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Atommüll
Hessen rechnet mit Sellafield-Castoren ab 2017

Bis Ostern will Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ein Konzept vorlegen, wie der Atommüll verteilt wird, der noch aus dem Ausland zurückgenommen werden muss. 27 Castoren befinden sich in Frankreich und im britischen Sellafield. Castoren von dort sollen ab 2017 auf dem Gelände des stillgelegten Atomkraftwerks Biblis eingelagert werden.

Von Ludger Fittkau | 25.03.2015
    Die grüne hessische Umweltministerin Priska Hinz rechnet ab 2017 mit der Einlagerung von Atommüll aus der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield. Eine Halle auf dem Gelände des stillgelegten südhessischen RWE- Atomkraftwerks Biblis soll als Zwischenlager für Castoren mit dem Atommüll aus Sellafield dienen, erklärte Hinz jetzt im hessischen Landtag:
    "Für Biblis kommen aller Voraussicht nach Castoren aus Sellafield in Frage. Die Rückführung ist für 2017 und folgende geplant. Das heißt, es müsste im nächsten Jahr das Genehmigungsverfahren laufen für die Zwischenlagerung. Und dann kommt es drauf an, wie viele Castoren RWE dort lagern wollte um die Frage zu klären, ob tatsächlich noch Umbauten erfolgen müssen."
    Es muss noch Platz geschaffen werden
    Bereits jetzt werden in der etwa fußballfeldgroßen, überirdischen Lagerhalle auf dem Gelände des AKW Biblis rund 40 Behälter mit Atommüll gelagert. Für die Zwischenlagerung der Castoren aus Sellafield müsse möglicherweise in dieser Halle noch Platz geschaffen werden, so die hessische Umweltministerin:
    "Denn je nachdem wie viele Castoren dort Eingang finden könnten, müsste die Zwischenlagerung der Mischgebinde verändert werden. Aber das ist eine fachliche Debatte, die erst geführt werden kann, wenn RWE entschieden hat, welche Castoren die - sozusagen - ihnen gehören, sie auf welche Standorte verteilen wollen."
    Klar ist für die grüne hessische Umweltministerin Priska Hinz: Es wird kein weiterer Atommüll, der ursprünglich aus Biblis stammt im Zwischenlager Gorleben landen. Auch wenn das für Hessen bedeute, dass man zusätzliche Castoren mit Atommüll nach Biblis zurückbekomme, so Hinz:
    "Von Biblis aus sind jedenfalls jede Menge Castoren weggegangen, es wurde viele Jahre lang Atommüll produziert. Allerdings wissen wir, dass etliche Castoren schon in Gorleben stehen, die eigentlich nach Biblis gehört hätten. Da muss man dann wieder eine andere Rechnung aufmachen. Am Ende muss man dann ein Puzzle zusammenfügen, dass dann am Ende bedeutet: Biblis kann nicht ausgenommen werden."
    Diskussion lahmgelegt
    Damit dürfte auch der Streit beendet sein, den es in den letzten Wochen zwischen dem hessischen Umweltministerium und Bundesumweltministerin Hendricks in dieser Frage gegeben hatte.
    Hendricks hatte Hessen zwischenzeitlich vorgeworfen, das Land äußere sich nicht klar dazu, ob es weiteren Atommüll aus dem Ausland nehme oder nicht. Das Bundesumweltministerium will nun bis Ostern ein Konzept vorlegen, wie die 27 Castoren aus Frankreich und Großbritannien in Deutschland verteilt werden. Die hessische Umweltministerin Priska Hinz begrüßt diese Ankündigung ausdrücklich:
    "Ich bin jetzt gespannt, ob wir wie angekündigt Ostern das Konzept erhalten. Es wäre jedenfalls wichtig, dass es mal eine Sicherheit gibt, wo die Castoren hinkommen. Zur Zeit wird die Arbeit in der Endlagerkommission durch Diskussionen darüber lahmgelegt. Und das kann uns allen nicht genehm sein, weil wir die Debatte um die Frage Endlagerung tatsächlich vorantreiben müssen. Und die Zwischenlagerung von Castoren ist da ein kleiner Baustein dafür."
    Skeptische, beunruhigte Anwohner
    In Biblis und Umgebung sieht man die Einlagerung zusätzlicher Castoren auf dem Gelände des stillgelegten Atomkraftwerks skeptisch. Der Landkreis Bergstraße, in dem Biblis liegt kritisiert seit Langem die auf aus seiner sich wenig sichere Lagerhalle. Gegen Flugzeugabstürze sei sie ebenso wenig gesichert wie bei möglichen schwereren Erdbeben, so die Kritik. Der Oberrheingraben, in dem Biblis liegt, ist eine Erdbebenzone. Die Bevölkerung in Biblis macht sich Sorgen:
    "Weil den Leuten nicht klar ist, welche Risiken entstehen hier."
    "Man möchte die höchstmögliche Sicherheit."
    "Jetzt hat man das eine Übel weg, jetzt kommt das nächste Übel. Und es ist denkbar, dass man das als Endlager ´nimmt, weil wo wollen sie den hin mit den ganzen Behältern, mit den abgewetzten Brennstäben. Das ist nicht so sauber gelöst alles."
    Das grüne hessische Umweltministerium wird also noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, um dann ab 2017 die Castoren aus Sellafield mit Akzeptanz der Bevölkerung in Biblis lagern zu können.