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Zum Tod Nelson Mandelas
"Ein Licht in der Welt ist erloschen"

Von Washington bis Peking ist die Trauer um Nelson Mandela groß. Staats- und Regierungschefs würdigen den Donnerstagabend gestorbenen ehemaligen südafrikanischen Präsidenten für seinen Kampf als Vorbild für die Welt.

06.12.2013
    "Unsere Welt ist ärmer geworden", sagte im Deutschlandfunk der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher. Mandela sei ein "Mann ohne Bitterkeit" gewesen, "der überzeugt war, die Gerechtigkeit zu verteidigen". Auch 27 Jahre Haft hätten ihn nicht brechen können. Dennoch sei es für ihn nicht immer leicht gewesen, für den Südafrikaner einzutreten. So wäre er auch in Deutschland dem Vorwurf begegnet, sich für einen Mörder einzusetzen.
    Auch die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth erinnerte im Deutschlandfunk an Widerstände, als Mandela 1996 im Parlament gesprochen habe. Doch dieser hätte mit seinem Auftreten und seinem "Ideal frei von Hass" die Abgeordneten für sich gewonnen.
    Papst Franziskus würdigte Mandela als Inspirationsquelle für alle Generationen. "Ich bete, dass sein Beispiel Generationen von Südafrikanern dazu inspirieren wird, Gerechtigkeit und das Gemeinwohl vor ihre politischen Ambitionen zu stellen", schrieb er in einem Telegramm an den Präsidenten Jacob Zuma. "Ich zolle meine Anerkennung für das unerschütterliche Engagement Nelson Mandelas für die Menschenwürde aller Bürger und für ein neues Südafrika auf den Grundlagen von Gewaltfreiheit, Versöhnung und Wahrheit."
    Nelson Mandela steht in einer Gefängniszelle an einem vergitterten Fenster.
    Im Jahr 1995 besuchte Nelson Mandela die Zelle, in der er 19 seienr 27 Jahre Haft als politische Häftling absaß. (picture alliance / epa AFP)
    Bundeskanzlerin Angela Merkel zählt ihre Begegnung mit Nelson Mandela im Jahr 2007 zu einer "der wertvollsten Erinnerungen meiner politischen Tätigkeit". Der Besuch bei Mandela sei ihr immer noch gegenwärtig, sagte sie. "Nelson Mandela war ein wunderbarer Mann", so Merkel: "Er war weise, warmherzig und humorvoll." Wie Millionen Menschen in aller Welt traure auch sie um Mandela. Ihre Gedanken seien bei seiner Frau, seiner Familie und allen Südafrikanern.
    Eine Frau weint in eine Südafrika-Flagge, dahinter umarmen sich zwei weitere Frauen.
    In ganz Südafrika trauern die Menschen um Nelson Mandela. (Nic Bothma / picture alliance / dpa)
    Mandelas beeindruckender Lebensweg sei für Menschen weltweit "Inspiration und Quelle der Ermutigung", sagte Bundespräsident Joachim Gauck: "Was für eine Persönlichkeit!" Trotz der Demütigung langjähriger Haft habe Mandela Mut und Kraft gefunden, nicht den Weg des Hasses zu gehen.
    Mandela sei ein "Gigant für die Gerechtigkeit" gewesen, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Mit seinem selbstlosen Kampf für menschliche Würde, Gleichheit und Freiheit hätte dieser viele Menschen auf der ganzen Welt stark beeinflusst. "Nelson Mandela hat uns gezeigt, was für unsere Welt und für jeden einzelnen von uns möglich ist - wenn wir zusammen an Gerechtigkeit und Menschlichkeit glauben, davon träumen und uns dafür einsetzen."
    US-Präsident Barack Obama sagte, die Welt habe einen der einflussreichsten und mutigsten Menschen verloren. Der Friedensnobelpreisträger habe "die Geschichte in die Hand genommen" und "mehr erreicht, als von jedem Menschen erwartet werden kann". Die Geschichte werde Mandela als "einen Kämpfer für Menschenwürde und Freiheit sowie für Frieden und Versöhnung in Erinnerung behalten", sagte der frühere US-Präsident Bill Clinton.
    President Obama remembers Nelson Mandela: "A man who took history in his hands and bent the arc of the moral universe towards justice."— Barack Obama (@BarackObama) 5. Dezember 2013
    Auch viele Jahre im Gefängnis hätten Mandela "nicht brechen oder bitter machen können", so Bundeskanzlerin Angela Merkel. Aus seiner Botschaft der Versöhnung sei schließlich ein "neues, besseres Südafrika" entstanden.
    Großbritanniens Premierminister David Cameron nannte Mandela einen "Helden unserer Zeit". Ein großes Licht in der Welt sei erloschen. Frankreichs Präsident François Hollande erklärte, Mandela habe "Geschichte geschrieben für Südafrika und für die Welt". Europaratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso sprachen von einem "traurigen Tag nicht nur für Südafrika, sondern für die ganze internationale Gemeinschaft".
    Nelson Mandela reckt, umringt von Unterstützern, seine Faust in die Luft.
    Nelson Mandela nach seiner Freilassung am 11. Februar 1990 - nach 27 Jahren Haft. (picture-alliance / dpa)
    Der frühere südafrikanische Präsident Frederik de Klerk, der zusammen mit Nelson Mandela den Friedensnobelpreis erhielt, bezeichnete die gemeinsame Arbeit mit dem verstorbenen Nationalhelden als "Ehre". Obwohl er und Mandela politische Gegner gewesen seien und ihre Beziehung "oft stürmisch" gewesen sei, seien sie "in kritischen Momenten immer in der Lage gewesen zusammenzukommen, um die vielen Krisen, die während des Verhandlungsprozesses aufkamen, zu lösen".
    Die chinesische Regierung würdigte Mandela als "alten Freund des chinesischen Volkes". Dieser habe die "Achtung und die Liebe von Menschen überall auf der Welt gewonnen", hieß es in einer Erklärung des chinesischen Außenministeriums.