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US-Präsident in Deutschland
Hannover bereitet sich auf Obama-Besuch vor

Der US-amerikanische Präsident Barack Obama wird am Sonntag in der Messestadt Hannover eintreffen. Dafür wurden Gullydeckel versiegelt, Sicherheitszonen eingerichtet und die Bürger über Einschränkungen informiert - so ist zum Beispiel Winken am Fenster nicht erwünscht.

Von Agnes Bührig | 22.04.2016
    Polizisten kontrollieren und versiegeln am 21.04.2016 Gulldydeckel auf dem Messegelände in Hannover
    Polizisten kontrollieren und versiegeln am 21.04.2016 Gulldydeckel auf dem Messegelände in Hannover. (picture alliance / dpa - Julian Stratenschulte)
    Im Garten der Friedenskirche im Zooviertel von Hannover herrscht Ruhe vor dem Sturm. Gemeindemitglied Barbara Schmidt-Vogt hat sich mit einer handlichen Heckenschere bewaffnet und bringt seelenruhig ein Buchsbaumgewächs in Kugelform. Vorbereitung für den nächsten Kirchkaffee im Freien. Doch am Sonntag müssen sich die Gläubigen vor allem drinnen aufhalten: Ihr Gotteshaus liegt in der Sicherheitszone des Staatsbesuchs.
    "Wir haben einen Prädikanten, der gesagt hat, er möchte den Gottesdienst machen und der hat sich jetzt mit der Polizei kurz geschlossen und es gibt also eine Verabredung, wo die sich treffen und wann die sich treffen und dann werden sie mit Polizeischutz hier in die Kirche geleitet und können den Gottesdienst feiern."
    Winken am Fenster unerwünscht
    Denn wer die Sicherheitszone im Zooviertel am Sonntag zwischen acht und 22 Uhr betreten will, muss angemeldet sein, um die Polizeikontrollen passieren zu können. Hier liegt das Hannover Congress Centrum, in dem Barack Obama vor 2.500 geladenen Gästen sprechen wird. Von der Ankunft des Staatsoberhauptes künden Halteverbotsschilder an den Hauptachsen genauso wie die weißen Streifen mit Prüfnummer auf den Gullydeckeln: 2.000 von ihnen wurden versiegelt. Zudem wurden die Bewohner vis-à-vis des Congress Centrums aufgefordert, sich am Sonntag nicht mit Winken am Fenster verdächtig zu machen. Bei diesem Anwohner löst das Erstaunen aus.
    "Ein bisschen schon, weil das überzogen war teilweise. Dass man nicht ans Fenster gehen soll und Kinder nicht in den Garten."
    Es sind nicht die einzigen Einschränkungen im Viertel. Angelika Huber, die in ihrem Friseursalon im Hotel des Congress Centrums gerade einer älteren Dame die Haare färbt, rechnet mit einem Verdienstausfall von bis zu 800 Euro. Weil ihre Kunden den Salon am Wochenende nur mit Mühe erreichen könnten, macht sie gleich ganz zu. Richtig tragisch findet die Friseurin das aber nicht, schließlich sei Hannover Messestadt und habe oft internationale Gäste, regelmäßig auch hochrangig mit Personenschutz. Die Polizei hätte sie zudem im Vorfeld gut informiert.
    "Das fand ich sehr angenehm, dass man sich schon so ein bisschen drauf einstellen konnte und dass ich Kunden verschieben konnte, die schon einen Termin hatten, habe ich dann abgesagt. Die kommen dann am Freitag oder eben nächste Woche."
    Vielfältige Informationen im Vorfeld
    Infoveranstaltungen für die betroffenen Bürger, Flyer im Briefkasten, Polizistenbesuche – und für alle, die jetzt noch Fragen haben, gibt es das Bürgertelefon der Polizei. An die 100 Anrufe erreichen die Beamten derzeit täglich, meist geht vor um ganz alltägliche Dinge, sagt Thorsten Schiewe, Pressesprecher der Polizeidirektion Hannover.
    "Wie komme ich aus meiner Garage, kann ich mein Auto an einem Straßenrand noch parken, mit welchen Verkehrsbehinderungen muss ich rechnen - das sind so die Themen, die wir gefragt werden."
    Doch es ist nicht nur die Fahrtroute, die die Beamten beschäftigt. Auch zehntausende Demonstranten, die am Samstag gegen das Freihandelsabkommen TTIP mobil machen, wollen sicher protestieren.
    "Guten Tag, darf ich Ihnen diese Veranstaltung ans Herz legen."
    In der Fußgängerzone werben die Veranstalter für ihre Demo. Immer wieder bleiben Passanten stehen, diskutieren. Pro und contra TTIP, pro und contra Obama. Rhonda Hansmann, Amerikanerin und seit drei Jahren in Hannover, verbindet mit dem Besuch aber weniger wirtschaftliche Aspekte, sondern die Hoffnung, ihren Präsidenten einmal live zu erleben.
    "Es ist aufregend. Hannover ist nicht die größte Stadt in Deutschland, ich hätte eher erwartet, dass er nach Berlin oder Köln geht statt hier zu landen. Ich habe mir die Tage seines Besuchs als Arbeitstage am Flughafen eingetauscht. Aber vermutlich wird es ziemlich schwer, ihn in Augenschein zu nehmen."
    Ihre Landsmännin Kim Sanders sieht das genauso. Zwar lebt die Sängerin schon 27 Jahre lang in Deutschland. Doch Obama liegt ihr am Herzen - nicht nur weil er Präsident ist.
    "Ich bin sehr, sehr stolz auf Präsident Obama - als schwarze Amerikanerin. Ich habe Rassismus am eigenen Leib erfahren. Und ich sehe, wie er sich für die Menschen in Amerika eingesetzt hat, für die ganze Nation, für Menschen, egal ob sie weiß oder schwarz sind. Er hat gezeigt hat, dass Intelligenz keine Frage der Hautfarbe ist", sagt Kim Sanders, die Sängerin, und stimmt spontan die amerikanische Nationalhymne an. Auch, wenn sie ihn nur im Fernsehen sehen wird: Barack Obama kann kommen!