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Softwarefirma an der Börse
Verhaltener Börsenstart von Teamviewer

Das Göppinger Software-Unternehmen Teamviewer hat bei seinem Börsengang nur einen durchwachsenen Start hingelegt. Dabei war der Weltmarktführer für Fernwartungssoftware mit etlichen Vorschusslorbeeren gestartet. Ob er diese Erwartungen erfüllen kann, wird sich noch zeigen müssen.

Von Mischa Ehrhardt | 25.09.2019
Die Firmenzentrale von Teamviewer in Göppingen
Die Softwarefirma Teamviewer aus Göppingen geht an die Börse (www.imago-images.de)
Selten tummeln sich auf dem Frankfurter Börsenparkett so viele Menschen wie heute Morgen. Die meisten von ihnen haben weiße Shirts an, sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Teamviewer. Applaus bei quasi jeder Pause während der kurzen Reden zum anstehenden Börsengang.
Um viertel nach neun dann die Durchgabe des ersten Preises der Teamviewer-Aktien.
"The first Price – 26,25 Euro."
26,25 Euro – das ist exakt der Preis, zu dem kurz vor dem Börsengang die Aktien des Unternehmens an die Investoren gegangen sind. Im Laufe des Vormittags dann leichte Kursverluste – ein durchwachsener Börsenstart. Trotzdem ist Teamviewer-Chef Oliver Steil mit dem Sprung seines Unternehmens auf das Parkett zufrieden.
"Ganz sicher ein Erfolg. Wir haben viele Investoren angezogen, sehr viele qualitativ hochwertige Investoren und Fonds. Und ich denke, in dem jetzigen Marktumfeld mit dem Ausgabekurs sind wir sehr zufrieden."
Software für Videokonferenzen oder Fernwartung
Das Unternehmen aus Göppingen in der Nähe von Stuttgart vernetzt Computer und Maschinen miteinander. So können Nutzer mittels der Software Videokonferenzen machen oder auch Computer, Laptops und andere Geräte aus der Ferne warten. Das Unternehmen beschäftigt mittlerweile rund 800 Menschen weltweit. Etwa 300 von Ihnen sind nach Frankfurt an die Börse gekommen. Partystimmung im sonst eher ruhigen Börsensaal.
Teamviewer bringt es nach dem heutigen Debüt auf dem Parkett auf einen Börsenwert von über fünf Milliarden Euro. Der Erlös von gut 2,2 Milliarden Euro durch den Verkauf der Aktien allerdings fließt nicht in die Kassen des Unternehmens, sondern in die des Eigners – des Finanzinvestors Permira.
"In der Regel ist es eigentlich eher ein Negativ-Zeichen. Das heißt, der Investor macht Kasse und macht sich dann von dannen", sagt Aktienhändler Oliver Roth von der Wertpapierhandelsbank Oddo Seydler.
"Das ist aber in diesem Falle nicht in erster Linie so. Ja, Permira macht Kohle, aber sie bleiben ja im Unternehmen drin. Von daher ist das jetzt nicht das Negative. Aber ja, Teamviewer hat jetzt kein Geld rausbekommen, das ist an sich negativ. Man hätte von einem richtig gesunden Börsengang erwartet, dass zumindest ein Teil des Geldes, das generiert wird, auch dem Unternehmen zugutekommt, damit die expandieren können. Aber das ist an dieser Stelle nicht wirklich umgesetzt worden."
Börsengang mit zwei Besonderheiten
Teamviewer selbst sieht das nicht als Manko, man wachse aus eigener Kraft und werde das auch in Zukunft schaffen. Aus Sicht der Börse ist Teamviewer der erste große Börsengang eines reinen Software- oder Computertechnologie-Unternehmens seit dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000. Und es ist der größte Börsengang in diesem Jahr bislang. Ob er sich für Anleger auszahlt, muss sich aber erst zeigen.
"Es ist ein neues Unternehmen an der Börse, es ist ein großer Börsengang gewesen, es ist ein gesundes Unternehmen. Und für alle die, die noch einsteigen wollen, sollte man ein bisschen abwarten, ob da noch ‚Butter bei die Fische‘ gegeben wird, ob die Zahlen noch stimmen. Denn die Vorschusslorbeeren, die waren schon enorm. Und jetzt muss das Unternehmen liefern, und daran muss es sich auch messen lassen."