Griechenland hat einen entscheidenden Standort-Vorteil, den Deutschland nicht bieten kann: "Wir haben Arbeitslosigkeit", sagt Wirtschafts-Professor Panagiotis Petrakis von der Universität Athen. Wenn in Deutschland ein Investor Arbeitskräfte suche, dann finde er keine. Er kann seinen Plan nicht umsetzen und es gibt kein Wachstum, so Professor Petrakis. In Griechenland sei das anders:
"Hier ist es so: Wenn ein Investor im Bau-Gewerbe oder im Tourismus Arbeitskräfte sucht, dann findet er sie schnell. Er stellt Leute ein, die bisher arbeitslos waren. Damit schafft er Wachstum. So einfach ist das."
Griechenland als Alternative für politisch unruhige Mittelmeerländer
Die Arbeitslosenquote liegt in Griechenland bei knapp 17 Prozent. Sie soll in diesem Jahr dank des Wachstums auf etwa 15-einhalb Prozent sinken.
Viele werden in Hotels oder Restaurants eine Beschäftigung finden. Der Tourismus ist nach wie vor der Motor der griechischen Wirtschaft. Das war sogar während der schlimmsten Krisenjahre so, weil Griechenland damals mit Billig-Angeboten Urlauber anlockte. Und weil andere Mittelmeer-Länder ganz andere Probleme hatten: Unruhen in Ägypten, Terror-Anschläge in Tunesien, ein Putsch-Versuch in der Türkei.
"Vor vier, fünf Jahren stand die ganze Region um uns herum in Flammen. Da war es für uns in Griechenland leicht, neue Touristen anzulocken. Aber die müssen wir jetzt halten. Und das gelingt."
Groß- und Kleinbetriebe profitieren
Es kommen sogar ausländische Investoren, die Hotels kaufen, die während der Krise in die Pleite gestürzt waren. Die Investoren renovieren die Hotels, das lockt wieder neue Touristen an. So gibt es allein schon innerhalb des griechischen Tourismus-Sektors einen Aufschwung.
Und wie sieht es in den Touristen-Vierteln aus? Die Tavernen-Wirtin Soula im Athener Altstadt-Viertel Plaka sagt:
"Ich persönlich als Unternehmerin kann sagen: Ja, es ist ein wenig besser. Ich weiß nicht, wie viele Millionen zusätzliche Touristen nach Griechenland kommen. Bei mir in der Taverne sind's etwa zehn Prozent mehr Gäste als vor einem Jahr."
Wachstumsbranche IT-Bereich
Es geht aufwärts, vor allem im Tourismus und in der Bau-Branche. Auch für gut ausgebildete Uni-Absolventen gibt es jetzt wieder mehr Jobs, vor allem im IT-Bereich.
Das Gute an der IT-Branche ist, so Professor Petrakis: Man müsse nicht zuerst Millionen in den Bau einer Fabrik investieren, sondern man brauche lediglich eine gute Idee und Internet-Anschluss. Petrakis selbst leitet an der Athener Uni die Abteilung für e-Learning-Programme in Griechenland. Er und seine Mitarbeiter entwickeln Programme für computergestütztes Lernen in Schulen, Universitäten und in der Privatwirtschaft.
"Wenn Sie sich hier auf dem Stockwerk umschauen, dann sehen Sie etwa fünfzig Mitarbeiter. Ich habe aber fünfhundertfünfzig Mitarbeiter. Wo sind die anderen? Nun, die arbeiten von zu Hause aus, überall in Griechenland, auch im Ausland – Australien zum Beispiel. Mein bester IT-Mitarbeiter lebt und arbeitet auf der Insel Kreta; der ist nie hier."
Damit noch mehr Investoren kommen und noch mehr Arbeitsplätze entstehen, hat die neue, konservative Regierung Griechenlands die Unternehmenssteuern gesenkt. So will sie das Ziel erreichen, dass die griechische Wirtschaft in diesem Jahr tatsächlich um 2,8 Prozent wächst.