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Buchbesprechung
"Die Star Trek-Physik"

Mittlerweile wurden insgesamt 726 Episoden der Science-Fiction-Serie Star Trek ausgestrahlt. Metin Tolan, Physikprofessor an der Technischen Universität Dortmund, hat sie alle gesehen. In seinem neuen Sachbuch "Die STAR TREK Physik: Warum die Enterprise nur 158 Kilo wiegt und andere galaktische Erkenntnisse" erklärt er, was er dabei so alles gelernt hat.

Von Ralf Krauter | 21.07.2016
    Die Crew des Raumschiffes USS Enterprise auf der Brücke in einer Szene der gleichnamigen Serie: (l-r) George Takei als Lieutenant Hikaru Sulu, Leonard Nimoy als Lieutenant Commander Spock vom Planeten Vulkan, Nichelle Nichols als Kommunikationsoffizier Lieutenant Uhura, William Shatner als Captain James Tiberius Kirk, Majel Barrett als Krankenschwester Christine Chapel, Walter Koenig als Sicherheitsoffizier Ensign Pavel Chekov, DeForest Kelley als Chefarzt Dr. Leonard Horatio McCoy, genannt "Pille" und James Doohan als Chef-Ingenieur Montgomery Scott , genannt "Scotty". (Aufnahme von 1967).
    Die Crew des Raumschiffes USS Enterprise auf der Brücke in einer Szene der gleichnamigen Serie (picture-alliance / dpa)
    "Von Anfang an begeisterte STAR TREK die Fans auch durch die genaue Beschreibung der Physik und Technik, die der Zuschauer zu sehen bekommt. Da wird nicht einfach nur 'Gas' gegeben, wenn die Enterprise zu ihren Reisen aufbricht - nein, sie reist beispielsweise mit 'Warp-5'. Der Antrieb hat einen Namen, was sofort Spekulationen über den Antriebsmechanismus auslöst."
    Der legendäre Warpantrieb, mit dem die Enterprise überlichtschnell durchs All düst, basiert auf der Krümmung der Raumzeit. STAR TREK-Fans wissen das natürlich. Aber dass es seriöse wissenschaftlichen Veröffentlichungen gibt, die aus Einsteins Relativitätstheorie ableiten, dass der Warp-Antrieb unter Umständen tatsächlich funktionieren könnte? Das dürfte manchen überraschen. Genau wie die Einsicht, dass Captain Kirk und Co eigentlich gar nicht in ferne Galaxien vordringen können. Obwohl der Enterprise-Nachfolger "Raumschiff Voyager" Warp 9,975 schafft, was etwa 1000-facher Lichtgeschwindigkeit entspricht, bräuchte Captain Janeway über 150 Jahre, um unsere Nachbargalaxie Andromeda zu erreichen.
    "Es ist also völlig ausgeschlossen, dass die Voyager in fremde Galaxien vordringt. Da sie aber sogar ein fortschrittlicheres Schiff als die Enterprise-Modelle sein soll, ist es auch für das Raumschiff Enterprise unmöglich, in fremde Galaxien vorzudringen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Die Galaxien sind selbst für STAR TREK Verhältnisse viel zu weit weg."
    Das Buchcover von Metin Tolans Buch "Die Star Trek Physik"
    Das Buchcover von Metin Tolans Buch "Die Star Trek Physik" (Piper)
    Metin Tolan, der schon erfolgreiche Sachbücher über die Physik von James-Bond-Filmen und den Untergang der Titanic geschrieben hat, hat aber auch gute Nachrichten. Das Beamen, also die Teleportation von Menschen und Objekten, könnte zumindest auf atomarer Ebene tatsächlich einmal funktionieren - trotz Heisenbergs Unschärferelation.
    "Das Beamen des Enterprise-Transporters widerspricht nicht den Grundprinzipien der Natur, wie sie uns heute bekannt sind. Die Heisenberg-Kompensatoren wurden von den STAR TREK Autoren eindeutig zu voreilig eingeführt."
    Bei der Wahrscheinlichkeit, auf einem erdähnlichen Planeten intelligentes Leben anzutreffen, hatten die Drehbuchschreiber dafür das richtige Gespür.
    "Laut STAR TREK ist also nur ein Planet unter 43 000 von intelligenten Lebensformen bewohnt. Dies können wir mit der Drake-Gleichung sofort verstehen."
    Metin Tolan rechnet vor, warum es allein in der Milchstraße über 5000 hochentwickelte Zivilisationen geben muss. Er erklärt, wie man mit einer Tafel Schokolade und einer Küchenmikrowelle die Lichtgeschwindigkeit bestimmen kann.
    Und er leitet aus der Raketengleichung ab, weshalb an der Erfindung des Warpantriebs letztlich kein Weg vorbeiführt. Um eine konventionelle Rakete auf 10% der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, müsste man nacheinander 33500 Raketenstufen zünden. Selbst Scotty wäre da überfordert. Zahlreiche Filmdialoge dienen dem Autor als Ausgangspunkt für seine Streifzüge durch die endlosen Weiten des Kosmos– und bieten reichlich Stoff zum Schmunzeln.
    Wer bei der nächsten Trekkie-Convention als Besserwisser punkten will, wird hier garantiert fündig.
    Piper-Verlag 2016. 350 Seiten. 20€