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Tokio 2020
Erleichterung und Fragezeichen

In einer historischen Entscheidung verschiebt das Internationale Olympische Komitee die Olympischen Sommerspiele wegen des Coronavirus auf 2021. Der Tenor der deutschen Athleten ist positiv. Doch es bleiben offene Fragen.

Von Bastian Rudde | 24.03.2020
Das rote Licht einer Ampel neben den Olympischen Ringen
Erstmals in der Geschichte der Olympischen Spiele musste eine Ausgabe verschoben werden (picture alliance / dpa / Carsten Rehder)
Hängepartie, Hinhaltetaktik. Die Kritik war groß, nachdem das Internationale Olympische Komitee vorgestern mitgeteilt hatte, es wolle sich noch bis zu vier Wochen Zeit lassen, über eine Verschiebung der Sommerspiele zu entscheiden. Jetzt steht fest: Olympia und Paralympics finden nicht 2020, sondern 2021 statt.

IOC-Präsident Thomas Bach: "Die Olympischen Spiele sind das komplexeste Ereignis auf diesem Planeten. Hier geht es darum, 11.000 Athleten aus 206 Nationalen Olympischen Komitees zusammenzubringen. Hier sind tausende von Fragen zu klären und ist die Kooperationsbereitschaft von unzähligen Partnern erforderlich, um dieses Puzzle wieder zusammenzusetzen. Und das haben wir heute mit dieser Entscheidung begonnen."

Olympia-Verlegung - Das IOC ist nicht mehr von dieser Welt
Die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio werden verschoben. Diese Entscheidung war längst überfällig, kommentiert Marina Schweizer. Das IOC gab dabei aber ein jämmerliches Bild ab.

IOC-Präsident Thomas Bach bei einer Presseveranstaltung in Lausanne.
IOC-Präsident Thomas Bach (picture alliance / Anton Denisov / Sputnik / dpa)
Für den DOSB bleiben viele offene Fragen
Der deutsche Olympische Sportbund hatte die abwartende Linie des IOC zunächst unterstützt, war dann aber in den zunehmend lauter werdenden Chor der Kritiker umgeschwenkt. Die DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker hält die Verlegung der Sommerspiele für richtig, spricht aber von vielen offenen Fragen.
"Wie gehen wir mit den Qualifizierungen um, die schon erreicht worden sind? Wann sind die Athletinnen und Athleten überhaupt wieder in der Lage, unter bestmöglichen Bedingungen zu trainieren? Was bedeutet das jetzt für die Lebensplanung der Athletinnen und Athleten, die alles auf Tokio 2020 ausgerichtet haben?"
Druck der Athleten war zu groß geworden
Fragen, die sich auch stellen für Max Hartung, den Präsidenten der Interessenvertretung Athleten Deutschland. Auch die hatte Druck gemacht auf das IOC – insbesondere Hartung persönlich: Der Fechter hatte öffentlich mitgeteilt, trotz bereits gelungener Qualifikation nicht an den Spielen teilzunehmen, sollten sie trotz Corona wie geplant diesen Sommer stattfinden.
"Am Ende geht es uns allen darum, die Pandemie möglichst einzudämmen und dazu beizutragen. Ich finde aber schon, dass man sagen kann, dass man gesehen hat, dass es eine Stimme der Athleten gibt – auch weltweit. Und dass diese Stimme sicherlich auch Einfluss mit genommen hat auf diese IOC-Entscheidung."
"Es ist eine, auf die die Athleten sehr lange gewartet haben. Wir haben gemeinsam Meinungen geformt und diese Meinungen wurden erhört. Und was mich besonders freut, ist, dass man auf 2021 verschiebt und nicht aufs späte 2020. Das bietet uns Athleten Planungssicherheit und mit Blick auf das Corona-Virus aus meiner Sicht maximale Sicherheit", ergänzt Thomas Röhler, Speerwurf-Olympiasieger und Athletensprecher im Welt-Leichtathletikverband.

Auch Röhler hatte darauf hingewirkt, dass das IOC in Absprache mit der japanischen Regierung eine historische Entscheidung treffen musste. Erstmals werden Olympische Spiele verschoben und die Corona-Pandemie den eng getakteten Sportkalender weiter durcheinander – auch in der Fußball-Bundesliga.
Heute hat sich das Präsidium der DFL dafür ausgesprochen, den Spielbetrieb in Liga eins und zwei weiter auszusetzen – bis mindestens zum 30. April.