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Studentenwerk München
Knapper Wohnraum für Studierende

Die Wohnungssuche für Studierende beginnt und damit der Kampf um die wenigen finanzierbaren Plätze. Das Studentenwerk München meldet erneut Wohnungsnotstand. Die bayerische Landeshauptstadt gehört wieder zu den Hotspots.

Von Susanne Lettenbauer | 12.08.2014
    Leopoldstraße München. Noch ist es ruhig an der Ludwigs-Maximilians-Universität. Nur vereinzelt laufen Studierende über den Platz vor der Mensa und dem Studentenwerk. Anfang Oktober startet das Wintersemester. Am Schwarzen Brett für Wohnungssuche und Angebote hängen die Zettel aber jetzt schon eng beieinander. In jedem Jahr werden es mehr, sagt Ingo Wachendorfer vom Studentenwerk München. Allein in den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Studierenden in München um 30.000 gestiegen. 120.000 Studentinnen und Studenten werden sich im Wintersemester in München tummeln:
    "Beim Studentenwerk München ist es momentan schwierig, jetzt noch einen Platz zu bekommen. Seit 15.5. konnte man sich ja bereits bewerben, wir hatten auch eine Onlineverlosung, aber die ist vorbei. Wer da nicht gewonnen hat, für den sieht es schlecht aus."
    Für 120 Millionen Euro wurde gerade erst das olympische Dorf saniert, die Bungalows und ehemaligen Zimmer der Athleten stehen jetzt den Studierenden zur Verfügung. Derzeit ist das Studentenwerk dabei, die olympischen Hangbauten herzurichten. Gut 9.300 Wohnplätze können im Wintersemester angeboten werden, bei 120.000 Studierenden ein Tropfen auf der heißen Stein, weiß auch Wachendorfer. Nach der Bundeswehrreform wurde kurz überlegt, Kasernen umzubauen:
    "Wir prüfen prinzipiell jeden Wohnraum, der uns angeboten wird, zum Beispiel hat uns jetzt auch die Stadt München Räumlichkeiten gezeigt und angeboten, wir sind im Gespräch mit der Gewofag, wir schauen uns auch alte Kasernen an, aber wir müssen natürlich immer die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten. Wenn sich das Gebäude nicht zu einem Preis sanieren lässt, zu dem man auch quasi neu bauen könnte, dann macht das keinen Sinn. Zwischennutzungen ergeben schon Sinn, aber einen gewissen Komfort muss man den Studierenden heute schon bieten, also ich rede von banalen Dingen wie Toilette und Waschbecken.„
    170 Euro bis 300 Euro kostet in München ein Wohnheimplatz, ein wahres Schnäppchen zu den Preisen, die private Vermieter verlangen. Da kann es schnell auf 600-700 Euro steigen. Deshalb suchen immer mehr Erstsemester eine Bleibe im Umland. Bis nach Dachau oder Augsburg pendeln manche. Die Politik sollte auf jeden Fall einmal darüber nachdenken, die Termine der Studienplatzvergabe zu staffeln. Dann würde sich die Wohnungsraumsuche in München erheblich entzerren, meint Wachendorfer:
    "Das Problem für die angehenden Studierenden, also für die angehenden Studierenden ist immer, dass sie eigentlich recht spät immer erst Bescheid bekommen, dass sie dort einen Studienplatz haben in einer Stadt. Deswegen fangen sie natürlich auch dann erst mit der Wohnungssuche an und alle fangen ungefähr gleichzeitig an. Das verschärft immer die Situation zu Semesterbeginn und da gibt es eigentlich auch keine große Möglichkeit der Entzerrung."
    Im Unterschied zu anderen Bundesländern vergibt der Freistaat Wohnzuschüsse an Bauträger von Wohnheimen. 32 000 Euro pro Wohnheimplatz, das helfe schon sehr, meint Wachendorfer, nur wo kein Bauplatz ist, helfe auch das nicht. Deshalb wird nachverdichtet, aber die Genehmigungen dauerten oftmals zu lang, beklagt der Studentenwerkssprecher:
    "Also wir hoffen schon, dass wir in der Chiemgaustraße, dass wir dort mehr Gebäude errichten können. Wenn die Studie das dort ergibt, würden wir auch komplett neu bauen, dann kann man viel mehr Plätze auf derselben Fläche errichten, wenn das denn auch so genehmigt wird, neue Häuser bauen können. Dann eröffnen wir zum Wintersemester noch das internationale Haus. Das ist eine Wohnanlage mit 170 Plätzen in der Agnes-Adelheid-Straße direkt am Josephsplatz mitten in Schwabing. Da können dann internationale und deutsche Studierende einziehen."
    In diesem Jahr werden, wie bereits im letzten Jahr Notunterkünfte angeboten. Matratzenlager, die vorübergehend den Studienanfängern eine Bleibe bieten sollen. Im vergangenen Jahr wurden die Unterkünfte aber eher zurückhaltend angenommen von den Studierenden, wundert sich Wachendorfer. Einen gewissen Komfort erwarten die Münchner Studierenden dann wohl schon.