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Brutparasiten
Kooperation gegen Kuckuck

In Deutschland legt nur der Kuckuck seine Eier in fremde Nester, im südlichen Afrika und Australien treten mehr solcher Brutparasiten auf. Dort gibt es Brutgemeinschaften, in denen nicht nur die Eltern sich um den Nachwuchs kümmern. Australische Forscher untersuchen den Zusammenhang von Bruthelfern und Brutparasiten, wie "Science" berichtet.

Von Volkart Wildermuth | 20.12.2013
    Achtung, Kuckuck im Anflug, so könnte man dieses Zwitschern des australischen Prachtstaffelschwanzes übersetzen. Wenn dieser kleine Singvogel mit dem leuchtend blauen Kehlfleck vor einer Schlange oder einem Sperber warnt, dann tut er das sehr leise und diskret. Sein Kuckuckswarnruf ist für die Artgenossen aber unüberhörbar.
    "Wenn man den Alarmruf abspielt, wirkt das wie ein Magnet für die Prachtstaffelschwänze. Die Vögel kriegen mit, was passiert. Sie wissen, der Kuckuck kann ihnen nichts anhaben. Also kommen sie schnell und greifen ihn aggressiv an."
    Und verhindern so, dass der Brutparasit sein Ei in ihr Nest legt. Das konnte der Verhaltensforscher William Feeney von der Nationalen Universität von Australien in Canberra schon oft im Buch beobachten. Wenn ein Singvogel einen eigenen Warnruf für den Kuckuck hat, dann müssen die Brutparasiten eine relevante Bedrohung darstellen, die sich am besten gemeinsam abwehren lässt. Die australischen Forscher haben Beobachtungen aus der ganzen Welt analysiert und festgestellt: Dort wo es viele Kuckucksvögel gibt, ziehen auch viele Arten ihrenNachwuchs mit Bruthelfern auf. Mehr noch, die Brutparasiten legen ihre Eier häufiger in die Nester der kooperativen Arten.
    "Entweder wählen die Kuckucke gezielt kooperative Arten aus, oder umgekehrt, die Bruthelfer sind eine evolutionäre Strategie gegen Brutparasiten."
    Um zu klären, wer hier auf wen reagiert, haben sich die Forscher ihre Aufzeichnungen aus den letzten sechs Jahren zu den Auseinandersetzungen zwischen den Prachststaffelschwänzen und den Rotschwanzkuckucken angesehen.
    "Aus Sicht des Kuckucks ist es sinnvoll, die Eier in die Nester kooperativer Arten zu legen. Größere Gruppen von Prachtstaffelschwänzen füttern das Kuckucksküken mehr, es wächst schneller, es ist auch sicherer."
    Wenn es der Kuckuck schafft, sein Ei einer Gruppe von drei oder mehr Vögeln unterzuschieben, hat er das große Los gezogen. Das Problem: Wie beim Lotto ist der Hauptgewinn selten.
    "Je größer die Brutgruppe, desto besser für den Kuckuck. Aber das ist eine Strategie mit hohem Risiko. Gerade großen Gruppen von Prachtstaffelschwänze haben nur selten ein Problem mit Brutparasiten. Die Beobachtungen zeigen, dass sie ihr Nest besser verteidigen können."
    William Feeney vermutet, dass sich in Afrika und Australien zuerst kooperative Brutstrategien entwickelt haben, vielleicht um unvorhersehbare Trockenzeiten erfolgreicher zu überstehen. Der Kuckuck konnte daraufhin die bessere Versorgung der Küken ausnutzen:
    "DieseBrutgruppen ermöglichen die Evolution vieler Brutparasiten, die ihrerseits wieder eine verstärkte Kooperation unter den Wirtsvögeln begünstigen."
    Das Ergebnis ist eine Art evolutionäres Wettrüsten zwischen Kuckuck und Wirtsvogelart.
    Dank ihres speziellen Warnrufes können Brutgruppen der Prachtstaffellschwänze den Rotschwanzkuckuck in Schach halten. In Deutschland gibt es keine kooperativen Brüter. Vielleicht ist das ja der Grund, weshalb sich hierzulande auch nur ein Brutparasit etablieren konnte: eben der Kuckuck.