Dienstag, 19. März 2024

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TikTok und ByteDance
Chinas Ambitionen auf dem deutschen App-Markt

Mit der Video-App TikTok erreicht der chinesische Konzert ByteDance in Deutschland bereits vier Millionen Nutzer. Dass eine digitale Plattform aus China auf den Markt dränge, sei eine völlig neue Entwicklung, sagte der Journalist Stephan Scheuer im Dlf. Hrausfordernd sei der sensible Umgang mit Kundendaten.

Stephan Scheuer im Gespräch mit Sebastian Wellendorf | 11.04.2019
Ein Junge hält sein Smartphone in die Kamera, auf dem die App TikTok geöffnet ist
Die beliebte Kurzvideo-App TikTok gehört zu dem chinesischen Konzern ByteDance (dpa / MAXPPP/ Chibane)
Erinnern Sie sich noch an die Mini-Playback-Show? Eine ähnliche Idee steckt hinter der App TikTok, die früher Musical.ly hieß: Kinder und Jugendliche tanzen zu bekannten Pop-Hits und filmen sich dabei mit ihren Smartphones. Die Kurzvideos laden sie anschließend bei TikTok hoch, wo die Nutzer ihre Beiträge gegenseitig kommentieren können.
Neben Musikclips kommt vor allem Comedy gut an – und das weltweit. Den Betreibern zufolge nutzen täglich 800 Millionen Menschen die App, darunter mehr als vier Millionen Nutzer aus Deutschland. Damit gehört sie derzeit zu den erfolgreichsten deutschen Apps, im Google Play Store steht TikTok auf Platz Eins der App Charts. Zu den Nutzern zählen vor allem Kinder und Jugendliche, auch wenn die Anmeldung offiziell erst ab 13 Jahren erlaubt ist.
Vor allem Amateur-Inhalte
Hinter TikTok steckt der chinesische Konzern ByteDance, der mehr als 20 weitere Apps anbietet, auch außerhalb von China. Darunter sind beispielsweise Nachrichtendienste und Lernportale. Noch gilt TikTok im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken als jung und wild, weil es nur wenige professionelle Inhalte gibt. Das könnte sich bald ändern: Seit Anfang des Jahres schalten die Betreiber erste Werbeclips, unter anderem in den USA.
"Das ist eine völlig neue Entwicklung, dass eine wirkliche digitale Plattform versucht, in Europa nicht nur um Endkunden, sondern auch um Werbekunden zu werben", sagte Stephan Scheuer, ehemaliger China-Korrespondent des "Handelsblatt", im Dlf. Bislang würden vor allem Laptops und Smartphones von chinesischen Marken gekauft.
Millionenstrafe wegen Datenschutz-Vergehen
"Ich finde nicht, dass man ein Unternehmen vorverurteilen kann, nur, weil es aus China kommt", sagte Scheuer. Das Unternehmen müsse aber besonders sensibel mit Kundendaten umgehen - vor allem da ein großer Teil der Kunden besonders jung sei. Anfang des Jahres musste das Unternehmen in den USA eine Millionenstrafe zahlen, weil es die Daten von Nutzern unter 13 Jahren nicht ausreichend geschützt hatte.
In China selbst seit ByteDance vor allem mit einer Nachrichten-App erfolgreich, sagte Scheuer. Dort positioniere sich das Unternehmen ganz anders als in Europa. "Nachrichten sind ein sehr sensibler Bereich in China", sagte der Journalist. In Deutschland würde hingegen vor allem auf den Datenschutz bei Minderjährigen geachtet. "Das sind zwei unterschiedliche Blickwinkel, aus denen auf diese Firma geblickt wird."