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Überalterung der Gesellschaft
Chinas neue Kinderpolitik

Die Ein-Kind-Politik in China ist Geschichte, alle chinesischen Ehepaare dürfen inzwischen zwei Kinder haben. Doch viele wollen gar kein zweites Kind - auch weil Bildung teuer ist. Die Staatsführung muss sich etwas einfallen lassen, um der Überalterung der Gesellschaft entgegenzuwirken.

Von Benjamin Eyssel |
    Eltern und Großeltern holen Kinder aus einem Kindergarten in in Shenyang im Nordosten Chinas ab
    Eltern und Großeltern holen Kinder aus einem Kindergarten in in Shenyang im Nordosten Chinas. Die Provinzregierung will mit einem Förderprogramm für Familien auf die niedrigen Geburtenraten reagieren. (Deutschlandradio/ Benjamin Eyssel)
    Kurz nach 16 Uhr vor einem Kindergarten in Shenyang im Nordosten Chinas. In der Hauptstadt der Provinz Liaoning leben etwa zehn Millionen Menschen. Dutzende Kinder strömen nach draußen. Vor dem Kindergarten warten Eltern und Großeltern. Der 43-jährige Verkäufer Xu Xianfeng holt seinen sechsjährigen Sohn Guangshuo ab. Am liebsten hätte er noch ein zweites Kind, sagt er:
    "Meine Frau aber will zurzeit leider kein zweites Kind. Es ist einfach zu teuer. Eigentlich mögen wir beide Kinder, auch meine Frau."
    Xu Xianfeng hat gerade seinen Sohn Guangshuo vom Kindergarten in Shenyang im Nordosten Chinas abgeholt
    Xu Xianfeng und sein Sohn Guangshuo vor dem Kindergarten: Nur richtig viel Fördergeld würde mehr Familien bewegen, mehr Kinder zu bekommen, glaubt er (Deutschlandradio/ Benjamin Eyssel)
    Die Zwei-Kind-Politik hat bisher keine Wende gebracht
    Fast 40 Jahre lang galt in China die Ein-Kind-Politik. Das Ziel der Staats- und Parteiführung war es, das Bevölkerungswachstum zu kontrollieren und Hungersnöte zu verhindern. In den letzten Jahren der Ein-Kind-Politik gab es immer mehr Lockerungen, bis schließlich 2016 allen verheirateten Paaren zwei Kinder erlaubt wurden. Doch bislang hat Einführung der Zwei-Kind-Politik noch nicht die erhoffte Wende gebracht. Im Gegenteil: Die Zahl der Geburten nimmt sogar ab. Deswegen wird die Forderung in China immer lauter, die Regulierung fürs Kinderkriegen ganz abzuschaffen. Sie kommt unter anderem vom Soziologen Lu Jiehua von der Peking-Universität:
    "Unser Land muss so schnell wie möglich die Zwei-Kind-Politik auf den Prüfstand stellen. Wir brauchen eine schnelle Antwort, wir müssen die Zwei-Kind-Politik abschaffen. Lasst die Familien mehr Kinder kriegen. Einige wollen sogar drei Kinder. Das ist das eine. Zum zweiten brauchen wir endlich eine familienfreundlichere Politik."
    Einmaliger Vorstoß der Provinzregierung
    Nun hat die Regierung in Shenyang einen bislang einmaligen Vorstoß gemacht, um gegen den Bevölkerungsschwund und niedrige Geburtenraten vorzugehen. In einem Papier schlägt sie unter anderem Steuererleichterungen, Unterstützung bei Ausbildung und Wohnzuschüsse vor. Zwar gibt es Unterstützung für Familien mit zwei Kindern schon teilweise auf kommunaler Ebene. Die Regierung in Liaoning wäre aber die erste, die ein solches Förderprogramm auf Provinzebene aufzieht.
    Verkäufer Xu Xianfeng freut sich auf den Abend zu Hause mit seinem Sohn. Auch er glaubt nicht, dass ein Förderprogramm für mehr Kinder die schrumpfende Bevölkerung in seiner Heimatprovinz wieder in Richtung Bevölkerungswachstum bringt. Dafür müsste es schon richtig viel Geld geben, sagt er:
    "Mein Sohn ist sechs Jahre alt. Ich habe für ihn etwa 150.000 Yuan – in etwa 20.000 Euro - ausgegeben, die Schulgebühr ist da noch nicht mit eingerechnet. Für die Schule muss er außerdem Nachhilfestunden nehmen, auch das kostet sehr viel. Wenn der Staat einen Kinder-Bonus von 100.000 Yuan zahlen würde, dann könnte man es sich vielleicht nochmal überlegen."
    Sein Sohn Guangshuo sagt, dass er sowieso keine Geschwister will. Am liebsten hätte er einen Hund.