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Siemens
Windkraftprobleme und Konjunktursorgen

Siemens hat die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt. Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht: Denn der Elektronikriese hat zwar mehr Gewinn eingefahren als noch vor einem Jahr, die Umsätze stagnieren aber. Siemens-Chef Joe Kaeser will den Konzern deshalb weiter umbauen.

Von Philip Banse | 06.11.2014
    Der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Joe Kaeser, vor der Siemens Halbjahres-Pressekonferenz am 07.05.2014 in Berlin.
    Der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Joe Kaeser. (Rainer Jensen /dpa)
    Auf den ersten Blick sieht es gut aus für Siemens. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte der Münchner Mischkonzern seinen Gewinn nach Steuern um satte 25 Prozent steigern auf 5,5 Milliarden Euro.
    "Das bedeutet, wir haben die ursprünglichen Ziele für das Jahr 2014 erreicht", verkündete Siemens-Chef Joe Kaeser. Für Profit sorgten vor allem die Sektoren "Industrie und Infrastruktur" sowie die Gesundheitstechnik. Doch Kaeser benannte auch die zahlreichen Baustellen seines Unternehmens. So ist etwa der Konzern-Umsatz gesunken und wird auch im nächsten Jahr nicht steigen. Dass von weniger Umsatz mehr Gewinn hängen bleibt, hat zwei Gründe: Siemens verkauft Unternehmensteile, etwa die Beteiligung an Bosch Siemens Hausgeräte. Und Siemens spart. So hat Joe Kaeser den Konzern komplett umgebaut und verschlankt, 15.000 Stellen wurden gestrichen.
    "Wir werden niemals, niemals Arbeitsplätze abbauen wegen temporärer Schwächen im Zyklus der Konjunktur. Aber wir müssen strukturelle Veränderungen von Geschäftsmodellen, von regionalen Umverteilungen des Bedarfs reagieren und am besten agieren."
    Als Beispiel für Marktveränderungen, die bei Siemens Arbeitsplätze kosten, nannte Kaeser die Energiewende.
    "Da kann es dazu führen, dass wir in Deutschland in der Energieerzeugung gut ausgebildete, hervorragende Menschen haben, die fleißig sind, die einfach keine Arbeit mehr haben, weil die deutsche Energiewende dafür gesorgt hat, dass das Geschäftsmodell der Energieversorger zerstört wurde. Richtig oder falsch, ich will das gar nicht bewerten. Das ist auch nicht an mir, das zu tun. Da gibt es Gründe für und wider. Aber wenn der Bedarf nicht mehr da ist, müssen wir darauf auch agieren."
    Große Gasturbinen sind nicht mehr gefragt, überall werde die Energieversorgung dezentralisiert, darauf muss sich Siemens erst noch einstellen. Natürlich profitiert der Konzern auch von der Energiewende, produziert Windräder und baut Windparks. Aber da sind zuletzt Millionenverluste aufgelaufen, gestand die zuständige Vorstandsfrau Lisa Davis - weil Siemens Probleme gehabt habe, Qualität zu liefern:
    "Probleme mit der Qualität Produkten - etwa beim neuen ICE - haben Siemens fast eine Milliarde Euro gekostet." Joe Kaeser: "Wir können es besser und wir müssen es besser machen und daran arbeiten wir hart."
    Im laufenden Geschäftsjahr soll der Umsatz noch konstant bleiben. Kaeser rechnet aber mit einer Gewinnsteigerung von 15 Prozent, vor allem dank weiterer Verkäufe. Für die Hörgeräte-Sparte etwa bekommt Siemens gut zwei Milliarden Euro. Kaeser will weiter sparen, Effizienz steigern und Siemens auf seine Stärken ausrichten.