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Sebastian Coe im Sportausschuss
"Wir befinden uns in einem Prozess"

Der Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes, Sebastian Coe, hat im Sportausschuss des Bundestages über die Umbrüche in seinem Verband gesprochen. Coe verteidigte außerdem die anhaltende Sperre des russischen Leichtathletik-Verbandes.

Von Robert Kempe | 13.02.2019
    Sebastian Coe bei einem Treffen in Griechenland
    Sebastian Coe bei einem Treffen in Griechenland (dpa/ picture alliance/ Dimitrios Karvountzis)
    Sein Verband lag 2015 am Boden. Im Sportausschuss des Bundestags gibt sich Sebastian Coe nun zufrieden. Der eingeleitete Reformprozess in seinem Verband, dem IAAF, würde gut voranschreiten. Auch, weil man die richtigen Schlüsse aus den Skandalen gezogen habe.
    "Es ist so viel besser, die Triebwerke an einem Jet zu behalten, als dass sie auf 11.000 Meter Höhe ausfallen. Der Hinweis, den ich immer Organisationen gebe, ist für diesen Moment gewappnet zu sein. Doch die Governance-Strukturen sind das möglicherweise nicht. Die Schwächen und Fehler kann man vielleicht momentan nicht offensichtlich sehen. Aber die Zeit wird kommen. Also adressiere sie jetzt."
    "Wir haben eine unabhängige Task Force, die uns führt"
    Coe verteidigte noch einmal die strikte Entscheidung der IAAF, dass Russlands Leichtathletikverband weiter gesperrt ist. Russland müsse alle Bedingungen erfüllen, um wieder dabei zu sein. Russische Athleten starten derzeit unter neutraler Flagge.
    "Wir sind in einem Prozess. Wir haben eine unabhängige Task Force, die uns führt. Es ist also nicht meine Aufgabe, über andere Sportorganisationen zu urteilen. Ich kann sagen, wir befinden uns in einem Prozess und wir werden davon nicht abweichen. Es ist ein Prozess, der uns gut getan hat."
    Gespräche hinter verschlossenen Türen
    Antwort stand Coe im Sportausschuss gewohnt hinter verschlossener Tür. Obwohl er als ehemaliger Politiker und Mitglied des britischen Parlaments eine öffentliche Sitzung befürwortete. In England sind die meisten Ausschüsse öffentlich. Den Weg der bürgerscheuen deutschen Sportpolitiker kommentierte Coe so: "Es gibt eine goldene Regel, von der ich sicherlich nicht heute abweiche. Die heißt, dass Politiker im Ausland weder über politische Strukturen in ihrem eigenen Land noch in dem Land, in dem sie sich aufhalten, diskutieren."
    Doch die Strategie der deutschen Sportpolitiker ging nicht auf, so Ausschussbeobachter. Coe habe nicht einmal den Namen seines Vorgängers Lamine Diack in den Mund genommen. Der steht immer noch in Frankreich unter Hausarrest. Dafür erspart das Einschließen wohl einigen deutschen Sportpolitikern unangenehme Momente. So wurde Coe vonseiten der Union als IOC-Mitglied angesprochen. Das ist der Brite aber nicht. Im Gegensatz zu allen Leichtathletik-Präsidenten zuvor.