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Vertrauen in den Radsport
Zwischen neuer Transparenz und alten Bauchschmerzen

Die Tour de France: ein Mega-Ereignis mit Millionen Radsport-Fans an der Strecke und vor den Fernsehschirmen. Gibt es wieder eine Art Radsport-Euphorie in Deutschland? Ist das Vertrauen der deutschen Fans in die Fahrer nach den vielen Dopingskandalen zurück?

Von Sebastian Krause | 02.07.2017
    Der deutsche Radfahrer Tony Martin gibt während der Tour de France Team-Vorstellung von Katuscha Alpecin in Düsseldorf Autogramm
    Der deutsche Radfahrer Tony Martin gibt in Düsseldorf Autogramme. (dpa / Federico Gambarini)
    Für die beiden Radsportfans Andy und Dominik ist die Tour de France ein Muss. Jedes Jahr fahren sie nach Frankreich. Auch weil sie daran glauben, dass die deutschen Fahrer von heute sauber sind.
    "Offener und glaubhafter"
    "Ich finde es transparenter. Und ich find's auch glaubhaft. Also das, was dafür getan wird, ist für uns Zuschauer wesentlich offener und glaubhafter und ja, für mich eigentlich auch kein Thema mehr.
    Auch die deutschen Radprofis wie John Degenkolb selbst empfinden, dass viel mehr Fans ihnen inzwischen wieder vertrauen.
    "Wenn man sagt, man ist Radprofi, wird man nicht direkt irgendwie an den Pranger gestellt. Es gab eine Zeit, wo, wenn man sich in der Runde vorgestellt hat, da hab ich persönlich kein gutes Gefühl gehabt."
    Thema Anti-Doping offensiv angegangen
    Das habe sich inzwischen wieder normalisiert. Auch weil die Fahrer der neuen Generation mit John Degenkolb, Marcel Kittel und Tony Martin, das Thema "Anti-Doping" offensiv angegangen sind: Vom freiwilligen Lügendetektor-Test bis zur Forderung, die Gesetze gegen Doping sogar zu verschärfen. Das hat auch die beiden Fans Andy und Dominik aus Oberhausen überzeugt:
    "Ich muss persönlich sagen, dass ich das denen abkaufe. Sie haben es aufgegriffen, dass sie sich der Rolle bewusst sind, der Bürde, die sie tragen. Und das kam für mich echt rüber. Und das war so ein Punkt, wo man als Radsport-Fan sagt, vertrau ich da dann auch darauf."
    "Der Sport ist nicht sauber"
    Andere Fans wanken zwischen Skepsis und Hoffnung. "Wir schauen es an, aber mit gewissen Bauchschmerzen, ob alles seine Richtigkeit hat."
    "Man ist dabei, aber sauber ist der Sport nicht. Ich bin selbst 30 Jahre Rad gefahren, zwar nur amateurmäßig, und, was abgeht, ist Doping. Für mich ich das klar. Es geht nicht ohne."
    "Also ich glaube, dass die Kontrollen doch so stark geworden sind, dass sie gar nicht mehr so ne große Chance haben, sich zu dopen."
    So ganz ist es noch nicht weg das Schmuddelkind-Image. Aber viele Fans sind bereit, der neuen Generation der deutschen Radprofis zu vertrauen.