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US-Präsidenschaftswahlkampf
Sprungbrett für Trump-TV?

Die Umfragewerte für US-Präsidenschaftskandidat Donald Trump sprechen derzeit nicht für einen Einzug ins Weiße Haus. Aber Trump wäre wohl nicht Trump, wenn er nicht auch in dieser Situation ans Geschäft denken würde. Wie die Zeitschrift "Vanity Fair" meldet, plant er jetzt einen eigenen Fernsehkanal.

Von Kerstin Zilm | 27.08.2016
    Donald Trump bei einer Rede in Sunrise, Florida am 10. August 2016
    Donald Trump bei einer Rede in Sunrise, Florida am 10. August 2016 (dpa / picture alliance / Cristobal Herrera)
    "Egal ob Sieg oder Niederlage bei der Wahl - wir sind auf etwas gestoßen: einen Teil der Bevölkerung, dessen Stimme lange nicht gehört wurde", so zitiert die Zeitschrift Vanity Fair exklusiv Quellen aus Donald Trumps engem Zirkel. Der republikanische Präsidentschaftskandidat prüfe Optionen, die sich durch sein neues Publikum böten. Unterstützt werde er dabei unter anderen von seinem Schwiegersohn Jared Kushner, Herausgeber und Besitzer des Klatschmagazins New Yorker Observer. Trumps Team widerspricht derartigen Gerüchten. Medienexperten halten sie dennoch für einleuchtend. Rich Lowry, Redakteur der konservativen Zeitschrift National Review:
    "Wenn Trump die Wahl verliert muss er sich selbst überzeugen, dass das keine Niederlage und kein Verlust ist. Er wird es als Erfolg definieren wollen. Er wird sagen, dass er die republikanische Partei verändert und viele Menschen mobilisiert hat. Wenn er es außerdem als erfolgreiches Geschäftsmodell präsentieren kann, mit dem er Geld verdient - umso besser!"
    Trump und seine berüchtigte Medienschelte
    Trumps Tiraden gegen Journalisten sind berüchtigt. In Wahlkampfauftritten bezeichnet er sie als verlogenen Abschaum und ahnungslose Widerlinge. Er entzieht Medien Akkreditierungen, wenn ihm ihre Berichterstattung missfällt und legt sich selbst mit dem konservativen Kanal Fox an. Er wirft den Medien vor, die Wahlen zu seinen Ungunsten zu manipulieren und bereitet vor seinen Anhängern den Boden für eine Alternative:
    "Die etablierten Medien berichten nicht über die wirklich wichtigen Themen in diesem Land oder darüber, was Menschen wirklich durchmachen. Stellt Euch vor, wie anders die Situation wäre, wenn die Medien Zeit damit verbringen würden - viel Zeit! - Kameras an unsere Grenzen zu schicken, zu unseren Fabriken, die schließen oder zu unseren versagenden Schulen. "
    Dass Trump Breitbart-News-Direktor Steve Bannon als Wahlkampf-Chef in sein Team holte, fördert Spekulationen um die bevorstehende Gründung eines Trump Fernsehkanals.
    "Serius XM Patriot Breitbart News Daily. Welcome back, your host Steve Bannon here on SiriusXM 125, THE patriot channel."
    Marke Trump zu stärken als Ziel
    Bannon ist wie Trump ein Tabubrecher, der sich nicht an Regeln hält, Verschwörungstheorien verbreitet und wütend gegen das Establishment mobil macht. Sein wachsender Einfluss unter Ultra Rechten veranlasste Bloomberg News Redakteur Joshua Green Anfang des Jahres dazu, den Breitbart-Chef in einem Porträt als "Gefährlichsten politischen Akteur Amerikas" zu bezeichnen.
    "Breitbart ist aus meiner Sicht eine rechte, populistische, ethno-nationalistische Website. Sie spricht vor allem die Randgruppe der Konservativen an, die sich als Anti-Washington, Anti-Politik, Anti-Korruptions-Aktivisten definieren. Sie sind Medien-Aktivisten."
    Donald Trump hat Steve Bannon zum Wahlkampfchef ernannt hat, um seine Botschaft des politischen Außenseiters zu schärfen. Die republikanische Parteiführung ist nicht mehr sicher, ob das Ziel ihres Kandidaten noch der Einzug ins Weiße Haus ist. Joshua Green:
    "Republikaner sind entgeistert und erschüttert über diese Entscheidung. Sie versuchen den negativen Effekt, den Trump auf Kampagnen überall im Land hat, zu minimieren. Alle sehen das als sehr schädlich für die Partei."
    Nützlich ist die Kooperation mit Bannon dagegen, um die Marke Trump zu stärken. Mit dem ehemaligen Fox-Nachrichtenchef Roger Ailes hat der Immobilienmogul außerdem einen weiteren konservativen Medien-Insider als Berater an Bord geholt. Doch die Gründung eines Fernsehkanals in der neuen Medienlandschaft ist schwierig, wie Beispiele von US-Medien-Megastar Oprah bis zu Politikern wie Sarah Palin und Al Gore zeigen. Weder Trumps Erfahrung als Reality-Fernsehstar noch seine Wähler und mehr als elf Millionen Twitter-Anhänger sind eine Erfolgsgarantie. Trotzdem könnte der Wahlkampf - wenn er nicht ins Weiße Haus führt - zum idealen Sprungbrett für Trump-TV werden.