Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Spielfilm zum Mitmachen

Einen echten Roadmovie ohne viel Geld drehen, durch Europa reisen und die Zuschauer online mitbestimmen lassen. Das war die Idee von Medientechnik-Studierenden der Hochschule Mittweida. Diesen Sommer machten sie sich auf die Reise durch Deutschland, Frankreich und Spanien um einen Film zu drehen, bei dem jeder mitarbeiten kann.

Von Mark Michel | 10.09.2007
    "Wie lange seid ihr denn schon zusammen?" "Nicht so lange, sie war nur kurze Zeit in Karlsruhe. Sie studierte eigentlich in Lyon." "Verstehe, Verstehe. Und jetzt fährst du sie besuchen?"

    Eigentlich hatte Frank einen Job im Unternehmen seines Vaters sicher. Er wollte nur noch sein Studium beenden. Alles war klar. Bis er die Liebe seines Lebens kennen lernte. Doch die ist auf einmal plötzlich weg. Das einzige was ihm bleibt ist ein Zettel mit einer Adresse in Frankreich. Ohne nachzudenken, packt Frank seine Sachen und fährt ihr hinterher. Tom ist seine Mitfahrgelegenheit.

    "Ne Französin also!" "Nein sie ist keine Französin. Sie ist Spanierin, sie studiert nur in Lyon." "Moment. Ne Spanierin, die in Frankreich studiert und in Deutschland einen Freund hat?! Wow! Das nenn ich Globalisierung! Weiß sie, dass du kommst?"

    "Mitfahrgelegenheit" - so heißt der Arbeitstitel des Films, an dem gerade fünf Studierende der Hochschule Mittweida arbeiten. Vier Wochen lang sind sie mit einem kleinen Team und zwei Darstellern quer durch Deutschland, Frankreich und Spanien gereist um ihren Film, einen echten Roadmovie zu drehen. Doch der Film ist keine gewöhnliche Produktion, denn jeder der will, kann am Film mitarbeiten, sagt der junge Regisseur des Films Alexander Schulz:
    "Die Idee entwickelte sich letztes Jahr im Oktober. Da hatten wir die Storyidee und haben uns gedacht, da können wir einen Film drehen. Und haben uns gedacht, wie können wir aus dieser Idee etwas Besonderes machen. Und da entwickelte sich die Idee, dass wir das doch interaktiv machen können. Das heißt im Internet eine Seite dazu machen, mit Tagebuch und der Zuschauer kann mitbestimmen wie der Film heißt und wie er verläuft und wer die Darsteller sind und so weiter."

    So wurde beispielsweise der Hauptdarsteller für die Rolle des Frank Matthias Dietrich per online Voting gewählt. Und via pod- und videocasts konnte man während der Dreharbeiten als Zuschauer dabei sein.

    "Vielen Dank für die anstrengende Zeit!" "Die letzte Einstellung der letzten Szene ist abgedreht. Wir haben das erste Ziel auf unserer Heimreise erreicht. Wir sind angekommen in Frankreich..."

    Kennen gelernt haben sich die fünf Filmemacher an der Hochschule Mittweida im Studiengang Medientechnik. Nach mehreren gemeinsamen Kurzfilmprojekten gründeten sie ihre eigene Firma, mit deren Einnahmen sie die komplette Produktion ihres Low-Budget Films finanzierten. Und alle die mitarbeiten, verzichteten auf ihre Gagen. Unterstützung gab es noch von der Hochschule, die das Filmteam mit Technik unterstützte.

    Das Konzept des Films, erklärt Tino Kreßner, zuständig für Marketing und online, liegt nicht zuletzt in der medienübergreifenden Ausbildung in Mittweida begründet.

    "Wir sind alle auf verschiedene Gebiete spezialisiert. Das heißt, wir haben jemanden der ist auf Film spezialisiert, jemand auf Audio und Radio und jemand auf Internet und Marketing. Wir haben zum Abschluss unseres Studiums gedacht, wir machen ein Projekt zusammen, haben unsere Fähigkeiten zusammengelegt und deshalb ist so etwas ganz crossmediales, interaktives entstanden. "

    Über die Resonanz konnten sich die jungen Filmemacher bisher jedenfalls nicht beklagen.

    "Also das erfolgreichste war eine Schaltung auf mitfahrgelegenheit.de, das heißt wir hatten da eine Partnerschaft und die haben uns immer auf der Startseite präsentiert. Das sind am Tag 200 Leute über die Seite gekommen. Wir haben auch einige Gewinnspiele gemacht. Und haben auch einen großen Partner, das ist ein Videoportal, sevenload.de nennt sich das. Und dort haben wir einen eigenen Channel mit unseren Videopodcasts. Und haben dort sozusagen das moderne Fernsehen 2.0, wo wir einen eigenen Channel haben und unsere Sachen laufen lassen können."

    Gerade sind die Jungs in der Postproduktionsphase und suchen einen Verleih um den Film ins Kino zu bringen und natürlich auch um ihre eigene Karriere anzuschieben. Den Trailer haben sie vor kurzem auf einer großen Party das erste Mal öffentlich gezeigt. Im Oktober wollen die fünf dann fertig sein und ihren interaktiven Live-Spielfilm erstmals im Internet in einer Probevorführung, einem sogenannte online-Testscreening, zeigen.