Fünf Jahre nach dem Ende der Sopranos hat van Zandt seine kantige Rolle wieder ausgekramt: In Lilyhammer spielt er den New Yorker Mafiosi, der gegenüber der Polizei auspackt und ins schützende Exil gehen muss.

"Was haben Sie sich vorgestellt? Ein Liegestuhl auf den Bahamas?"
"Ich will auf meine alten Tage nicht noch Hautkrebs kriegen. Mir schwebt Lilyhammer vor."
"Was zum Teufel wollen Sie da?"
"Erinnern Sie sich an die Olympischen Spiele '94? Das war doch wunderschön! Niemand wird dort nach mir suchen."

Die gleiche schiefe Körperhaltung, die gleiche schlechte Perücke, der gleiche Sinn für doofe Sprüche.

"Machen Sie sich mal keine Sorgen. Ich bin ab jetzt ein völlig neuer Mensch."
"Ja klar..."

Doch weil Lilyhammer eine Produktion des öffentlich-rechtlichen norwegischen Senders NRK in Koproduktion mit dem Video-on-Demand-Dienst Netflix ist, hätte der Sopranos-Sender und -Produzent HBO nie einem Spin-off zugestimmt, also der offiziellen Fortführung eines Charakters seiner Serie. HBO fürchtet Netflix als größten Konkurrenten. Silvio Dante heißt nun einfach Frank Tagliano - und immer wieder gibt es Anspielungen auf die Urserie, zum Mafiagenre allgemein und den norwegisch-amerikanischen Cultureclash.

"Das ist ein Schafskopf. Das ist was zum Essen."
"Und ich hab vor 'ner Minute gedacht: Jetzt musst du Johnny Fontane 'ne Filmrolle verschaffen."

Allerdings ist Lilyhammer - anders als die Sopranos - ein sogenanntes Fish-out-of-Water-Format: Eine Figur findet sich plötzlich in einer völlig unvertrauten Umgebung wieder. Aber Silvio, Verzeihung, Frank wäre nicht der New Yorker Mobster, würde er sich der Umgebung nicht mit seinen Mitteln anpassen: Bestechung:

"In Norwegen eine Bar zu eröffnen, ist ein langwieriger und komplizierter Prozess."
"Und deshalb habe ich was für Sie. Zur Lösung des Problems."
"Versuchen Sie gerade einen Beamten zu bestechen?"

Erpressung:

"Was ist das? Wo haben Sie die Fotos her?"
"Sie sollten lieber fragen, was ich mit denen vorhabe."
"Erpressen Sie mich?"
"Definitiv."

Und selbst Mord ist ein probates Mittel in der ansonsten eher locker erzählten Serie.
Lilyhammer besticht durch skurrile Charaktere, die aber eher sympathisch denn vielschichtig daherkommen. Die acht Folgen der nun auf DVD vorliegenden ersten Staffel sind wohlmeinend durchkomponiert und lassen den Figuren, allen voran Tagliano, viel Raum zur Entfaltung der Idee: New Yorker Mafiosi findet sich plötzlich in der verschneiten norwegischen Kleinstadt wieder.
Das sich daraus bietende Humorpotenzial wird gerne und gut ausgenutzt, an manchen Stellen ist allerdings zu merken, dass die Entscheidung zur Produktion eines Dramas oder einer Komödie im Entstehungsprozess nie abschließend getroffen wurde.

"Was hast du denn mit ihm vor? Willst du ihn mit dem Rasenmäher da überfahren?"
"Seid ihr dabei oder nicht?"
"Klar sind wir dabei. Aber..."
"Ihr habt 'ne große Klappe, aber wenn es darauf ankommt, seid ihr Schisser."

Dennoch: Lilyhammer ist liebevoll produziert, so manche Anspielung oder Doppeldeutigkeit erschließt sich erst beim zweiten Anschauen, manchmal allerdings auch nur beim Schauen im Originalton. Viele Charaktere und deren Beziehungen untereinander bleiben eindimensional. Den sich zu jederzeit aufdrängenden Vergleich zum Serienepos "The Sopranos" hält die Serie in keiner Szene stand. Aber das will sie auch gar nicht.

"Wer ist Frank?"
"Jemand den ich mal gekannt hab. In einem anderen Leben!"