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Selbsterkenntnis ist der erste Schritt

Bin ich zu dick? Diese Frage stellen sich viele Menschen in Deutschland und der ganzen Welt. Aber ab wann ist Übergewicht wirklich schädlich? Brandenburg-Korrespondent Axel Fleming ist der Frage nachgegangen und hat sie sich selbst gestellt.

Von Axel Fleming | 05.05.2011
    Wenn ich aufrecht stehe, sehe ich noch meine Füße, aber ich habe ja lange Zehen. Und ich kippe nicht vornüber, also kann es doch eigentlich nicht so schlimm sein. Aber nun will ich es genauer wissen, nehme ein Maßband und messe, da wo bei anderen die Taille ist, meinen Bauchumfang: Stattlich. Ein Meter und vier Zentimeter! Ist das dick?

    "Bei Männern sollte der unter 100 Zentimetern liegen, und bei Frauen sollte er unter 80 Zentimetern liegen, dann sind sie sehr gesund, 88 gibt es auch so eine Grenze."

    Susanne Klaus ist Professorin am staatlichen DIFE, dem Deutschen Institut für Ernährungsforschung, das zur Leibniz-Gemeinschaft gehört.

    Aufgabe: die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit zu erforschen. Klaus forscht über Adipositas, also Fettleibigkeit.

    "Metabolisches Syndrom, das sind so Krankheiten, die durch Fettleibigkeit entstehen, so wie Bluthochdruck, und Arteriosklerose, was dann bis zum Herzinfarkt und so weiter gehen kann. Oder Diabetes zum Beispiel kann auch daraus entstehen."

    Der Bauchumfang ist das eine Kriterium für Dicksein, das Körperfett genauer genommen. Das andere ist der BMI, der Body-Mass-Index.

    Dazu teilt man das Gewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße. Also noch einmal das Maßband her:

    1,76 Meter bin ich groß. Und dann auf die Waage.

    Aha, 91 Kilogramm. Da war ich auch schon einmal leichter. So, wie ist denn mein BMI nun? Susanne Klaus holt den Taschenrechner.

    "So, Sie haben ein BMI von 29,4. Und man sagt, ein BMI bis 25 ist ganz normal bei einem Erwachsenen. Zwischen 25 und 30 ist Übergewicht, und ab 30 ist es dann massives Übergewicht oder Fettleibigkeit. So, Sie liegen dann in dem Bereich, wo man von Übergewicht sprechen würde."

    Übergewichtig, amtlich, eigentlich hatte ich auch nichts anderes erwartet. Aber krank bin ich ja nicht, sieht man mal von dem Heuschnupfen ab, der mich jährlich im Frühjahr plagt, der hängt aber nun wirklich nicht vom Gewicht ab.

    "Also, wenn Sie ansonsten relativ gesund sind, sich fühlen, Sie haben keinen Bluthochdruck, Sie haben normalen Blutzucker, Sie sind bisschen sportlich auch tätig oder zumindest aktiv mal, dass Sie draußen rumlaufen, dann würde ich mir da jetzt noch nicht so Riesensorgen machen drum ums das Gewicht alleine."

    Zu dick also, aber noch lange nicht krank, das sagt der BMI. Statistiken zeigen aber den Zusammenhang zwischen BMI und dem Risiko, krank zu werden:

    "Es ist natürlich immer wieder relativ schwierig auch individuelle Voraussagen zu treffen, weil es gibt Leute, die sind sehr dick und trotzdem sehr gesund und es gibt auf der andern Seite natürlich auch Leute, die dünn sind und nicht besonders gesund."

    Die Ursachen sind bei mir schnell erkannt: Ich esse gerne und viel, ich trinke Alkohol, wenn auch in Maßen und ich bewege mich zu wenig. Wenn ich nicht den Hund hätte, würde ich vermutlich noch länger vor dem Computer sitzen. Sollte ich also etwas an meinem Gewicht ändern wollen, dann liegt das Rezept dazu in meiner Hand: weniger Essen, mehr bewegen.

    "Den Verbrauch kann ich natürlich in gewisser Weise regulieren, indem ich mehr Sport mache. Aber da sind die Grenzen jetzt auch nicht so riesig. Also ich kann nicht auf einmal das Dreifache von dem verbrauchen, was ich normalerweise verbrauche. Ich kann vielleicht das um zehn Prozent steigern, aber dann müsste ich schon relativ regelmäßig und täglich Sport machen."

    Gut zu wissen, schwerer schon umzusetzen.

    Ich weiß nun amtlich, dass ich knapp unter der Grenze von der Übergewichtigkeit zur Fettleibigkeit lebe; und zwar schon seit Jahren. Die will ich auch nicht überschreiten und tröste mich mit dem Spruch: Ich muss soviel essen, um mein Gewicht zu halten!

    "Wenn Sie das Gewicht so halten können, dann ist es jetzt auch nicht problematisch!"