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Staatsbesuch in Berlin
Merkel fordert Athen zu weiteren Reformen auf

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Griechenland erneut zu Reformen aufgerufen. "Wir möchten, dass Griechenland wirtschaftlich stark ist", sagte sie nach einem Treffen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras in Berlin. Das gehe nur mit Strukturreformen und einem soliden Haushalt.

23.03.2015
    Bundeskanzlerin Angela Merkel und Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel und Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras. (AFP / Tobias Schwarz)
    Merkel betonte jedoch, Deutschland sei nicht in der Position, darüber zu entscheiden, ob Griechenland seine Reformzusagen richtig umsetze - das könnten nur die Institutionen bestehend aus Europäischer Zentralbank, EU-Kommission und Internationalem Währungsfonds. Die Bundeskanzlerin sprach zudem von dem guten Verhältnis zu Athen: "Wir haben enge und freundschaftliche Beziehungen zu Griechenland."
    Tsipras erneuerte seine Ablehnung der bisherigen Sparpolitik. Er sagte nach dem Treffen, das Rettungsprogramm der vergangenen Jahre sei keine Erfolgsgeschichte gewesen. "Es hatte schreckliche Auswirkungen auf unsere Volkswirtschaft". Seine neue Regierung respektiere die Verpflichtungen - "aber mit bestimmten Prioritäten." Es müsse "ein neuer politischer Mix erreicht werden". Seine Regierung sei zu entschiedenen Schritten bereit, um mehr Steuergerechtigkeit, weniger Korruption und Steuerflucht durchzusetzen.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel und Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras in Berlin.
    Tsipras und Merkel nach ihrem ersten Gespräch - beide betonten die Wichtigkeit eines Dialoges. (AFP / Tobias Schwarz)
    Gleichzeitig betonte er, beide Länder müssten sich besser verstehen. "Es gibt keinen anderen Weg als den des Dialogs, um bestehende Schwierigkeiten zu überwinden." Es sei besser, miteinander zu reden als übereinander. Er sagte weiter, die Stereotype müssten beseitigt werden. "Griechen sind keine Faulenzer" und Deutsche seien nicht Schuld an der Krise in Griechenland.
    Reparationen "moralisches Problem"
    Tsipras sprach zudem das Thema Reparationen und Zwangskredit während der NS-Zeit an. "Das ist für uns kein Thema materieller Art, sondern ein moralisches Problem". Daran müssten beide Seiten arbeiten. Merkel betonte, das Thema sei juristisch und politisch abgeschlossen - allerdings sei Deutschland bewusst, welche Grausamkeiten angerichtet worden seien.
    Am Nachmittag hatte Merkel ihren griechischen Amtskollegen mit militärischen Ehren vor dem Kanzleramt in Berlin empfangen. Der griechische Ministerpräsident nutzt seinen Berlin-Besuch auch, um mit Spitzenpolitikern der Opposition zu sprechen. Für Dienstag sind Treffen mit den Grünen-Vorsitzenden Simone Peter und Cem Özdemir sowie mit der Linken-Vorsitzenden Katja Kipping und Fraktionschef Gregor Gysi anberaumt. Für Tsipras ist es der erste Deutschland-Aufenthalt seit seiner Ernennung zum Ministerpräsidenten Ende Januar.
    (hba/swe)