Freitag, 03. Mai 2024

Radikalisierung
Verfassungsschützer warnen vor "TikTokisierung des Islamismus"

Gleich mehrere Landes-Verfassungsschutz-Behörden warnen vor einer islamistischen Radikalisierung junger Menschen auf TikTok. Fundamentalistische Akteure nutzen demnach die wachsende Reichweite der Kurzvideo-App und erreichen mit ihren Inhalten ein Millionenpublikum.

23.04.2024
    Das TikTok-Logo mit Schatten von Menschen
    Verfassungschützer warnen vor islamistischen Umtrieben auf TikTok. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Martin Meissner)
    Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns Verfassungsschutz
    veröffentlichten jeweils Sonderberichte zu dem Thema. Sie tragen den Titel: "TikTokisierung des Islamismus". Laut den Verfassungsschützern üben Prediger mit ihren Videos und Ansprachen Einfluss auf das Denken und Handeln der Jugendlichen aus. Oft setzten sie maßgeblich Radikalisierungsprozesse in Gang, die dem familiären und schulischen Umfeld verborgen blieben, heißt es.

    Gaza-Krieg als Katalysator

    Der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober auf Israel und der dadurch erneut aufgeflammte Gaza-Konflikt hätten weltweit "enorme Dynamiken" ausgelöst. Von Anfang an hätten dabei Islamisten pro-palästinensische Proteste für ihre Zwecke instrumentalisiert: "Dafür verwendeten sie antisemitische Stereotype als zentrale Mobilisierungsmitte, auch um Brücken in nichtextremistische Milieus zu schlagen." Soziale Medien fungierten dabei als wichtiges Scharnier im Wechselspiel von analoger und virtueller Welt.

    Algorithmen als "Brandbeschleuniger"

    Weiter heißt es, zwar sei die Nutzung von sozialen Netzwerken durch Islamisten kein neues Phänomen. Jedoch habe die App Tiktok aufgrund ihres "Suchtpotenzials" durch algorithmengesteuerte immer neue Videovorschläge "zu einer enormen Dynamisierung" geführt und sei zu einem "Brandbeschleuniger" geworden. Auch Rechts- und Linkextreme setzten auf die bei Jugendlichen beliebte Plattform, im Islamismus sei der Trend aber am massivsten. Bei dessen Inszenierung spiele Tiktok eine "zentrale Rolle".

    Eltern und Lehrer oft außen vor

    Erschwerend komme hinzu, dass Eltern oder Lehrkräfte mit Tiktok selbst oft nicht vertraut seien und die App nicht nutzten. Islamisten hätten ihre Botschaften dadurch zuletzt weitgehend unbemerkt an ein immer jüngeres Publikum vermitteln können. Die Erkenntnisse wurden vorab veröffentlicht, die vollständigen Verfassungsschutzberichte sollen bis Ende des Monats zugänglich sein.
    Diese Nachricht wurde am 23.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.