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Unwort des Jahres
Die "Lügenpresse" gewinnt

"Lügenpresse" ist das Unwort des Jahres. Die sprachkritische Jury wählte den Begriff, der 2014 besonders von der islamkritischen Pegida-Gruppierung als Medienkritik verwendet wurde. Das Wort "Lügenpresse" gilt als Kampfbegriff aus der NS-Rhethorik.

    Das Schlagwort Lügenpresse "war bereits im Ersten Weltkrieg ein zentraler Kampfbegriff und diente auch den Nationalsozialisten zur pauschalen Diffamierung unabhängiger Medien", begründete die Jury unter dem Vorsitz der Sprachwissenschaftlerin Nina Janich ihre Entscheidung bei der Bekanntgabe in Darmstadt. "Mit dem Ausdruck 'Lügenpresse' werden Medien pauschal diffamiert", sagte Janich. "Eine solche pauschale Verurteilung verhindert fundierte Medienkritik und leistet somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit."
    Auf Platz zwei landete "erweiterte Verhörmethoden", auf Platz drei "Russland-Versteher".
    "Putin-Versteher" am häufigsten vorgeschlagen
    Rund 1.250 Einsendungen waren zuvor eingegangen. Die sprachkritische Jury musste sich jedoch nicht nach den Vorschlägen richten, in denen am häufigsten "Putin-Versteher" genannt wurde. Damit sind Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Konflikt gemeint.
    Unter den Vorschlägen wurden auch die islamfeindliche Bewegung "Pegida" ("Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes") und "Social Freezing" genannt - Letzteres bezeichnet das Einfrieren von Eizellen, womit Frauen ihren Kinderwunsch auf unbestimmte Zeit verschieben können. Das "Unwort des Jahres" 2013 war "Sozialtourismus", 2012 wurde "Opfer-Abo" ausgewählt.
    #unwort top 1 der Einsendungen: Putin Versteher mit 60 Nennungen, 2. Pegida (44 Nennungen), 3. Social freezing (29)— TU Darmstadt (@TUDarmstadt) 13. Januar 2015
    Weitere frühere Sieger waren "Döner-Morde" (2011), "alternativlos" (2010), "betriebsratsverseucht" (2009), "notleidende Banken" (2008), "Herdprämie" (2007), "Freiwillige Ausreise" (2006), "Entlassungsproduktivität" (2005) und "Humankapital" (2004).
    "Lichtgrenze" Wort des Jahres
    Zum "Wort des Jahres" 2014 wurde bereits die "Lichtgrenze" gekürt. Die Gesellschaft für deutsche Sprache hatte den Namen für die Installation zum 25. Jahrestag des Mauerfalls in Berlin als prägendsten Begriff des Jahres gewählt. Auf Platz zwei setzte sie die "schwarze Null", auf Platz drei "Götzseidank" als Erinnerung an das WM-Siegtor von Mario Götze.
    (nch/bor)