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Schnell, funktional und bezahlbar

Smartphones in allen Größen, Formen und Funktionalitäten, einfache Handys für Entwicklungsländer - noch ist der Weltmarkt für die kleinen Kommunikationscomputer nicht endgültig gesättigt. Benjamin Hammer stellt die Trends vor.

Benjamin Hammer im Gespräch mit Günter Hetzke | 25.02.2013
    Günter Hetzke: Für uns ist mein Kollege Benjamin Hammer auf dem Messegelände, den ich nun in Barcelona begrüße. Herr Hammer, eine spannende Frage für alle, die sich für diesen Technikbereich interessieren, ist natürlich die nach Neuheiten und Trends. Auf welchen Gebieten gibt es denn Innovationen?

    Benjamin Hammer: Also die wichtigste Botschaft ist vielleicht, dass es diesmal nicht so sehr um größer und schneller geht. Große Displays und schnelle Prozessoren – das war DAS Thema im letzten Jahr. Dieses Jahr geht es mehr darum, dass die Technologie auch reibungslos funktioniert. Denn was nutzt der schnellste Prozessor, wenn er die Akkus viel zu schnell leersaugt. Es geht auch weiter um den Datenstandard LTE – der soll schneller und verbreiteter werden. Da sind die Handyhersteller gefragt – vor allem aber die Netzbetreiber. Und dann versucht man hier das Thema "mobiles Bezahlen" durchzusetzen. Daran ackert sich die Industrie ja schon seit Jahren ab – die Kunden haben das bisher nicht wirklich in Anspruch genommen. NFC heißt die Technik, damit soll man drahtlos mit dem Handy bezahlen, zum Beispiel an der Supermarktkasse – mal schauen, ob die Kunden das in diesem Jahr annehmen.

    Günter Hetzke: Auf dem Mobilfunkmarkt wird viel Geld verdient – vor allem von einigen wenigen Marktgiganten, Apple zum Beispiel, Samsung oder Google. Was setzen denn die Kleinen dagegen?

    Benjamin Hammer: Eine ganze Menge. Da gibt es zum einen chinesische Hersteller wie ZTE oder Hua-Wei, die auf der Messe sehr auffällig sind. Und gestern Abend wurde hier in Barcelona dann ein neues Handy-Betriebssystem vorgestellt, als Gegenentwurf zu Apple und Google. Firefox OS heißt das – gemacht von Mozilla, einer Organisation, die nicht auf Profit aus ist. Es soll ein einfaches, günstiges und vor allem offenes System für Smartphones sein, an dem alle mitmachen können, ohne große Hürden. Bisher ist es ja so, dass zum Beispiel Apple, eine App durchaus auch mal verschwinden lassen kann, wenn dem Unternehmen inhaltlich etwas nicht passt. Die Deutsche Telekom macht mit bei dem Projekt – wohl auch, weil sie hofft, dass sie finanziell von so einem neuen System profitieren kann. Telekom-Chef René Obermann gestern Abend in Barcelona:

    "Für uns ist das Geschäftsmodell ja sehr einfach, wir verkaufen die Netzanschlüsse, Datentarife, wir verkaufen zusätzliche Features eigener Applikationen ja auch, haben wir ja immer mehr entwickelt, und insofern haben wir auch ein geschäftliches Interesse daran und wir wollen eben den Markt ausweiten, zB. in Ländern mit einem geringeren Durchschnittseinkommen. Wenn wir einmal nach Osteuropa schauen, nehmen wir mal Rumänien, wo wir sind, dort wären die Menschen froh, wenn sie für einen günstigen Preis ein Smartphone mit all diesen Möglichkeiten bekommen und das ist dann auch wieder interessant für uns, also ich glaube hier treffen sich alle Interessen."

    Ich habe René Obermann dann noch gefragt, ob er das Projekt auch unterstützt, weil ihm Unternehmen wie Apple ein Dorn im Auge sind, die verlangen ja für jede Transaktion in ihrem System happige Beteiligung. Obermann blieb diplomatisch.

    "Ich rede über meine Partnerschaften und auch über kommerzielle Fragen nicht."

    Aber trotzdem: Die Kooperation von Anbietern wie der Telekom mit einem mittelgroßen Internet-Rebellen wie Mozilla – das ist schon ein Zeichen, ein gewisser Angriff gegen Apple und Google.

    Günter Hetzke: Ein Angriff gegen die großen – Was ist denn Ihre Prognose – sinken dadurch die Preise für Verbraucher?

    Benjamin Hammer: Also die neuen Handys mit dem Firefox-Betriebssystem sollen rund 100 Euro kosten. Heute Morgen wurden hier weitere Handys in dieser Preisklasse vorstellen. Günstige Smartphones, die gab es schon immer. Aber die aktuellen Geräte, die können einfach eine Menge mehr, surfen, streamen, Kartendienste. Für preisbewusste Verbraucher ist das eine gute Nachricht.

    Homepage des Mobile World Congress 2013