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Ägyptische Studenten gesucht

An einem neuen, deutschen Wissenschaftszentrum in Kairo sind nun der Deutsche Akademische Austauschdienst, verschiedene deutsche Universitäten und Forschungseinrichtungen vertreten. Die wünschen sich auch mehr ägyptische Studenten in Deutschland und wollen dafür werben.

Von Anne Françoise Weber | 13.11.2012
    Hof, Garten und Treppenaufgang der kleinen Villa auf der Nilinsel Zamalek in Kairo sind voller Menschen. Sie sind zum Tag der offenen Tür des neuen deutschen Wissenschaftszentrums gekommen, um Vorträge und Workshops zu besuchen oder sich an den Ständen verschiedener Universitäten zu informieren. Überall gibt es Stellwände mit Informationen zu erneuerbaren Energien, Filme stellen den Deutschen Akademischen Austauschdienst und das Studium in Deutschland vor, das Büffet ist unter dem Andrang schnell leer geräumt. Im ersten Stock erklärt der Leiter der Kairoer Außenstelle des DAAD, Michael Harms, dass es für die hier vertretenen deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen einerseits darum geht, Nachwuchsforscher zu werben.

    "Es kann aber auch sein, dass die deutsche Seite hier hervorragende Studien- und Forschungsbedingungen vorfindet, wie zum Beispiel in der Medizin, in den Ingenieurswissenschaften, bei erneuerbaren Energien. Ägypten ist da eine fantastische Destination. Auf der Gegenseite gilt Deutschland bei Ägyptern als eine gute Marke für Technologie, Innovation, "State-of-the-Art"-Forschung. Und das macht das Land so interessant als Partner auch für Ägypter. "

    Auf der Suche nach neuen Forschungskooperationen ist zum Beispiel Yasmine Aguib von der Technischen Universität München. Vor über zehn Jahren ging die junge Ägypterin zum Studium der molekularen Biotechnologie nach Deutschland, mittlerweile ist sie wissenschaftliche Referentin des Präsidenten ihrer Universität und für internationale Partnerschaften zuständig. Die TU München hat nun im Wissenschaftszentrum Kairo ihr eigenes Büro. Yasmine Aguib erhofft sich:
    "Dass wir noch mehr erkennen, wer unsere potienziellen Partner sind, um exzellente und erfolgreiche Projekte in der Zukunft noch mehr durchführen zu können."

    Die beiden Studenten Magid und Atallah haben, wie viele andere hier, über Facebook vom Tag der deutschen Wissenschaft erfahren. Sie studieren Wassertechnik und sind gekommen, um sich über Möglichkeiten eines Studiums in Deutschland zu informieren. Im vergangenen Sommer waren sie schon bei einer Summerschool dort und haben Betriebe besucht, die in ihrem Bereich arbeiten.

    Das sei eine gute Erfahrung gewesen, erzählt Magid. Und er habe gemerkt, dass Deutschland das richtige Land für sein Studienfach sei. Vielleicht könnte er nach seinem Bachelorabschluss in Ägypten in Deutschland einen Master machen.

    Mit der technisch-naturwissenschaftlichen Ausrichtung ihres Studiums entsprechen Magid und Atallah dem Profil der meisten Ägypter, die zur Ausbildung nach Deutschland gehen. Doch Albrecht Fuess, der am Stand der Universität Marburg im Garten steht, hofft, noch andere Interessenten für einen Studienaufenthalt in Deutschland zu finden. Der Leiter des Marburger Centrums für Nah- und Mitteloststudien hätte gern mehr ägyptische Studierende am seinem Institut. Nicht nur, damit die Ägypter ihren deutschen Kommilitonen aus erster Hand aus der Region berichten können, sondern

    "damit sie auch ihrer eigene Geschichte besser kennenlernen, teilweise auch die islamische Geschichte, einen anderen Blick vielleicht darauf werfen können. Wenn wir da den einen oder anderen dafür gewinnen könnten, nicht in technische Berufe zugehen, sondern auch mal in die Aufarbeitung der eigenen Geschichte oder ein eigenes Geschichtsbild auch dem europäischen entgegenzustellen, wäre das ganz schön."

    Die Chancen, dass aus dem Tag der deutschen Wissenschaft und den weiteren Aktivitäten des neuen Wissenschaftszentrums viele deutsch-ägyptische Projekte und wechselseitige Studienaufenthalte entstehen, sind jedenfalls nicht schlecht – dank der Transformationspartnerschaft des Auswärtigen Amtes mit Ägypten stehen dem DAAD in Kairo zurzeit weitaus mehr Mittel zur Verfügung als früher.