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Von Puck zu Pumuckl

Hans Clarins erste Filmrolle: Zwergnase. Auf der Theaterbühne spielte er den Puck im Sommernachtstraum. Bekannt geworden ist er durch die Stimme, die er der Zeichentrickfigur "Pumuckl" gab. Am Sonntag starb der Schauspieler mit 75 Jahren an Herzversagen.

Von Josef Schnelle | 29.08.2005
    Ein Gesicht wie geschaffen für einen Märchenonkel und eine unverwechselbare Stimme, die der Heiserkeit neue Dimensionen abtrotzte. Seine erste Filmrolle: Zwergnase. Auf der Theaterbühne gab er den Puck im Sommernachtstraum. Bekannt geworden ist Hans Clarin trotz seiner mehr als 100 Rollen im Fernsehen und zwei Dutzend Spielfilmen durch die Stimme, die er der Zeichentrickfigur "Pumuckel" lieh, jenem Kobold, der mit roten Haaren und frechen Sprüchen Gustl Bayrhammer in einer Fernsehserie und mehreren Kinofilmen das Leben schwer machte. Anfangs in den 60er Jahren mochte Clarin die Geschichten um den kleinen Nervsack überhaupt nicht:

    Die Stimme des Pumuckel von Hans Clarin begründete die Popularität der Figur, die inzwischen längst mit Video und Tonkassetten unverzichtbarer Bestandteil der populären Kultur im Kinderzimmer ist. Die Kinder versuchten bald jeden Gang ins Bett mit nachgespielten Kieksern herauszuzögern und wussten noch nicht, dass die Eltern gleich hinterher im Abendprogramm des deutsche Fernsehens noch einmal genussvoll der Stimme Hans Clarins begegnen würden - in der Krimiserie "77sunset Strip" rieben die rauhen Stimmbänder noch einmal aneinander, überschlugen sich in einer Art ewigem Stimmbruch als Kriminalassistent "Cookie", der den harten Detektivgeschichten aus Los Angeles - nur in der deutschen Synchronfassung - eine leichte selbstironische Note verlieh.

    Solche Rollen: Kobolde, Gespenster, Kleingangster und Zauberer hat Hans Clarin auch immer wieder in seinen Filmen und Fernsehspielen gespielt. Und auch als anerkannter Schauspieler des ernsten und des Boulevardfachs konnte er sich durch Gestalt und Stimme nie von der Festlegung auf den skurril-komischen Akzents lösen. Die in den späten achtziger Jahren auftauchenden Hörkasseten waren für ihn ein neues sehr erfolgreiches Betätigungsfeld. Da konnte er auch von den Manierismen seiner krächzenden Berühmtheit lassen wie im folgenden Beispiel.

    Die Stimme die trotz aller Penetranz verständlich bleibt und sogar Nachdenkliches transportieren konnte wird nun nicht mehr Live zu hören sein. Schon vor einem Jahr meldeten die Agenturen rätselhafte Bläschen auf seinen Stimmbändern, die eine Blutvergiftung auslösten. Nur durch ein zeitweise künstliches Koma konnte er hernach noch einmal genesen. Er trat noch einmal in einem Pumuckelfilm auf, als Darsteller aus Fleisch und Blut und lieh dann noch einmal dem Schloßgespenst Hui Buih seine Stimme. Diese Stimme aus einer anderen verzauberten munter-verrückten Märchenwelt wird uns fehlen. Am Sonntag starb der Schauspieler mit 75 Jahren an Herzversagen.