Allerdings sitzen die Christdemokraten seit Juli 1999 in der Opposition. In der flämischen Regionalregierung leitet eine Grüne das Ressort Umwelt und Landwirtschaft. Bart Martens:
Ministerin Dua hat die Sache unterschätzt und ihre Hausaufgaben zu spät gemacht.
Ende letzten Jahres hätte die flämische Regionalregierung die Karte mit den "Empfindlichen Gebieten" bei der Europäischen Kommission einreichen müssen. Sie liegt noch nicht vor. Statt dem - von der EU empfohlenen - deutschen, dänischen oder niederländischen Beispiel zu folgen und das ganze Grundgebiet als "empfindlich" einzustufen und dann für gewisse Zonen Ausnahmeregelungen auszuhandeln, ließ sich die Ministerin auf die Taktik des Bauernverbands ein. Die "Empfindlichen Gebiete" werden nach umstrittenen Nitratgehaltmessungen Fall für Fall definiert. Nach zweieinhalb Jahren Feilschen sind beide Seiten jetzt bei 54 Prozent des flämischen Grundgebiets angekommen. Unter der Bedingung, dass die Einstufungen jährlich korrigiert werden. Die Folge: Flandern produzierte letztes Jahr 15 Millionen Tonnen überschüssigen Mist, oder anders gesagt 70.000 Tonnen Stickstoff und 40.000 Tonnen Phosphate zuviel. Dreiviertel des Überschusses wurden illegal nach Wallonien geschafft. Bis der Skandal aufflog. Jetzt sitzen alle Beteiligten in der Klemme. Die Landwirte haben nicht in - zugegeben teure - Mistverarbeitungsanlagen investiert. Die jüngste Version des "Mistaktionsplans" garantiert den Status quo des Schweine- und Geflügelbestandes bis 2005. Gleichzeitig sieht der "Plan" eine "Super-Abgabe" von einem Euro pro Kilo überschüssigem Mist vor und von einem zusätzlichen Euro für Viehzüchter, die diesen Überschuss nicht weiterverarbeiten. Auf diese Weise kann Flandern die Vorschriften der Nitrat-Richtlinie bis zum 1. Januar 2003 nie und nimmer erfüllen. Die Hoffnung, mit der Europäischen Kommission eine rettende Fristverlängerung auszuhandeln, hat sich zerschlagen. Die Kommission wird vor dem Europäischen Gerichtshof klagen. Schließlich hatten die Mitgliedstaaten zwölf Jahre Zeit, um die Richtlinie umzusetzen, und ist das nur im flämischen Landesteil Belgiens noch nicht geschehen. Eine Verurteilung samt saftiger Strafe ist deshalb gewiss.