Donnerstag, 28. März 2024

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Von Familienfesten und bösartigen Schöpfungen

Julie Delpy legt mit "Familientreffen mit Hindernissen" eine Sommerkomödie vor. Sigourney Weaver und Robert De Niro spielen in "Red Lights" Seite an Seite, und bei "Prometheus - Dunkle Zeichen" wird es spannend.

Von Hartwig Tegeler | 08.08.2012
    "Familientreffen mit Hindernissen" von Julie Delpy

    "Ihr hattet versprochen keine Politik, nicht an meinem Geburtstag. Kathrin, schalt den Fernseher aus!"

    Egal, ob die US-Raumstation "Skylab" im Sommer 1976 über ihren Köpfen direkt auf die Bretagne stürzt. Denn zu ihrem 67. Geburtstag möchte Großmutter sich ganz der Familie widmen, die in Julie Delpys Film "Familientreffen mit Hindernissen" für ein paar Tage angereist ist. Gefahr aus Richtung Orbit, familiäres Chaos oder Gräben zwischen Rechts- und Linksfraktionen der Familie hin oder her, […]

    "Das regt mich auf. Ist der Mai 68 umsonst gewesen?"

    […] aber was ist das gegen Albertines Frühlingserwachen mit ihren elf Jahren ... ach, dieser Matthieu! Schwärmt Albertine alias Titin:

    "Wusstest du, dass hier nebenan gleich der FKK-Strand ist? - Ach, echt? - Und weißt du, wen wir getroffen haben? Da war Chantale mit ihrem Sohn Matthieu. - Und wie geht es ihnen. - Ganz gut anscheinend. Jedenfalls hat Titin, seit sie Matthieus Schniedel gesehen hat, ein Wort mehr ge-sagt. - Papa, hör auf! - Ohhh!"

    Julie Delpy - als Schauspielerin bekannt aus Schlöndorffs "Homo Faber" oder Richard Linklaters "Before Sunrise" und "Before Sunset" - legt ihre dritte Regiearbeit vor. "Familientreffen mit Hindernissen" überzeugt als Synthese von französischem Sommerfilm - lange Mahlzeiten an langen Tischen unter großen Bäumen - und atmosphärisch stimmigen Bild der 1970er Jahre.

    "Familientreffen mit Hindernissen" von Julie Delpy - empfehlenswert.

    "Prometheus" von Ridley Scott

    Horror und Science-Fiction hat Ridley Scott in "Alien" von 1976 zur perfekten Synthese gebracht; drei ansehnliche Fortsetzungen folgten und begründeten die Weltkarriere von Sigourney Weaver als erstem weiblichen Actionstar der Filmgeschichte. Nun hat Ridley Scott mit "Prometheus - Dunkle Zeichen" ein Prequel, also eine Vorgeschichte, zur "Alien"-Saga gedreht. Darin spielt Noomi Rapace die Leiterin eines Wissenschaftlerteams - vom Raumschiff Prometheus auf den unheimlichen Planeten gebracht.

    "Was wir hofften war, unseren Schöpfern zu begegnen, Antworten zu finden. Warum sie uns überhaupt erschaffen haben."

    Doch auf dem unwirtlichen Planeten lauern der Horror bzw. Monster bzw. abartige, in jedem Fall aber bösartige Schöpfungen urzeitlicher Biotechniker.

    Es ist atemberaubend, welche visuellen Visionen Ridley Scott hier entwirft - überzeugend auch in der 3D-Fassung von "Prometheus": Wenn am Anfang einer der Schöpfer aus dem All vor Jahrmillionen das Leben auf der Erde schafft, sich selbst dabei zerstört und im Hintergrund das Raumschiff, das ihn brachte, wegfliegt: eine grandios unheimliches Bild. Doch das Primat der Bilder rettet "Prometheus" nicht vor ermüdenden Genreklischees. Nach vier "Alien"-Filmen sind wir es leid zu sehen, wie einer nach dem anderem stirbt und nur die toughe, tiefsinnige Heldin - Noomi Rapace - überlebt. Und wenn Horror- und Actioneffekte die Gott- bzw. Schöpfersuche am Ende mit einem Cliffhanger Richtung Sequel dieses Prequels erledigen, kann man sich nur auf die DVD mit dem "Alien"-Klassiker von 1976 freuen.

    "Prometheus - Dunkle Zeichen" - spannend, aber unterm Strich enttäuschend.

    "Red Lights" von Rodrigo Cortés

    Sigourney Weaver hat auch nach ihren "Alien"-Auftritten solide, professionelle Arbeit geliefert, manchmal großartig, manchmal gelangweilt mittelmäßig, und in dieser (Arbeits-)Haltung können sie und ihr "Red Lights"-Co-Star Robert de Niro sich die Hand reichen. Was ist wahr? Gibt es Übersinnliches? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Mystery-Thrillers "Red Lights".

    "Was ist es? Haben Sie es gehört? Haben Sie ihn gehört. Er ist ein bisschen zorniger als sonst heute."

    Der spanische Regisseur Rodrigo Cortés brauchte vor zwei Jahren in seinem Film "Buried - Lebendig begraben" nur einen Mann, eingeschlossen in einem Sarg, um klaustrophobische Angstattacken hervor zu treiben. Der Versuch eines jungen Wissenschaftlers, in "Red Lights" einem Groß-Medium Scharlatanerie nachzuweisen, ist ungleich aufwendiger in der Absicht inszeniert, uns Angst vorm Unheimlichen zu bescheren, […]

    "Fordern Sie mich heraus? Wollen Sie meine Kraft in Frage stellen? - Sie machen nur Getöse."

    Doch am Ende weiß der Kampf zwischen Rationalität und Übersinnlichkeit in "Red Lights" nicht zu überzeugen. Da hilft auch kein Staraufgebot.

    "Red Lights" von Rodrigo Cortés - enttäuschend.