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Überlastete Prüfungsämter

Auf den Prüfungsämtern der Hochschulen ist es in diesen Tagen wieder besonders voll: In der vorlesungsfreien Zeit finden zahlreiche Prüfungen statt, die angemeldet werden müssen. Das bedeutet lange Wartezeiten für die Studierenden und viel Arbeit für die Mitarbeiter. An der Universität Duisburg-Essen kommt hinzu: aus den Prüfungsämtern der einzelnen Fächer ist ein zentrales Amt geworden.

Von Hilde Braun | 14.07.2009
    "Ich habe gestern eine Stunde lang versucht da anzurufen und habe keinen erreicht, es war andauernd besetzt, also schien wirklich so als hätten die das Telefon daneben gelegt, ich hatte es auf Dauerrückruf gestellt mein Telefon und trotzdem konnte ich keinen erreichen."

    Celine Mühlenbeck ist verärgert. Selbst zu den offiziellen Sprechzeiten von Dienstag bis Donnerstag Vormittag gibt es kein Durchkommen beim Prüfungsamt. Geht sie persönlich hin, ist stundenlanges Warten auf dem Flur vorprogrammiert. Eine Online-Anmeldung ist nicht möglich. Sie studiert Grundschullehramt. Das Ergebnis ihrer Mathematikklausur kam erst drei Monate später:

    "Auf die Ergebnisse, auf die Prüfungsergebnisse muss man ziemlich lange warten. Ich schreibe jetzt in einem Monat meine nächste Examensklausur und habe jetzt gerade erst meine Ergebnisse von der letzten Klausurrunde bekommen, also das ist eigentlich eine Katastrophe. Also hätte ich nicht bestanden, hätte ich mich gar nicht mehr anmelden können."

    Der Leiter des Prüfungsamtes, Ludwig Ciesielski, weiß zwar um diese Schwierigkeiten, erklärt aber, sie nicht von heute auf morgen lösen zu können. Seiner Meinung nach ist ein Grund für die Probleme die Fusion der Universität Duisburg und Essen vor sechs Jahren. Der zweite: Sämtliche Prüfungsämter der einzelnen Fächer wurden aufgelöst und eine zentrales gegründet. Der dritte: die Umstellung aller Studiengänge auf Bachelor und Master.

    "Und das haben alle Beteiligten nicht richtig eingeschätzt, es kam viel zusätzliche Arbeit auf die Fachbereiche zu, auch auf die Prüfungsämter. Zu diesem neuen Prozess der Zentralisierung kamen dann Prüfungen, die siebenmal soviel waren wie bei der Diplomstudiengangsstruktur, das heißt, dort hatte man Leistungsscheinchen, vier im Hauptstudium, vier im Grundstudium, jetzt machen sie circa 30 Prüfungen pro Student pro Semester und das summiert sich dann auf 80.000 Prüfungen pro Semester, die wir hier bewältigen müssen."

    Das Ergebnis: Genervte Mitarbeiter, genervte Studierende, Pannen und Zeitverzögerungen in allen Bereichen. Agnes Niersmann, studiert Wirtschaftswissenschaften, sie hätte beinahe nicht an einer Prüfung teilnehmen können:

    "Ja ich bin mal einmal nicht angemeldet gewesen bei einer Prüfung, da hat mich dann der Dozent noch mitschreiben lassen bei der Prüfung, dass hätte er aber auch nicht machen müssen...."

    Bei den Mitarbeitern sind außerdem Überstunden an der Tagesordnung, ein Zustand, der dauerhaft nicht geht und geändert werden soll. Die Universität hat aufgrund der vielen Beschwerden die Hochschul-Informations-System GmbH beauftragt die Arbeitsabläufe im Amt zu untersuchen. Größtes Manko: die Nutzung des verwaltenden Computerprogramms. Ludwig Ciesilski:

    "Wir haben einige Punkte, die wir noch ändern müssen, dass heißt, das wir alle Studiengänge jetzt abgebildet haben, dass wir die Onlinefunktion für die Anmeldungen nutzen, dass wir die Ergebnisse für die Prüfungen durch einen Datenimport realisieren. Was zur Zeit auch noch nicht läuft, wo wir jede einzelne Prüfung eingeben müssen. Aber das hoffe ich haben wir jetzt bis Ende des Jahres realisiert und die letzte Prüfungsordnung bis Mitte nächsten Jahres."

    Außerdem soll eine Telefon-Hotline für allgemein Fragen rund um das Studium eingerichtet werden; ab dem kommenden Wintersemester. Die Zeugnisse sollen in Zukunft automatisch gedruckt werden, so dass auch hier keine unnötigen Wartezeiten mehr entstehen. Sieben neue Mitarbeiter sind bereits eingestellt worden. Bis alles reibungslos läuft, müssen sich die Studierenden also erst noch etwas in Geduld üben. Celine Mühlenbeck hofft vor allem auf eine bessere Informationspolitik:

    "Ich denke, viele Studenten haben auch die gleiche Frage, und dann einfach mal die wichtigen Informationen online stellen, nicht das jeder da einzeln anrufen muss, um das gleiche zu erfahren."

    Wer noch auf Diplom oder Magister studiert, hat die Probleme mit dem Prüfungsamt übrigens nicht. Hier läuft alles noch nach alter Studienordnung und vielleicht auch bewährter Methode, findet jedenfalls Kyrill Bryazgin, Diplomand der Wirtschaftswissenschaften:

    "Ich studiere noch auf Diplom und wir benutzen für die Leistungsanmeldung eben noch Papierformulare und bis jetzt gab' s kein Problem. gibt's nur Lob und kein Tadel für Leistung von Prüfungsamt, also deswegen kann ich mich nicht so beschweren...."