Zuhause: das Schafzimmer, die Küche. Das Wohnzimmer und den Balkon, wo sie gleich am ersten Morgen in der Sonne ihren Kaffee trinken konnte:
Die 23-Jährige wohnt mit einer Freundin und einem Freund in einem Amsterdamer Altstadthaus. Jeder hat eine Etage für sich. Die drei haben das Gebäude "gekraakt", wie das Besetzen von Häusern auf Niederländisch heißt. Bislang ist das noch ganz legal, denn viele Gebäude stehen leer, und die Wohnungsnot ist hoch. Einzige Voraussetzung: Das Haus muss mindestens zwölf Monate leerstehen, erst dann steht das Recht auf eine Wohnung über dem Eigentumsrecht, erklärt Michelle:
"Viele Menschen haben noch immer ein stereotypes Bild im Kopf: Ein Kraker ist für sie ein ungewaschener, unrasierter Unruhestifter mit Irokesenschnitt, der die Wände mit Graffiti beschmiert und ununterbrochen kifft. Aber das stimmt nicht: Ich selbst habe im Blümchenkleid mit Flipflops gekrakt."
So wie die meisten Hausbesetzer hat sich auch Michelle vorher in einer speziellen Hausbesetzer-Sprechstunde für Studenten genau beraten lassen. Denn der Einbruch selbst gilt als Hausfriedensbruch. Deshalb werden Hausbesetzungen immer in aller Stille vorbereitet und bis zu 50 Mann zusammengetrommelt. Die versammeln sich so dicht vor dem Haus, dass die Polizei – falls sie doch Wind bekommen sollte – unmöglich feststellen kann, wer von den 50 die Tür aufgebrochen hat. "An einem Sommerabend gegen 21 Uhr ging es los", erzählt Michelle, "auf einmal waren wir umringt von 40 Helfern":
"Toll war das. Ich kannte diese Menschen überhaupt nicht, sie kamen von überall her, um uns zu helfen. Ein irres Gefühl!"
Nach dem Einbruch musste Michelle lediglich das klassische Kraak-Set aufstellen: Bett, Tisch und Stuhl - und schon galt das Haus als besetzt. Dann konnte sie mit ihren beiden Kommilitonen auch problemlos Wasser und Strom anmelden – die einzigen laufenden Kosten, die den dreien entstehen. Räumen müssen sie das Haus erst wieder, wenn der Eigentümer nachweisen kann, dass er es verkaufen oder renovieren will.
Jetzt allerdings sollen Hauseigentümer wieder mehr Rechte bekommen: Eine Mehrheit der Abgeordneten im niederländischen Parlament will das Kraken verbieten und mit bis zu zwei Jahren Haft bestrafen. Als Ausgleich sollen die Bürgermeister mehr Möglichkeiten erhalten, etwas gegen die vielen leerstehenden Häuser zu tun.
Die Kraak-Gegner argumentieren, dass ein kleiner, harter Kern von gewalttätigen Hausbesetzern immer wieder für Probleme sorge. Auch würde es zunehmend gewalttätige Kraker aus dem Ausland in die Niederlande ziehen. Und drittens, so die rechtsliberale Abgeordnete Brigitte van der Burg: "Finger weg vom Eigentum anderer Leute":
"Es kann nicht so sein, dass eine Gruppe von Bürgern bei Leerstand das Recht in eigene Hände nimmt."
Die Kraker sprechen von einer Hetzjagd: Erstens müsse die Polizei wirklich nur in Ausnahmefällen anrücken, um Gebäude zu räumen. Zweitens sei ein Dach über dem Kopf ein Menschenrecht – "unbegreiflich, dass sich gerade die christlichen Parteien für ein Verbot starkmachen", findet Studentin Michelle:
"Ich werde in jedem Falle bleiben, aus Prinzip! Ein solches Haus lässt man nicht jahrelang leerstehen, nur weil man spekulieren und mehr Geld dafür bekommen will, während Leute wie ich verzweifelt ein Dach über dem Kopf suchen!"
Unterstützung bekommt die Szene ausgerechnet von vielen Bürgermeistern. Sie halten ein Verbot für unausführbar. Es koste nur Zeit und Geld, und es trage auch nicht zur Bekämpfung der vielen Leerstände bei – ganz im Gegenteil, sagt Bürgermeister Thom de Graaf von Nimwegen, seit jeher eine Krakers-Hochburg:
"Dennoch haben wir hier keine großen Probleme. Die Bedingungen, unter welchen das Kraken in den Niederlanden erlaubt ist, sind gut und völlig ausreichend. Ein Verbot verschafft den Abgeordneten lediglich ein gutes Gefühl, etwas prinzipiell geregelt zu haben. Das Eigentumsrecht ist zwar wichtig, aber um die vielen Leerstände zu bekämpfen","
… so Bürgermeister de Graaf,
""… ist gesellschaftlicher Gegendruck manchmal ganz hilfreich."
