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Stadtgeschichten
Klein-Moskau an der Oos

"Ich lebe jetzt in dem berühmten Kurort Baden-Baden. Ich wollte nur drei Tage bleiben, und schon drei Wochen kann ich mich nicht losreißen", schrieb einst der Schriftsteller Nikolaj Gogol. So manche Geistesgröße aus dem Zarenreich spielte hier damals im Casino, quasi der Sommerresidenz der europäischen Oberschicht.

Von Pascal Fischer | 16.08.2014
    Wer in Baden-Baden unterwegs ist, sieht es auf den ersten Blick. Immobilienmakler preisen herrschaftliche Anwesen in kyrillischen Schriftzeichen im Schaufenster an. Juweliere, Läden für feinen Zwirn und Apotheken stellen längst russischsprachige Angestellte an. Die solvente Kundschaft wird in den Grandhotels ebenso geliebt, wie in den zahlreichen Zahnarztpraxen, die umfassende Behandlungen in privater Atmosphäre zu entsprechenden Preisen anbieten. Alles ist so russisch, dass sich die Franzosen schon beklagen, dass die Menus in den Restaurants nur auf englisch und russisch verfasst sind, in dieser doch eigentlich einmal französischsten Stadt Deutschlands.
    Keine Frage – Baden-Baden lebt gut von den Russen. Doch lebt es auch gut mit ihnen? Immer wieder machen unschöne Gerüchte die Runde: Von reichen Russen, deren Bodyguards mit Kalaschnikows unterwegs sind. Von Unternehmen, deren einziger Zweck darin besteht, Geld zu waschen und Aufenthaltserlaubnisse zu erwirken.
    Und dann ist da die Ukraine-Krise: Manche Geschäfte leiden schon jetzt unter den ausbleibenden, solventen Kunden, die nicht lange und umständlich handeln.
    Pascal Fischer hat die Stimmung vor Ort eingefangen.