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Thüringer Sportpolitik
Weiter Geld für Sport-Altkader

Der Landessportbund Thüringen hat seit seiner Gründung im Jahr 1990 immer wieder für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Wegen Doping- und Stasi-belasteter Funktionäre und Trainer in den eigenen Reihen. Aktuell gibt es wieder neuen Ärger. Dieses Mal wegen eines überarbeiteten Sportfördergesetzes.

Von Thomas Purschke | 29.05.2017
    Rolf Beilschmidt (l.), Geschäftsführer des Landessportbundes Thüringen (LSB), und Peter Gösel, Präsident des LSB
    Rolf Beilschmidt (l.), Geschäftsführer des Landessportbundes Thüringen (LSB), und Peter Gösel, Präsident des LSB (imago/sportfoto)
    In Kürze soll ein neues Sportfördergesetz im Thüringer Landtag verabschiedet werden, worin die alte Fassung von 1994 um einige wichtige Punkte auch im Anti-Doping-Kampf verschärft werden sollte. Die Thüringer CDU hatte dazu schon 2015 einen neuen Gesetzesentwurf eingebracht, der vorsah, alte DDR-Dopingtrainer und Verantwortliche aus der staatlichen Förderung auszuschließen. Und zwar dann, wenn sie hauptamtlich in Sportorganisationen beschäftigt sind und früher Dopingsubstanzen verabreicht oder zugänglich gemacht haben.
    Rot-Rot-Grüne Koalition ändert Gesetzesentwurf
    Doch jetzt stellte sich heraus, dass die seit 2014 amtierende rot-rot-grüne Regierungskoalition diese wesentliche Passage aus ihrem Gesetzesentwurf gestrichen hat. Dies bedeutet, dass belastete DDR-Kader in Thüringer Sportverbänden weiter mit staatlichen Geldern finanziert werden können. Für Ines Geipel, die Vorsitzende des Dopingopfer-Hilfevereins ist das ein Unding: "Zu dem Vorgang kann man nur sagen: Willkommen in der DDR, denn natürlich stützt das politische Thüringen mit dem neuen Sportfördergesetz vor allem das Altkadersystem um den belasteten Rolf Beilschmidt."
    Rolf Beilschmidt ist seit 2001 der Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes und damit der höchste hauptamtliche Thüringer Sportfunktionär. Beilschmidt war nicht nur Stasi-Zuträger, sondern ab Januar 1989 auch der Chef des anabolikaverseuchten DDR-Sportclubs Motor Jena. Das nun die Koalition aus Links-Partei, der SPD und den Grünen in Thüringen belastete Altkader weiter unterstützen will, kritisiert die Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfevereines Ines Geipel, die einst selbst in der DDR im Sportclub Motor Jena dem Zwangsdoping ausgesetzt war, gegenüber dem Deutschlandfunk scharf.
    "Leute die nun schalten und walten können, wie sie wollen. Das ist mehr als eine Rolle rückwärts. Das ist eine Farce." Dabei verweist Geipel auch auf die jüngste Skandal-Personalie des Thüringer Sports: Ulrich Wehling, der als Funktionär in der DDR Repressionen gegen Dopingverweigerer mittrug und seit Dezember Chef des Thüringer Skiverbandes ist.