Die 23-Jährige wohnt mit einer Freundin und einem Freund in einem Amsterdamer Altstadthaus. Jeder hat eine Etage für sich. Die drei haben das Gebäude "gekraakt", wie das Besetzen von Häusern auf Niederländisch heißt. Bislang ist das noch ganz legal, denn viele Gebäude stehen leer, und die Wohnungsnot ist hoch. Einzige Voraussetzung: Das Haus muss mindestens zwölf Monate leerstehen, erst dann steht das Recht auf eine Wohnung über dem Eigentumsrecht, erklärt Michelle:
"Viele Menschen haben noch immer ein stereotypes Bild im Kopf: Ein Kraker ist für sie ein ungewaschener, unrasierter Unruhestifter mit Irokesenschnitt, der die Wände mit Graffiti beschmiert und ununterbrochen kifft. Aber das stimmt nicht: Ich selbst habe im Blümchenkleid mit Flipflops gekrakt."
So wie die meisten Hausbesetzer hat sich auch Michelle vorher in einer speziellen Hausbesetzer-Sprechstunde für Studenten genau beraten lassen. Denn der Einbruch selbst gilt als Hausfriedensbruch. Deshalb werden Hausbesetzungen immer in aller Stille vorbereitet und bis zu 50 Mann zusammengetrommelt. Die versammeln sich so dicht vor dem Haus, dass die Polizei – falls sie doch Wind bekommen sollte – unmöglich feststellen kann, wer von den 50 die Tür aufgebrochen hat. "An einem Sommerabend gegen 21 Uhr ging es los", erzählt Michelle, "auf einmal waren wir umringt von 40 Helfern":
"Toll war das. Ich kannte diese Menschen überhaupt nicht, sie kamen von überall her, um uns zu helfen. Ein irres Gefühl!"
Nach dem Einbruch musste Michelle lediglich das klassische Kraak-Set aufstellen: Bett, Tisch und Stuhl - und schon galt das Haus als besetzt. Dann konnte sie mit ihren beiden Kommilitonen auch problemlos Wasser und Strom anmelden – die einzigen laufenden Kosten, die den dreien entstehen. Räumen müssen sie das Haus erst wieder, wenn der Eigentümer nachweisen kann, dass er es verkaufen oder renovieren will.
Jetzt allerdings sollen Hauseigentümer wieder mehr Rechte bekommen: Eine Mehrheit der Abgeordneten im niederländischen Parlament will das Kraken verbieten und mit bis zu zwei Jahren Haft bestrafen. Als Ausgleich sollen die Bürgermeister mehr Möglichkeiten erhalten, etwas gegen die vielen leerstehenden Häuser zu tun.
Die Kraak-Gegner argumentieren, dass ein kleiner, harter Kern von gewalttätigen Hausbesetzern immer wieder für Probleme sorge. Auch würde es zunehmend gewalttätige Kraker aus dem Ausland in die Niederlande ziehen. Und drittens, so die rechtsliberale Abgeordnete Brigitte van der Burg: "Finger weg vom Eigentum anderer Leute":
"Es kann nicht so sein, dass eine Gruppe von Bürgern bei Leerstand das Recht in eigene Hände nimmt."
Die Kraker sprechen von einer Hetzjagd: Erstens müsse die Polizei wirklich nur in Ausnahmefällen anrücken, um Gebäude zu räumen. Zweitens sei ein Dach über dem Kopf ein Menschenrecht – "unbegreiflich, dass sich gerade die christlichen Parteien für ein Verbot starkmachen", findet Studentin Michelle:
"Ich werde in jedem Falle bleiben, aus Prinzip! Ein solches Haus lässt man nicht jahrelang leerstehen, nur weil man spekulieren und mehr Geld dafür bekommen will, während Leute wie ich verzweifelt ein Dach über dem Kopf suchen!"
Unterstützung bekommt die Szene ausgerechnet von vielen Bürgermeistern. Sie halten ein Verbot für unausführbar. Es koste nur Zeit und Geld, und es trage auch nicht zur Bekämpfung der vielen Leerstände bei – ganz im Gegenteil, sagt Bürgermeister Thom de Graaf von Nimwegen, seit jeher eine Krakers-Hochburg:
"Dennoch haben wir hier keine großen Probleme. Die Bedingungen, unter welchen das Kraken in den Niederlanden erlaubt ist, sind gut und völlig ausreichend. Ein Verbot verschafft den Abgeordneten lediglich ein gutes Gefühl, etwas prinzipiell geregelt zu haben. Das Eigentumsrecht ist zwar wichtig, aber um die vielen Leerstände zu bekämpfen","
… so Bürgermeister de Graaf,
""… ist gesellschaftlicher Gegendruck manchmal ganz hilfreich."