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Zulassung mit Hürde

Viele deutsche Hochschulen weiten zum kommenden Wintersemester ihr Masterprogramm deutlich aus. An manchen Universitäten gehen zwanzig und mehr Masterstudiengänge an den Start. Nicht nur die Hochschulen, auch die Studierenden betreten Neuland. Für die Zulassung gelten oftmals hohe Hürden, die den Bewerbern Angst machen.

Von Nina Trentmann | 01.08.2008
    "Das wichtigste ist natürlich zu gucken, wie sieht die Vorbildung aus. Das heißt also mit welchem Bachelor-Abschluss kommt hier jemand an. Ist es zum Beispiel ein interner Kandidat, dann ist es natürlich sehr einfach zu beurteilen, was hat der an Vorwissen mitzubringen. Sind es insbesondere Bewerber aus dem Ausland, dann muss natürlich sehr genau hingeguckt werden."

    Kummert lässt sich das Studienbuch geben und schaut, was Maslak belegt hat. Die Prüfung ist in der Studienordnung vorgeschrieben, um sicherzustellen, dass alle Studierenden über das nötige Basiswissen verfügen. Die Zahl der Bewerber könnte jedoch größer sein: Knapp dreißig Studierende werden im Wintersemester mit dem Master in Informationstechnologie beginnen, schätzt Prodekan Kummert. Aufnehmen könnte er mindestens doppelt so viele. Auch in vielen anderen Masterstudiengänge in Wuppertal ist das so, sagt Annegret Maack, Prorektorin für Lehre und Studium:

    "In einigen Bereichen hält sich der Zugang zum Master innerhalb des einstelligen Bereichs und die Studiengänge laufen sehr langsam an. In einigen Bereichen ist das schon etwas weiter fortgeschritten, je nachdem, wann eben der Bachelor angefangen hat und wann erste Absolventen aus dem Bachelor in unseren eigenen Masterstudiengang gegangen sind."

    Das gilt laut Hochschulrektorenkonferenz für einen Großteil der 3065 Masterstudiengänge in Deutschland. So belegten im vergangenen Wintersemester gerade 17 Studierende den Master of Education an der Universität Hannover, der auf den Lehrerdienst vorbereitet. 378 Plätze hatte die Universität dafür vorgehalten. Nur zwei Masterstudiengänge waren an der Leibniz-Universität annähernd ausgelastet. Auch an der Uni Köln blieben viele Masterplätze unbesetzt: Für über 600 Plätze fanden sich nur 262 Studierende. Drei Nachrückverfahren soll es dort nun für das kommende Semester geben.

    Trotz der vielen freien Masterstudienplätze grassiert unter Studierenden die Angst, die Zugangsvoraussetzungen nicht zu erfüllen und keinen Platz zu bekommen. Dabei soll gar nicht jeder Bachelor-Absolvent einen Master machen. Im Gegenteil: Die Umstellung auf die neuen Studiengänge zielt darauf ab, dass ein Teil der Bachelor-Absolventen direkt in den Beruf einsteigt. Für den Masterzugang wird meist eine bestimmte Abschlussnote im Bachelor gefordert. Bei Christine Strotmann ist 2,5 die magische Hürde.

    Die 21-Jährige studiert Germanistik und Geschichte an der Uni Münster und möchte noch den Master in Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas dranhängen.

    "Besonders stressig ist es für mich, weil es den Master, den ich machen will, in Deutschland bisher erst fünf Mal gibt und das heißt, dass ich schauen muss, dass ich die Voraussetzungen erfülle. Da ist es natürlich so, bei jeder schlechten Note wird gleich nachgerechnet. Im Grunde genommen ist es bei jeder Prüfung so, dass man schon erstmal Angst hat, dass das mit dem Bachelor nicht hinhaut und dann denkt man natürlich immer gleich an den Master und hat die Angst, dass es da nicht hinhaut - weil mit einem Bachelor abzugehen würde sich jetzt für mich nicht wirklich rentieren."

    Viele Bachelor-Studierende stehen zudem unter Leistungsdruck, wollen sie doch einen guten Abschluss machen. Hinzu kommt die Befürchtung, mit einem Bachelor-Abschluss schlechtere Chancen auf einen Job zu haben, was allerdings unbegründet ist: Der Stifterverband und der Deutsche Akademische Austauschdienst befragten 660 Unternehmen, 60 Prozent bescheinigten den Bachelor-Absolventen eine ausreichende Qualifizierung für den Arbeitsmarkt.
    Zurück in Wuppertal bei Masterprüfling Andrzej Maslak. Er ist am Ende des Prüfungsgespräches erleichtert. Maslak hat den Studienplatz bekommen, auch wenn ihm eine Vorlesung aus dem Bachelor fehlte.

    "Also ich war sehr zufrieden und ich bin sehr zufrieden, weil ich die Prüfung bestanden habe."

    Auch Professor Kummert ist zufrieden. Er erklärt, was ihm während des Auswahlgespräches aufgefallen ist:

    "Wir haben auch hier im gemeinsamen Gespräch festgestellt, dass in einem bestimmten Aspekt, hier war es zum Beispiel die Automatisierungstechnik, gewisse Defizite da sind und dieses wird dann als Zusatzauflage definiert, also eine Vorlesung aus unserem Bachelor-Programm wird als Zusatzauflage für den Master definiert und dient aber nicht als Zugangsvoraussetzung. Das heißt, der Kandidat darf mit dem Masterstudium beginnen, muss das dann aber parallel durchführen."