Aus der Nachrichtenredaktion
So entstehen die Presseschauen im Deutschlandfunk

Wie entstehen eigentlich die Presseschauen im Deutschlandfunk? Diese Frage kommt immer wieder aus unserem Publikum. Hier einige Antworten und ein Einblick in den redaktionellen Alltag.

    Deutschlandfunk - Die Presseschau
    Deutschlandfunk - Die Presseschau (Deutschlandradio)
    Mit unseren Presseschau-Sendungen bieten wir einen Überblick über die veröffentlichte Meinung, insbesondere der Zeitungen, in Deutschland sowie im Ausland. Aus journalistischen Kommentaren und Meinungsbeiträgen wählen wir Ausschnitte aus. Wir versuchen so, ein möglichst breites Spektrum und zahlreiche Argumente einer Debatte abzubilden.

    Wann werden die Presseschauen gesendet?

    Die Presseschau aus deutschen Zeitungen läuft in verschiedenen Längen: Zunächst gibt es am Ende der Sendung „Das war der Tag“ einen ersten „Blick in die Zeitungen von morgen“. Am Morgen werden wir dann ausführlicher: Um 5.35 Uhr senden wir eine fünfminütige und um 7.05 Uhr eine beinahe zehnminütige Presseschau. Um 8.50 Uhr bringen wir erneut viele Kommentarauszüge aus der deutschen Presse – ergänzt mit ersten Stimmen aus der internationalen Presse. Die rein internationale Presseschau läuft um 12.50 Uhr. Um 13.56 Uhr endet dann die Wirtschaftssendung mit einem Überblick über Kommentare zu ökonomischen Themen.
    Sie können die Presseschauen jederzeit im Internet nachvollziehen und natürlich auch rund um die Uhr über die Deutschlandfunk-App hören.

    Wann und von wem werden die Presseschauen erstellt?

    Alle diese Presseschauen entstehen in der Deutschlandfunk-Nachrichtenredaktion. Je ein Redakteur oder eine Redakteurin ist in einer Spätschicht etwa bis Mitternacht vorrangig damit beschäftigt, die Kommentare zu sichten, Themenblöcke ausfindig zu machen und interessante Ausschnitte auszuwählen und zusammenzustellen. Die Internationale Presseschau wird im Frühdienst erstellt.

    Auf welches Material greift die Redaktion zurück?

    Zahlreiche Zeitungsredaktionen beliefern den Deutschlandfunk direkt oder über die Nachrichtenagenturen mit ihren Kommentaren oder zumindest kleinen Ausschnitten. Darüber hinaus sichten wir selbst die Onlineseiten zahlreicher Medien. Die werden aber nicht alle so aktualisiert, wie es für unsere Presseschauen notwendig ist. Außerdem stoßen wir als Redaktion aus logistischen Gründen an unsere Grenzen, wenn wir in kurzer Zeit eine dreistellige Zahl von Medien im Netz ansteuern wollten, uns jeweils einloggen müssten, um dann nach den Kommentaren suchen zu können.

    Warum kommen einige Zeitungen sehr oft vor und andere eher selten?

    Es ist schon deutlich geworden: Wir sind häufig auch auf die Bereitschaft der Redaktionen angewiesen, uns Kommentare zu schicken. Dem stehen manchmal Zeitmangel und Organisationsgründe in den Zeitungsredaktionen entgegen. In anderen Fällen gibt es bei regionalen Medien keine eigenen Meinungsbeiträge, die überregionale Fragen ansprechen. Wir bemühen uns ständig im Dialog mit den Redaktionen, die Lücken zu schließen.
    Unter den Zulieferungen sind manchmal nur einzelne Kommentare oder sogar lediglich ein Auszug. Andere Redaktionen wiederum schicken mehrere Volltexte. Bei einer Auswahl von drei bis vier Kommentaren ist dann allein durch die Menge oft ein relevanter und interessanter Gedanke dabei. Andere Redaktionen schicken lediglich einen kurzen Auszug eines einzelnen Textes. Uns fehlt dann manchmal die Möglichkeit, aus verschiedenen Argumenten auszuwählen oder auch den Gesamttenor eines Kommentars zu erfassen.

    Warum kommen manche Regionen an einzelnen Tagen in der Presseschau nicht vor?

    Wir bemühen uns jeden Tag, neben einer möglichst großen Meinungsbreite auch alle Himmelsrichtungen abzubilden. Dabei gibt es etwa aufgrund der Bevölkerungsdichte weniger Zeitungen in Teilen des Nordens und des Ostens. Wir haben wie oben beschrieben immer nur Einblick in einen Teil der Kommentare. Wenn dann an einzelnen Tagen aus Nord oder Ost nur Beiträge zu lokalen, regionalen oder sehr kleinen Themen bei uns ankommen, kann es sein, dass wir ausnahmsweise diese Himmelsrichtungen nicht abbilden. Zwar versuchen wir immer, möglichst viele Regionen zu berücksichtigen. Am Ende geht es uns aber vor allem darum, eine inhaltlich aufschlussreiche Presseschau zu bieten.

