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Serie "Weird City"
Dystopie auf Lachgas

Die neue YouTube-Serie "Weird City" zeigt eine dystopisch-skurrile Zukunftswelt mit Yolo-Sprech statt dämonischer Maschinen. Dank bekannter Namen und gelungener Sketch-Comedy ist die Serie ein sehenswertes Gegenbeispiel zu den vielen düsteren Produktionen.

Von Julian Ignatowitsch | 14.02.2019
    Szene aus der Serie "Weird City": Drei Menschen in einem Labor hüpfen herum
    Szene aus der Serie "Weird City": Drei Menschen hüpfen in einem Labor herum ( YouTube)
    Das Leben der Privilegierten …
    Ausschnitt: "I am so tired of truffles."
    … es kann manchmal ganz schön anstrengend sein.
    Ausschnitt: "I heard they have great food vehicles below the line, but I am too scared to go there."
    Zu viel Trüffel und die Angst vor den schäbigen Restaurants des Proletariats: Die Bewohner von Weird City, einem dystopisch-skurrilen Ort in nicht allzu weiter Zukunft, teilen sich in zwei Klassen: die Habenden (Have) und die Nicht-Habenden (Have-Nots), diejenigen, die über (Over the Line) und unter der Linie (Below the Line) leben.
    Ausschnitt: "Three stars. Reminder, as a resident above the line you must eat here by end of month."
    Zwischen Social-Media-Sucht und Fitnesswahn
    Stu Maxsome ist einer, der den Aufstieg von unten nach oben geschafft hat, jetzt bekommt er Tipps von seiner Datenbrille. Was ihm aber noch zum perfekten Lebensglück fehlt, ist - natürlich - die passende Partnerin. Und auch dafür gibt es in Weird City Hilfe von Algorithmen und künstlicher Intelligenz:
    Ausschnitt: "The one, that’s the one."
    Das Tinder der Zukunft irrt nie.
    Ausschnitt: "…to assure that you get your perfect match."
    Oder doch?
    Ausschnitt: "Hi …, hi …"
    Eine verrückte, lustige Liebesgeschichte in Zeiten der digitalen Partnervermittlung: Die Anthologie-Serie "Weird City" behandelt solche schon jetzt zeitgemäßen Zukunftsthemen - Online-Dating, Social-Media-Sucht, urbanes Hipstertum oder Fitnesswahn - und spinnt sie in kurzweiligen, halbstündigen Episoden ins Absurde weiter. Stu findet sein Glück fernab der pseudo-wissenschaftlichen Partner-Matching-Methoden.
    Ausschnitt: "That was fun. Yeah, that was a blast!"
    Die Serie setzt dabei auf Humor und Sketch-Comedy. "Black Mirror" auf Lachgas. Eine "lustige Dystopie", die statt technischer Kontrolle und menschlichem Versagen lieber Schauckelpferdchen und Yolo-Sprech zeigt.
    Das ist mal was anderes, ein Kontrast zu den vielen düsteren Serienproduktionen - und tatsächlich lustig, queer, smart.
    Ausschnitt: "Hahahahaha."
    Denn natürlich liegt auch im Witz, im Absurden, ein Kommentar auf die Missstände der Gegenwart, auf Technikglauben und Optimierungszwang. Einer der Macher hinter "Weird City" ist Schauspieler, Regisseur und Produzent Jordan Peele. Und die Serie scheint konzipiert zu sein als eine Mischung aus Peeles beiden erfolgreichen Filmproduktionen, dem oscarprämierten Horrorfilm "Get Out" und der Komödie "Little Fockers". Dass dazu zahlreiche bekannte Namen, wie die Schauspieler Dylan O’Brien, Ed O’Neill, Rosario Dawson oder Michael Cera, dazu ein erfahrener Serien-Regisseur wie Adam Bernstein mitwirken, macht die Sache nur besser. Sie geben der Serie Wiedererkennungswert.
    YouTube Premium kann auch Serie
    Nach den Erfolgen von "Cobra Kai" oder "Wayne" (und manch anderen) bringt die Plattform YouTube Premium also eine weitere sehenswerte Serie auf den Markt. Dass die Eigenproduktionen bei der Videoclip-Streaming-Plattform kürzer, inhaltlich leichter verdaulich, teils oberflächlicher sind als zum Beispiel bei Netflix oder Amazon ist (aufgrund der unterschiedlichen Sehgewohnheiten und Zielgruppen) nur logisch..
    Wohin die zahlungspflichtige Plattform steuert, ob sie überhaupt zahlungspflichtig bleibt, ist aber nach wie vor undurchsichtig. Musik-Videos, Celebrity-Kanäle wie von Victoria Beckham oder Will Smith, Livestreams, Filme, Dokus und eben auch Serien tummeln sich gleichermaßen im Angebot. Und die Verantwortlichen sind sich uneins, ob man nun ein Konkurrent zu den großen Streaming-Diensten Netflix, Amazon und Hulu und ihren Eigenproduktionen sein will. Den großen Erfolg im Filmgeschäft kann die Plattform derzeit nicht erwarten. Und doch zeigt "Weird City": YouTube Premium kann auch Serie.
    "Weird City", abrufbar auf YouTube Premium