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Sporthallen als Flüchtlingsunterkünfte
Hohe Entschädigungssummen für Berliner Sportvereine

Die letzten Flüchtlinge sind aus Sporthallen in Berlin ausgezogen. Nun stellt die Politik sechs Millionen Euro zur Verfügung, um die Hallen zu sanieren. Die Sportvereine sollen schnell wieder zurückkehren können - doch einige Schäden scheinen schwerwiegend.

Von Thomas Weinert | 08.04.2017
    Notunterkunft für Flüchtlinge in einer Sporthalle in Berlin Charlottenburg.
    Notunterkunft für Flüchtlinge in einer Sporthalle in Berlin Charlottenburg. (dpa / picture alliance / Kay Nietfeld)
    Die Stimmung könnte nicht besser sein beim Auszug aus der Turnhalle im Efeuweg in Neukölln. Anderthalb Jahre haben diese Flüchtlinge hier gewohnt, jetzt zieht der Berliner Senat das Tempo an, die letzten 63 belegten Hallen sind geräumt. Der Abstimmungsprozess zwischen dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten - dem bisherigen Nutzer -, den Bezirken und dem Sportsenator nimmt in Berlin zügig Fahrt auf. Die Frage, ob eine Kachel in der Dusche nicht schon vor der Nutzung durch die Flüchtlinge abgefallen war, soll laut Andreas Geisel gar nicht erst aufkommen:
    "Diese Diskussion ersticken wir mit Geld, indem die Senatsfinanzverwaltung zusätzlich sechs Million Euro zur Verfügung gestellt hat, um genau solche Fragen möglichst unkonventionell zu lösen. Damit wir schnell zu Entscheidungen kommen und schnell saniert wird."
    Schnelle Rückgabe an Vereine gewünscht
    "Wenn wir das hier alles genau begutachten, dann braucht das enorm Zeit."
    Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey aus Neukölln begutachtet die Turnhalle und ist - im wahrsten Wortsinn - um Schadensbegrenzung vor Ort bemüht. Den betroffenen Berliner Sportvereinen - immerhin 160 an der Zahl - soll nun nach dem Willen von Senat und Bezirken wieder schnell die Hoheit in Hallen zurückgegeben werden.
    "Ich glaube schon, dass es eine Rolle spielt, ob die Hausleitung dieses Thema mit aller Kraft voran bringt, da hat der Senat eine Lösung gefunden, die auch abgestimmt worden ist mit dem Bezirk, wo wir auch gefragt worden sind, was unsere Haltung ist und die eben auf Schnelligkeit gesetzt hat. Nur so konnte es ermöglicht werden, dass in diesem Zeitraum der Umzug möglich geworden ist."
    Zu den Geldern für die Sanierung der Hallen bekommen die Sportvereine nun zusätzlich 950.000 Euro, die Klaus Böger, der Präsident des LSB Berlin, zunächst einmal nach Bedarf der betroffenen Clubs vergeben kann. Aus seiner Sicht eine Paradebeispiel für Entbürokratisierung.
    Sport lobt Vorgehen der Politik
    "Und Kooperation mit Zivilgesellschaft, das sind wir nämlich. Natürlich ist das Geld Steuergeld des Senats, des Landes Berlin und natürlich kann man nicht hergehen und es auf die Straße werfen und sehen, wer zuerst hier ruft und selbstverständlich muss das nachprüfbar und kontrollierbar sein und natürlich hat der Haushaltsgesetzgeber immer das Recht, einen Blick drauf zu haben. Ich finde es aber sehr vernünftig, uns, dem Landesportbund, es zu überlassen, das konkrete Verfahren in Absprache mit Ihnen zu regeln."
    Der so gelobte Sportsenator Andreas Geibel hat sich in seiner Verwaltung schnell einen Überblick verschaffen lassen über den Zustand der Hallen, die nun wieder nun die Vereine zurückgegeben werden sollen.
    "Das Schadensbild ist von Halle zu Halle unterschiedlich. Es gibt Hallen, die sind relativ schnell wieder in Stand zu setzen, da gehen wir davon aus, dass die Mitte des Jahres - also zwei oder drei Hallen sind, glaube ich, jetzt schon übergeben worden - wieder zur Verfügung stehen, andere Hallen erst Ende des Jahres wieder so hergerichtet sind, dass sie übergeben werden können. In jedem Fall ist es aber eine Frage des Tempos."
    Einige Schäden sind schwerwiegend
    Es war eine politische Entscheidung, hier unkonventionell und schnell zu handeln, allerdings sind manche Schäden, insbesondere an den Hallenböden und hervorgerufen durch Feuchtigkeit, auch so schwerwiegend, dass das Ziel bis zum September für die Schulen und Sportvereine fertig zu werden mit der Sanierung, sehr anspruchsvoll erscheint.
    Zumal wegen des Baubooms in Berlin derzeit Handwerker schwer zu bekommen sind, hier sollen möglichst Sanierungsaufträge zusammengefasst und auch so ausgeschrieben werden. Für den Landessportbund in Berlin aber allemal gute Nachrichten quasi als Quittung für die Willkommenskultur, die sie ja auch zu einem Großteil mit geschaffen haben. Und die Flüchtlinge freuen sich über ihr neues Zuhause.
    "Ich weiß zum Beispiel von einer Halle in Zehlendorf, die gestern ans Netz gegangen ist, da haben alle Beteiligten gesagt, die sei schöner als vorher und sei so wunderbar gelungen."
    "Ist natürlich sehr gut. Haben wir ein Dach gefunden, zusammen haben wir eine Wohnung jetzt, das ist natürlich gut. Freuen wir uns."