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Teilen statt kaufen

Auch wenn die Osterferien zu Ende gehen - die Benzin- und Dieselpreise in Deutschland sind nach wie vor hoch. Um diesen deutlich spürbaren Posten in der Haushaltskasse der Autofahrer zu verringern, gibt es nur wenige Alternativen. Eine Möglichkeit ist das Carsharing.

Von Christina Selzer | 13.04.2012
    Björn Hamann steht an der Station in der Nähe des Bremer Hauptbahnhofs vor dem Automaten des Car-Sharing-Betreibers Cambio. Aus seiner Jackentasche nimmt er eine Plastikkarte.

    "So, ich halte die Cambio-Karte ran, tippe die Geheimzahl ein. Dann mache ich auf, dann leuchtet das freigeschaltete Auto, dann nehme ich den Schlüssel raus."

    Direkt neben der Station steht der blaue Fiesta, den er übers Internet gebucht hat. Björn Hamann nutzt schon seit über sechs Jahren das Carsharing-Angebot.

    "Wir haben überlegt, ob wir uns ein Auto anschaffen, haben uns dagegen entschieden, Familie besuchen, einkaufen, dann hat mich eine Kollegin drauf gebracht. Es ist praktisch flexibel, wenn ich mal eins brauche, kann ich eins mieten."

    Vier- bis fünfmal im Monat leiht er sich ein Auto. Im Monat zahlt er alles in allem ungefähr 120 Euro. Der Anwalt Christian Carstens ist ebenfalls Kunde. Und das schon seit 15 Jahren.

    "Im Jahr gebe ich für die Mobilität 1500 Euro aus. Mit Sprit und allem. Beim eigenen Auto hat man Fixkosten, Leasingraten, Aufwand, da ist das schon eine gute Quote. Wenn man mehr als 8000 Kilometer im Jahr fährt, lohnt sich das vielleicht nicht so. Aber in den Bereichen, in denen ich fahre, ist das auf jeden Fall günstiger."

    Ein privater Wagen fährt höchstens eine Stunde am Tag, rechnet Kerstin Homrighausen vor. Sie ist die Chefin des Carsharing-Betreibers Cambio Bremen. Viel zu wenig, um sich einen anzuschaffen, findet sie.

    "Wir haben in Bremen 1990 angefangen, erfunden haben es die Schweizer, Ende der 80er Jahre aus Haltung heraus, dass man hochwertige Wirtschaftsgüter nicht besitzen muss, um sie zu nutzen. In manchen Städten ist das auf Vereinsebene geblieben, in anderen wie in Bremen machen wir das als Dienstleistung, das ist eine Branche der Zukunft: geteiltes Auto.""

    Auch angesichts der astronomischen Benzinpreise steigen viele Deutsche auf Alternativen zum eigenen Auto um. Der Spritpreis ist aber nur einer von mehreren Faktoren, sich für das Carsharing zu entscheiden.

    Der bundesweite Carsharing-Anbieter Cambio blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Der Umsatz stieg in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent und überschritt erstmals die Zehn-Millionen-Grenze. Jedes Carsharing-Fahrzeug ersetzt zwischen vier und zehn Privatwagen, hat jüngst der Bundesverband ausgerechnet.
    In Bremen betreiben schon 7300 Kunden Carsharing. Das sei eine Zuwachsrate von 15 Prozent, sagt Kerstin Homrighausen von Cambio. Das Interesse wachse durchaus. Auch wenn sich niemand von heute auf morgen dazu entscheide, das Auto abzuschaffen.

    ""Der Deutsche und sein Auto, das ist eine wichtige Geschichte, das bringt Jobs, der Jobmotor muss geölt bleiben, heißt es ja immer. Private Autos müssen gekauft werden. Es ist auch ein Statussymbol, Freiheit, in der mobilen Gesellschaft. Das Kostenthema oder das Thema, dass gar kein Platz ist für so viele Autos, kam erst spät."

    Um die ehrgeizige Zahl von angestrebten 20.000 Kunden in Bremen zu erreichen, müsste es ihrer Ansicht aber noch viel mehr Stellplätze in der Stadt geben. Außerdem müssten Kunden auf ein noch besseres Angebot an Bussen und Straßenbahnen zurückgreifen können.