Sonntag, 28. April 2024

Nach Corona-Pandemie
Sozialforscher Hurrelmann: Deutsche Gesellschaft ist traumatisiert

Der Berliner Sozialforscher Klaus Hurrelmann sieht die deutsche Gesellschaft nach der Corona-Pandemie als sehr belastet und erschöpft. In einem Interview mit der "taz" verglich er die aktuelle Stimmungslage mit einer posttraumatischen Belastungsstörung.

04.08.2023
    Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann im Porträt
    Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann (imago / Reiner Zensen)
    Eigentlich bräuchten die Menschen jetzt Ruhe, sagte Hurrelmann, stattdessen stehe man vor den nächsten Krisen. Klima, Krieg, Inflation, vielleicht auch noch eine Fluchtbewegung - diese Herausforderungen würden viele Menschen überfordern. In der Folge komme es zur Zunahme von Verschwörungserzählungen. Viele Menschen verstünden nicht mehr, was los sei, weil es über die eigenen Kräfte hinausgehe. Verschwörungstheorien könnten Unterstützung und Entlastung bieten, sagte der Sozialforscher. Es gebe Sicherheit, wenn man entgegen der Faktenlage glaube, dass die CIA das Coronavirus erfunden habe oder der Klimawandel nicht menschengemacht sei, man selbst also nichts tun könne.
    Hurrelmann sprach sich für eine "ermutigende und ermächtigende Politik" aus. Bundeskanzler Scholz solle der Bevölkerung endlich anbieten, was sie dringend brauche - ein Gefühl der Machbarkeit, Verstehbarkeit und Sinnhaftigkeit.