"Nach dem Aufgang ist ein gar schreckliches Gesicht an der Sonne erschienen. Es ist von vielen Manns- und Weibspersonen gesehen worden. Zwei blutrote, halbrunde Striche, wie eine abnehmende Mondsichel, standen ober- wie unterhalb der Sonne."
So heißt es in einem Nürnberger Flugblatt aus dem 16. Jahrhundert. Das so erschreckende Himmelsspektakel war eine wunderbare Halo-Erscheinung, ein besonders hübsches Phänomen unserer Atmosphäre.
Reflektierende Eiskristalle
Der Begriff Halo kommt vom griechischen Halos, Heiligenschein. Ursache sind meist dünne, eisige Wolken in acht bis zehn Kilometern Höhe. Die unterschiedlich geformten nicht einmal millimetergroßen Eiskristalle reflektieren und brechen das Licht von Sonne und Mond.
Dabei zaubern sie helle Kreise, Linien und Flecken an den Himmel – Fachleute kennen mehr als fünfzig verschiedene Halo-Phänomene. Am häufigsten ist ein Ring um die Sonne mit einem Radius von 22 Grad.
Am zweithäufigsten sind die Nebensonnen. 22 Grad links und rechts der Sonne strahlen farbige Lichtflecken. Auch die Berührungsbögen gibt es häufig: Kleine bunte Sicheln oben und unten am Halo-Ring.
Wann sind Halos zu beobachten?
An etwa zehn Tagen im Jahr sind diese Phänomene so hell, dass sie auch Laien auffallen. In den zwei Wochen rund um Vollmond, wenn der Mond kräftig leuchtet, sind Halo-Phänomene auch nachts zu beobachten.
Wenn an sonnigen Tagen oder in klaren Nächten die feinen Eisschleier am Himmel aufziehen, lohnt sich immer der Blick nach oben. Womöglich zeigen sich rund um Sonne und Mond Halo-Ringe, Nebensonnen und Nebenmonde.