Reizüberflutung
Stressforscher: Wir Menschen brauchen gelegentlich das Ausgeschaltetsein

Der Psychiater und Stressforscher Mazda Adli hat sich für stressarme Rückzugsräume auch bei der Arbeit ausgesprochen. Reizüberflutung sei schon immer Teil der menschlichen Existenz. Durch die Digitalisierung sei die Wahrscheinlichkeit aber größer geworden, dass man gleichzeitig vielen verschiedenen Reizen ausgesetzt sei, die man "nicht bestellt" habe.

    Das Foto zeigt den Stressforscher Mazda Adli in der Hörsaalruine der Berliner Charité.
    Der Stressforscher Mazda Adli rät zu Rückzugsräumen (dpa / picture alliance / Christoph Soeder)
    Adli sagte im Deutschlandfunk Kultur, nicht jede Sinneswahrnehmung sei gleich eine Überforderung. Solange man sich bewusst Reizen aussetzte sei das kein Problem, auch nicht bei einer Fülle von Reizen. Aber man müsse eine Tür zumachen können. Belastend seien Reize dann, wenn man den "Ausknopf" nicht selbst in der Hand habe. Menschen bräuchten das gelegentliche "Ausgeschaltetsein". Darauf müsse die Gesellschaft reagieren, etwa durch Rückzugsräume bei der Arbeit und in der Freizeit.

    Akzeptieren, dass Multitasking nicht machbar ist

    Adli forscht an der Fliedner Klinik Berlin und an der Charité zum Thema Stress. Ihm zufolge ist Multitasking eine Illusion. Das menschliche Gehirn könne Sachen nur in Serie abarbeiten, niemals gleichzeitig. Adli sagte: "Wir können uns auf den Kopf stellen, aber unser Gehirn macht eben nur eins nach dem anderen." Wenn man sich das bewusst mache, käme man möglicherweise besser mit der Anwesenheit verschiedener Reize zurecht und könne nachsichtiger sein, dass man nicht auf alles gleichzeitig reagieren könne.
    Diese Nachricht wurde am 20.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.