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Stellenabbau und Filialschließungen
Commerzbank baut um

Nach der geplatzten Fusion mit der Deutschen Bank rüstet sich die Commerzbank mit tiefen Einschnitten für die Zukunft. Tausende Jobs sollen wegfallen, 200 Filialen geschlossen werden. Und für Kunden, die ein Konto bei der Commerzbank haben, könnte es bald teurer werden.

Von Brigitte Scholtes | 27.09.2019
Martin Zielke, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank
Commerzbank-Chef Martin Zielke drückt auf die Kostenbremse (dpa / Arne Dedert)
Jammern gilt nicht, zu diesem Schluss sind die Manager der Commerzbank gekommen. Die angedachte Fusion mit der Deutschen Bank ist im Frühjahr nicht zustande gekommen. Deshalb war jetzt eine neue Strategie nötig. Deren Ziel beschrieb Commerzbank-Chef Martin Zielke so: "Wir wollen die Chancen für uns nutzen. Wir wollen unsere Bank wetterfest und zukunftssicher machen."
Commerzbank erwartet 2019 weniger Gewinn
Das fällt vor allem wegen der niedrigen Zinsen schwer. Man bereite zwar Maßnahmen vor, um diesem Umfeld zu begegnen sagte Finanzvorstand Stephan Engels: "Es wird jedoch etwas dauern, bis diese greifen. Deshalb passen wir unseren Ertragsausblick für 2019 an. Denn das Umfeld wirkt sich insbesondere im Firmenkundengeschäft aus. Deshalb rechnen wir für das Jahr 2019 nicht länger mit höheren bereinigten Erträgen." Einen Gewinn peilt die Bank für dieses Jahr jedoch an, auch an der Dividende will sie nicht rütteln. Mittelfristig soll die Eigenkapitalrendite auf gut vier Prozent steigen.
Die Eckpunkte der neuen Strategie sind seit einigen Tagen bekannt: Netto fallen 2.300 Stellen weg, 200 der 1.000 Filialen werden geschlossen. 700 Millionen Euro veranschlagt die Commerzbank für Restrukturierungskosten beim Stellenabbau, 150 Millionen Euro für die Filialschließungen. Pläne, die die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi heftig kritisiert.
Comdirect-Kunden können in Zukunft auch Filialnetz nutzen
Die Digitalisierung will die Bank vorantreiben. Auch das verursacht hohe Kosten. 750 Millionen Euro sollen allein in die IT investiert werden. Deshalb plant die Bank den Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an ihrer Ertragsperle, der polnischen mBank. Der dürfte, so hofft die Bank, auch nachhaltig wirken und sie bei den Kapitalkosten entlasten. Und schließlich soll auch die Direktbanktochter Comdirect vollständig in den Mutterkonzern eingegliedert werden. Dass deren Kunden nun abwandern, befürchtet Zielke nicht: "Wir rechnen nicht mit signifikanten Abweichungen bei unseren Comdirect-Kunden, weil das Angebot sich nicht verändert, also nicht schlechter wird, sondern sich eher ausweitet und andere Möglichkeiten dazukommen." Comdirect-Kunden könnten dann schließlich auch das Filialnetz der Bank nutzen. Die Marke Comdirect soll aber erhalten bleiben.
Firmen- und Privatkunden mit hohen Einlagen müssen jetzt mit höheren Gebühren rechnen. An die hat die Bank auch jetzt schon individuell die Negativzinsen der EZB weitergegeben. Generell werde die Commerzbank Preisänderungen vornehmen. Der Commerzbank-Chef machte aber auch deutlich: "Das ist nicht die Einstimmung auf den Abschied vom kostenlosen Girokonto." Denn das ist wichtig, um weiter neue Kunden zu gewinnen.
Eine Million Karteileichen
Ihren Kundenbestand hat sich die Bank jetzt angesehen und eine Million inaktiver Kunden dabei gefunden, die sie nun hinauswirft. Auch künftig will sie weiter um neue Kunden werben, das rentiere sich, sagte Zielke: "Mit diesen Kunden, die wir seit 2013 gewonnen haben, rund 2,5 Millionen, haben wir 2018 ein Drittel der Erträge im Privatkundengeschäft gemacht."
Sind all diese Bemühungen nun als Schönmachen der Braut für eine mögliche Übernahme zu sehen? Das verneinte Zielke: "Das ist natürlich eine "Stand-Alone"-Strategie. Richtig ist auch: Wir können am Ende alle die Zukunft nicht sehen. Und wenn meine Grundannahme stimmt, dass es Veränderungen geben wird über die Zeit, dann ist es natürlich richtig, dass wir uns heute so aufstellen, dass wir uns aktiv in diesen Prozess einbringen."