Donnerstag, 16. Mai 2024

Gazastreifen
Was über den tödlichen Vorfall in Gaza-Stadt bekannt ist

Nach der tödlichen Katastrophe in Gaza-Stadt wird international Aufklärung verlangt. Wieder einmal stehen sich die Darstellungen der israelischen Armee und der Terrororganisation Hamas gegenüber. Wir fassen zusammen, was bisher bekannt ist.

02.03.2024
    Dieses Bild aus einem von der israelischen Armee am 29. Februar 2024 veröffentlichten Handout-Video zeigt nach Angaben des Militärs Menschen aus dem Gazastreifen im Umfeld eines Hilfsgütertransporter in Gaza-Stadt.
    Tödliche Katastrophe in Gaza-Stadt: Die Darstellungen der israelischen und palästinensischen Seite unterscheiden sich stark (Luftaufnahme der israelischen Armee). (AFP / Israeli Army)

    Die Angaben der israelischen Armee

    Nach Angaben der israelischen Armee ereignete sich der Vorfall bei der Ankunft eines Konvois mit 38 Hilfstransportern. Die Armee habe den Konvoi koordiniert, sagte Armeesprecher Hagari. Zahlreiche Menschen seien auf die Lastwagen gestürmt und es sei zu chaotischem Gedränge gekommen. "Einige fingen an, andere gewaltsam zu schubsen und zu Tode zu trampeln und plünderten die humanitären Hilfsgüter", so Hagari.
    Ein anderer Militärsprecher räumte im US-Fernsehsender CNN ein, dass Schüsse gefallen seien. Nach ersten Erkenntnissen habe sich eine Gruppe von Menschen israelischen Soldaten genähert. Das Militär habe daraufhin Warnschüsse in die Luft abgegeben. Die Gruppe habe sich den Soldaten jedoch weiter genähert und eine Bedrohung dargestellt, woraufhin die Soldaten das Feuer eröffnet hätten. Eine Handvoll Menschen sei bei dem Vorfall verletzt worden. Der Vorgang werde untersucht.

    Die Darstellung der Palästinenser

    Ganz anders die Informationen, die durch die von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen verbreitet werden. Demnach sollen bei dem Vorfall mehr als hundert Menschen getötet und über 750 Menschen verletzt worden sein. Die Behörde spricht von einem "Massaker".
    Laut dem palästinensischen UNO-Botschafter Mansur hatten sich tausende Menschen bei der Ankunft der Hilfsgüter im Norden Gazas versammelt. Dann habe die israelische Armee plötzlich damit begonnen, auf die Menschen zu schießen. Nach den ihm vorliegenden Informationen hätten "Dutzende von ihnen Kugeln im Kopf". Es sei absichtlich gezielt und getötet worden, sagte Mansur in New York.

    Kriegsparteien als Quelle

    Die Angaben der Kriegsparteien ließen sich nicht unabhängig überprüfen. International wird deshalb nach einer Untersuchung des Vorfalls in Gaza-Stadt verlangt, unter anderem von den Vereinten Nationen. Es seien keine Mitarbeiter der UNO bei der Ankunft der Hilfsgüter dabei gewesen, betonte Sprecher Dujarric. Man kenne nicht alle Fakten und sei sich bewusst, dass es unterschiedliche Darstellungen gebe. Es sei nicht klar, ob Menschen durch israelische Schüsse getroffen worden seien und starben oder ob sie von einer "Menschenmenge niedergedrückt wurden oder ob sie von Lastwagen überfahren wurden". Es werde aber eine Zeit der Verantwortung geben.
    Diese Nachricht wurde am 01.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.