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Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
Studie der Otto-Brenner-Stiftung sieht "erstaunliche" Schieflagen beim Jugendangebot funk

Im Jugendangebot "funk" von ARD und ZDF gibt es laut einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung "erstaunliche" Schieflagen. Programmgeschäftsführer Schild weist die Kritik im DLF-Interview zurück.

    Eine Frau schaut sich auf ihrem Smartphone den Youtubekanal von "funk" an. "funk" ist das multimediale Angebot für Jugendliche von ARD und ZDF.
    Studie der Otto-Brenner Stiftung sieht Schieflagen beim Jugendangebot funk (picture alliance / dpa / Maurizio Gambarini)
    Mehr als 40 Prozent der Beiträge von funk befassen sich laut der Studie mit Themen wie Gesundheit, Partnerschaft sowie Kriminalität und Verbrechen. Nicht einmal jeder fünfte Beitrag adressiere politische Themen. Für fragwürdig hält der Studienautor Brinkmann auch "die ausschließlich nationale Perspektive der Beiträge". In weniger als 15 Prozent der Fälle werde der Blick über Deutschland hinaus erweitert. Für kritikwürdig wird auch die regionale Gewichtung gehalten. Ostdeutsche Bundesländer kämen (ohne Berlin) nur in fünf Prozent der Beiträge vor, Lebensrealitäten außerhalb von Großstädten in weniger als zwölf Prozent.
    Der Studie zufolge weisen Beiträge zudem eine subjektive Tendenz auf und folgten damit einer nischigen journalistischen Praxis – dem sogenannten New Journalism. Dabei dominiere eine gefühlsorientierte Aufbereitung der Themen. Studienleiter Brinkmann betonte im DLF, dies sei bei funk auf die Spitze getrieben worden. Es werde damit eine Grenze ausgelotet, aber nicht übertreten. Mit klassischem, auf jung gebürstetem Journalismus würde man junge Menschen vermutlich nicht erreichen, vermutet Brinkmann.

    Funk-Programmgeschaftsführer: "Haben klare journalistische Standards"

    Philipp Schild, Programmgeschäftsführer bei funk,verteidigteim Deutschlandfunk das Konzept des Senders. Der Zugang über eine Reportage sei nun mal subjektiv. Schild unterstrich, das subjektive Erleben stehe nicht für die Gesamtheit. Man habe klare journalistische Standards. Meinung werde gekennzeichnet und von Fakten getrennt.
    Für die Studie wurden den Angaben zufolge alle YouTube-Beiträge der Formate von ihrem "Sendestart" 2016 bis April 2022 untersucht, insgesamt 1.155 Filme und 325 Stunden Videomaterial.
    funk ist ein Angebot des öffentlich-rechlichen Rundfunks und mit einem jährlichen Budget von 45 Millionen Euro ausgestattet. Über YouTube, Facebook oder TikTok sollen 14- bis 29-Jährige erreicht werden.
    Diese Nachricht wurde am 30.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.