    Wie geht die Redaktion mit der Pressekonzentration durch Zentralredaktionen und Mediengruppen um?

    Immer mehr Zeitungen werden von Zentralredaktionen beliefert, sei es innerhalb der eigenen Mediengruppe oder durch einen externen Anbieter. Bekannt sind hier vor allem das Redaktionsnetzwerk Deutschland und die Funke Mediengruppe. Aber auch Redaktionen wie jene der Rheinischen Post oder der Neuen Berliner Redaktionsgemeinschaft beliefern inzwischen mehrere andere Regionalzeitungen.
    Wir verfolgen diese Entwicklung und versuchen, einen Überblick zu behalten – was bei aller Dynamik nicht immer einfach ist.
    Gerne würden wir dazu übergehen, die Zentralredaktion zu nennen, um die Autorenschaft transparenter abzubilden. Wir stehen hier allerdings vor Herausforderungen. Denn obwohl eine Zeitung von einer Zentralredaktion beliefert wird, schreiben die Redakteurinnen und Redakteure immer mal wieder selbst einen Kommentar. Wir bekommen von den Zeitungen bisher aber keine Informationen darüber, wo der Kommentar entstanden ist. Meistens bekommen wir auch keinen Autorennamen, von dem man diese Information ableiten könnte. Bisher stellt es sich als schwierig heraus, alle Redaktionen dazu zu bewegen, uns diese Information zur Verfügung zu stellen.

    Wie stellt die Redaktion eine Meinungsvielfalt sicher?

    Wir bemühen uns in unseren Presseschauen, die jeweilige Debatte möglichst vollständig abzubilden und auch kontroverse Meinungen zu Wort kommen zu lassen. Das gelingt nicht an jedem einzelnen Tag. Wir sind immer darauf angewiesen, was die Zeitungen uns an Texten zur Verfügung stellen. Und an manchen Tagen hat man zu einem bestimmten Thema nur Kommentare, die ähnliche Positionen vertreten – dann können wir auch nur diese abbilden. Wir versuchen dann, möglichst viele Aspekte eines Themas zu beleuchten.
    Es erscheinen generell auch weniger Zeitungen als früher, was für uns bedeutet, dass wir weniger auswählen können. Wir bemühen uns dennoch um interessante Presseschauen, aber diese Aufgabe ist in den vergangenen Jahren schwieriger geworden.

    Wie entsteht die Internationale Presseschau?

    Im Frühdienst steht die Redaktion im Austausch mit Korrespondentinnen und Korrespondenten, die Zeitungen etwa in China, Japan, der Türkei oder Lateinamerika scannen und interessante Kommentare zur Übersetzung anbieten. Darüber hinaus durchsuchen auch wir selbst relevante Nachrichtenseiten aus verschiedensten Ländern und den vielen Sprachräumen, die uns über die Sprachkenntnisse unserer Redaktion zugänglich sind, und übersetzen relevante Ausschnitte. Zudem stellen die Nachrichtenagenturen einzelne übersetzte Kommentarausschnitte bereit.
    Bei den Inhalten versuchen wir die relevanten Themen und Diskussionen aus allen Kontinenten abzubilden. Geht es um internationale Fragen, so wollen wir vermitteln, wie die Dinge in anderen Weltregionen betrachtet werden, nämlich oft anders als in Deutschland oder Europa. Immer wieder haben wir auch den Blick der anderen auf die deutsche Politik. Daraus ergeben sich interessante und nützliche Perspektiven für die Diskussion hierzulande.

    Warum ordnet die Redaktion die internationalen Medien nicht ein – etwa im Falle Chinas als Staatsmedien?

    Wir verstehen das Bedürfnis einiger Hörerinnen und Hörer nach einer Einordnung vor allem internationaler Medien. Gleichzeitig stellt sich das als nicht ganz unproblematisch dar. Denn in einigen Ländern geht es nicht (nur) um den oft offensichtlichen Einfluss des Staates, sondern oft auch um Unternehmen und Parteien, die mit einzelnen Medien verbandelt sind.
    Darüber hinaus sind Labels wie „liberal“, „links“ oder „konservativ“ nicht mehr so einfach zu greifen. Das gilt auch für deutsche Medien, wo die politische Perspektive eines Kommentars oft nicht mehr so sehr vom Medienhaus als vielmehr vom einzelnen Autor oder der einzelnen Autorin geprägt ist. All das abzubilden ist uns oft unmöglich – und würde zudem zu langen Einleitungen in die Kommentare führen. Wir wollen den Platz lieber den Inhalten vorbehalten, prüfen die Frage aber laufend.

    Warum werden überhaupt Stimmen aus autoritären Ländern wie etwa China, Russland oder dem Iran verlesen?

    Wir gehen auch auf Grundlage der Rückmeldungen davon aus, dass unser Publikum um den Einfluss des Staates in diesen Ländern weiß. Wir finden es wichtig zu dokumentieren, mit welchen Meinungen die Bevölkerung in autoritären Staaten beschallt wird.