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Auf der Spur der Großalgen

An der Uni Kiel läuft gerade ein ganz besonderes Forschungsprojekt: Acht Studierende der Meeresbiologie aus aller Welt bereiten sich dort vor, auf ihren Einsatz auf der Südhalbkugel: Sechs Monate lang werden sie dort ab nächster Woche Experimente machen und forschen, über das Wachstum von Algen. Nach diesen sechs Monaten kehren sie alle zurück an die Uni Kiel und werten dort gemeinsam ihre Ergebnisse aus. Neben der Arbeit erhoffen sie sich vom sogenannten GAME-Projekt einen Karriereschub.

Von Jens Wellhöner | 27.10.2006
    Im Kühlraum des Instituts für Meeresökologie der Uni Kiel: Student Josh Fielding holt einen kleinen Behälter aus einem Regal. Darin leben Algen:

    " Hier drin ist die Temperatur immer kühl und konstant. Das hält unsere Meeralgen frisch. So brauchen wir nicht immer neue zu holen. Jeden Tag kommen wir hier kurz rein und holen die Algen raus. Und machen mit ihnen Experimente. "

    Mit den Algen geht der australische Student auf den Balkon des Instituts. Hier erwarten ihn seine sieben Kommilitonen des GAME-Projekts. Mit einem Messgerät bestimmen sie hier den Sauerstoffgehalt der Meerwasserprobe, in dem die Algen leben:

    " Wir sind halt mit Wathosen ins Wasser und haben dann in Strande die Algen gesammelt. In einem Meter Wassertiefe oder so. Und haben sie dann in große Behälter gebracht hier und in unsere Experimente eingebaut. "

    Sagt Christian Pansch von der Uni Rostock. Er gehört zu den deutschen Teilnehmern des GAME-Projekts.

    Die insgesamt acht Studierenden kommen aus Europa, Südamerika, Australien und Neuseeland. In Kiel bereiten sie sich einen Monat lang vor, auf ihren Einsatz auf der Südhalbkugel. In Zweier-Teams werden sie an verschiedenen Meeresforschungsinstituten an ihren Algenexperimenten arbeiten. Ihre Ergebnisse werden sie später miteinander vergleichen, nach ihrer Rückkehr in Kiel. Meeresökologe Martin Wahl hat das GAME-Projekt mit ins Leben gerufen:

    " Was die Algenforschung anbelangt, geht es darum festzustellen, ob Algen, die sich gegen Fressfeinde verteidigen, dafür Energie investieren müssen. Und ob der Lichtmangel, den wir im Rahmen der Klimaverschiebung erwarten, dazu führt, dass diese Verteidigung zurückgeschraubt werden muss. "

    Und die Algen damit gefährdet sind. Für ihr GAME-Austauschprojekt haben die Kieler Meereswissenschaftler ein Netzwerk gebildet, mit Forschungsinstituten in allen Kontinenten. Josh Fielding ist der einzige Australier, der beim GAME-Projekt mitmacht. Er hat gerade seine Diplom-Arbeit geschrieben. Und hofft auf einen Karriereschub:

    " Ja, genau. So kann ich Kontakte knüpfen. Und das hilft mir, wenn ich später in Übersee arbeiten will. "

    Der junge Student von der Insel Tasmanien arbeitet ab nächster Woche wieder zu Hause; IM Zweier-Team an der Universität Hobart. Mit dabei sein wird Nina Kriegisch von der Uni Kiel. Auch sie will wertvolle Kontakte knüpfen, für ihre spätere Karriere. Und nebenbei Tasmanien genießen. Viele ihrer Bekannten beneiden sie darum:

    " Besonders die, die schon mal in Tasmanien waren. Und die sagen, das ist ein schönes Land. Aber sie können sich das nicht so gut vorstellen, dass ich da sehr viel arbeiten werde, und nicht das ganze halbe Jahr in der Sonne liege. Darum sind sehr viele doch neidisch. "

    Wer bei GAME mitmachen will, sollte nicht nur gute Noten haben. Sondern vor allem eines sein: Teamfähig.
    Maik Lenz, Betreuer der GAME-Teilnehmer in Kiel:

    " Wir müssen sehen, dass wir Teilnehmer haben, die dieses Teamwork machen können. Die das auch durchstehen, die ganze Zeit. Das ist nicht einfach, über so lange Zeit sehr eng mit jemandem zusammenzuarbeiten, dann auch im Ausland zusammenzuarbeiten. "

    Nina Kriegisch sieht da keine Probleme, sie gibt sich teamerprobt:

    " Freunde von mir und ich organisieren jedes Jahr ein Festival. Und da muss man natürlich auch im Team arbeiten. Sonst geht gar nichts. Ein Drei-Tages-Musik-Festival, im Allgäu. Im Herzen von Nirgendwo. Und da stampfen wir das aus dem Boden, sozusagen. "

    Die Stimmung ist gut in den GAME-Teams so kurz vor der Abreise. Im nächsten Frühjahr sehen sich alle in Kiel wieder. Dann werden sie ihre Forschungsergebnisse auch auf Kongressen vorstellen. Und weiter Kontakte knüpfen, für ihre Zukunft als Meeresbiologen in aller Welt.