Dienstag, 23. April 2024

Archiv


Wenn die Luft fehlt

Nach einem Infarkt muss sich das Herz wieder erholen. Es ist vergrößert und pumpt schlecht. Manche Menschen brauchen sogar ein neues Herz.

Von Martin Winkelheide | 12.10.2010
    Catherine Seck:
    Jede Untersuchung hat eine genaue Abfolge.

    Herzzentrum der Universität Köln.
    Dr. Catherine Seck trägt Gel auf den Ultraschallkopf auf.

    Catherine Seck:
    Ich setze jetzt den Schallkopf in der Höhe der Herzspitze an, das ist bei den Männern ungefähr zwei, drei Zentimeter unter der Brustwarze.

    Herbert Niessen:
    Mein Name ist Herbert Niessen, ich bin 55 Jahr alt. Vor fünf Jahren habe ich meinen erste Herzinfarkt gekriegt.

    Catherine Seck:
    Man sieht jetzt auf dem Bild schon den so genannten Vierkammerblick. wo man

    Dr. Catherine Seck macht eine Kontrolluntersuchung. Das Herz Herbert Niessen hat sich von den Infarkten von nicht erholt. Es ist vergrößert und pumpt schlecht. Herbert Niessen braucht ein neues Herz. Seit gut einem Jahr steht auf der Transpantations-Warteliste.

    Catherine Seck:
    Einmal zeichne ich eine Schleife auf von der Herzleistung. Fünf Schläge. Das kann man auch noch genau ausmessen, indem man einmal in die maximale Kontraktion des Herzens geht. Da messe ich die Größe des Herzens aus und dann einmal in der Relaxation, d.h., wenn das Herz am meisten ausgedehnt ist. Wir berechnen dann den Prozentsatz von der Pumpleistung.
    Eine normale Pumpleistung beim Gesunden beträgt etwa 60 Prozent. Beim Herrn Niessen war in der letzten echo-kardio-graphischen Untersuchung eine Herzleistung festgestellt worden von 20 Prozent. Ich haben jetzt etwas mehr gemessen, das ist immer von Untersuchung zu Untersuchung etwas verschieden.

    Herbert Niessen:
    Wenn ich etwas mache, bei mir geht sofort die Luft weg, nach fünf Minuten, zehn Minuten ist es vorbei. Da muss ich mich setzen oder mich hinlegen, weil es einfach nicht mehr geht.

    Catherine Seck:
    Dann gucke ich mir auch die Klappenfunktion an. Wir haben die Möglichkeit, über die Klappen Flussgeschwindigkeiten zu messen, das macht dann auch Geräusche. Und damit kann man halt gucken: Bestehen zusätzlich zu der Vergrößerung oder der eingeschränkten Pumpleistung auch noch Klappendefekte. Schließt die Klappe nicht richtig? Kann man einem Patienten allein dadurch helfen, dass man die Klappe operiert? Ist bei Herrn Niessen aber nicht der Fall. Seine Klappen sind funktionsfähig.

    Neben der Beurteilung des linken Herzens gehört im Ultraschall des Herzens die Beurteilung des rechten Herzens mit dazu. Auch die Pumpleistung des rechten Herzens ist bei dem Patienten wesentlich eingeschränkt.

    Herbert Niessen:
    Ich hab mittlerweile den zweiten Schrittmacher hier drin, einen Defibrillator. Der ist inzwischen auch unter 50 Prozent Leistung. Und ein dritter Defi kommt mir da nicht rein. Dann zieh eich einen Schlussstrich, dann ist Feierabend für mich. Dann läuft nichts mehr.

    Catherine Seck:
    Muss ich noch ein bisschen Gel nachgeben und werden dann eine so genannte Längsachse des Herzens einstellen, um genau die Grösse des linken Herzens noch einmal im Längsschnitt zu messen. Hier kann ich die Aortenwurzel erahnen. Die Aortenwurzel ist normal weit.
    Und am Ende der Untersuchung lasse ich den Patienten sich noch einmal auf den Rücken drehen, und beurteile auch noch einmal die Lebervenen.

    Herbert Niessen:
    Mein Bewegungsradius ist so 150 Meter. Mein Hund hat mich immer schon so komisch angeguckt. Jetzt habe ich mir einen Elektroroller gekauft, jetzt ist der Radius wieder etwas größer und der Hund muss wieder etwas mehr laufen.

    Catherine Seck:
    Insgesamt zeigt sich jetzt, wenn man die verschiedenen Werte sich zusammen anschaut, dass Herr Niessen eine zwar konstante Herzleistung hat, aber eine hochgradig eingeschränkte Herzleistung mit einem deutlich vergrößerten Herzen.

    Herbert Niessen:
    Ich habe einen kleinen Sohn, drei Jahre alt, das ist für mich Grund genug, weiter durchzuhalten.