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Sparkurs bei Bayer
4.500 Stellen fallen weg

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer will 4.500 Stellen in Deutschland streichen. Bis 2025 soll es aber keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Offiziell begründet Bayer den Stellenabbau mit der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.

Von Marco Müller | 09.04.2019
Man sieht das Werk von der anderen Rheinseite aus. Am Pier liegen Frachtschiffe.
Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer baut weltweit 12.000 Stellen ab. (AFP / PATRIK STOLLARZ)
Es wird ernst für die Mitarbeiter des Pharma- und Chemiekonzerns Bayer in Deutschland. Denn heute hat das Leverkusener Unternehmen bekannt gegeben, 4.500 Stellen in Deutschland zu streichen. Insgesamt hat Bayer rund 32.000 Mitarbeiter in Deutschland.
Rundschreiben an die Mitarbeiter
Zu den Gründen für den Stellenabbau teilt Bayer in einer offiziellen Stellungnahme folgendes mit:
"Mit den Maßnahmen will Bayer seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern und die Profitabilität steigern. Einen Teil der frei werdenden Gelder wird das Unternehmen wieder in seine Kerngeschäfte investieren und so die Innovationskraft weiter stärken. Gleichzeitig will Bayer schlanker, schneller und flexibler werden und die Ausrichtung auf den Kunden weiter erhöhen."
Inoffiziell dürfte es aber auch noch einen anderen Grund geben: Bayer hatte im vergangenen Jahr den US-Saatguthersteller Monsanto für rund 63 Milliarden US-Dollar übernommen. Nach der Übernahme sieht sich Bayer in den USA mit Klagewelle wegen möglicher Krebsrisiken eines Unkrautvernichters von Monsanto mit dem Wirkstoff Glyphosat konfrontiert. In zwei Prozessen war Bayer bereits zu Millionenzahlungen verurteilt worden. Die vielen tausend weiteren Klagen könnten teuer werden. Heute wurden die Mitarbeiter in einem Rundschreiben über die Sparmaßnahmen informiert. Das Schreiben endet mit folgenden Worten.
"Wir wissen, dass diese Änderungen von Ihnen viel abverlangen. Aber sie eröffnen auch viele Chancen: mehr Gestaltungsfreiheit, klarere Verantwortung und schnellere Entscheidungen. Heute zählt Geschwindigkeit mehr denn je, deshalb sind Flexibilität und Agilität umso wichtiger. Wir setzen auf Ihre Unterstützung, damit wir alle gemeinsam Bayer zu einem stärkeren und noch wettbewerbsfähigeren Unternehmen machen. So werden wir noch besser in der Lage sein, unsere Mission zu leben: Science für a better life."
Unsicherheit in der Belegschaft
Zu dieser Mission gehört auch, dass insgesamt weltweit rund 12.000 Arbeitsplätze wegfallen sollen. Dies ist seit November letzten Jahres bekannt. Nicht bekannt war bislang, wie groß der Stellenabbau in Deutschland ausfallen würden. Dies führte bei den Mitarbeitern in Deutschland zu einer Unsicherheit:
"Der Zusammenhalt an sich in der Belegschaft ist aber noch groß. Gut, die politischen Entscheidungen sind generell nicht beliebt hier, ja." "Die Stimmung ist schon ein bisschen gedrückt grade, aber es gibt ja gute Abfindungspakete für die Leute. Es fällt ja keiner ins Bodenlose."
Stellenabbau über Vorruhestandsregelungen und Abfindungen
Immerhin sind betriebsbedingte Kündigungen, wie Bayer offiziell mitteilt, "im Personalverbund der Bayer AG in Deutschland bis Ende 2025 grundsätzlich ausgeschlossen". Stattdessen sollen Vorruhestandsregelungen und Abfindungen greifen.
In dem Schreiben an seine Mitarbeiter gibt Bayer an, seine Mitarbeiter unterstützen zu wollen:
"Wir werden unsere von Arbeitsplatzverlusten betroffenen Mitabeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich unterstützen und sicherstellen, dass alle Maßnahmen fair und transparent gestaltet werden."
Der Konzern - und seine Mitarbeiter - haben also noch einiges vor sich. Ruhig wird es in näherer Zukunft wohl um Bayer nicht werden.