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Caritas-Projekt
Schulmaterial für bedürftige Familien

Dieser Tage bekommen die Eltern wieder lange Listen von der Schule. Hefte, Umschläge, Stifte, neuer Schulranzen - das kann ins Geld gehen. Nicht jede kinderreiche Familie kann sich die paar hundert Euro zum Schulanfang leisten. In Coburg in Oberfranken betreibt die Caritas eine Schulmaterialausgabe für bedürftige Familien. Im vergangenen Jahr kamen bereits 250 Familien - Tendenz steigend.

Von Carlo Schindhelm | 12.09.2014
    Vier Kinder mit Schultüten auf dem Weg zur Einschulung
    Ein Hartz-IV-Empfänger erhält für Schulmaterial pro Jahr eine Pauschale von 100 Euro für ein Schulkind. Doch viele würden nicht einmal mit dem Regelsatz auskommen. (picture alliance / dpa - Frank Leonhardt)
    Der kleine Raum unterm Dach wirkt wie ein Schreibwarenladen. Statt in Regalen liegen die Schulmaterialien jedoch auf einfachen Holztischen aus:
    "Also natürlich fängt es hier bei den Stiften an - verschiedene Größen, verschiedene Stufen, verschiedene Farben - Füller sind natürlich ganz wichtig in der Schulzeit, die entsprechenden Patronen dazu."
    Daneben Stiftmappen, Malblöcke, Malkasten und eine Vielzahl von Heften und Umschlägen. Auf dem Boden stehen mehrere Marken-Schulranzen in verschiedenen Farben noch in Plastikfolie verpackt - alles ist neu:
    "Es wird natürlich drauf geschaut, dass es einigermaßen hübsch aussieht, und dass halt für Jungs wie auch für Mädchen, was Passendes dabei ist auch in unterschiedlichen Altersgruppen vom Kindlichen bis zum jugendlichen Modernen, dass man halt auch für die große Altersspanne für jeden was bieten kann das ein 12 Jähriger nicht mit einer Häschen-Stiftmappe rumlaufen muss."
    Sagt die Sozialpädagogin Ulrike Lieder. Eine Mutter hat mehrere Hefte und Stifte in einen bereitgestellten Wäschekorb gepackt. An einem Tisch an der Tür sitzt die ehrenamtliche Helferin Martina Kollbeck - sie rechnet alles zusammen:
    "Ein Heft in A5, 15 Cent, ein Umschlag in A5 auch 15 Cent."
    Auf einen Block schreibt sie die Preise untereinander, manche muss sie erst noch in einer langen Liste nachschauen:
    "So jetzt geht die große Rechnerei los, mit Taschenrechner." „Wenn Du es mir ansagst, dann geht es schneller." „1,20, 3, 1,20, 3, 3 4,80."
    Kinder kosten viel Geld
    Die Mutter schaut geduldig zu. Für ihre Schulkinder muss sie lange Bestelllisten abarbeiten:
    "Immer mehr immer mehr Geld auszugeben und dann ist man froh, dass man so was wie hier hat." „Ein bisschen fehlt noch aber es ist ganz wenig, also es ist schön hier. Alles da!" "Was fehlt noch?" „So Feinliner, Folienstifte, dicke Ordner, aber ansonsten haben wir alles."
    Eine andere Familie packt ebenfalls Hefte in einen Wäschekorb. Der Vater klagt: Kinder kosten halt Geld:
    „Die Schulsachen, Klamotten, Spielsachen, auch Freizeit - die Freizeitmöglichkeiten, die den Kinder angeboten werden: Kostet alles Geld."
    Auf seinem Arm hält er seinen 10 Monate alten Sohn. Neben ihm steht sein großer Sohn - er kommt in die Erste Klasse. Doch auch bei der Schulmaterialausgabe kosten Stifte, Hefte und der Schulranzen Geld - aber deutlich weniger:
    "Es ist dann doch erschwinglich wenn ich dann sonst an die hundert Euro für zwei bis drei Kinder Schulmaterial gebraucht wird, braucht man hier dann zwanzig, dreißig Euro."
    250 bedürftige Familien im vergangenen Jahr
    Die Caritas bezieht das Schulmaterial vom Großhandel oder direkt vom Hersteller. Das Projekt finanziert sich über Spenden. In dem Raum unterm Dach ist es inzwischen eng geworden. Drei Familien schieben sich an den Tischen vorbei. In einem anderen Raum wartet noch eine Mutter, bis sie an der Reihe ist. In einem Vorgespräch wird bei jedem die Bedürftigkeit geprüft.
    Vor sechs Jahren entstand die Idee, zu dem Projekt sagt Norbert Hartz. Im vergangenen Jahr kamen 250 Familien aus der Stadt und dem Landkreis Coburg - mit steigender Tendenz. Zum einen, weil das Projekt bekannter wird, zum anderen aber beobachte Norbert Hartz, dass sich immer mehr Familien das Schulmaterial nicht mehr leisten können.
    „Wenn man so anschaut so ein Malkasten, der ist halt auch einfach kostspielig oder ein Füller von bestimmten Firmen, der kostet einfach auch Geld, was die Familien dann von ihrem normalen Alltag wirklich abziehen müssen."
    Ein Hartz 4 Empfänger erhält für Schulmaterial pro Jahr eine Pauschale von 100 Euro für ein Schulkind. Doch viele würden nicht einmal mit dem Regelsatz auskommen, meint Norbert Hartz. Das Hilfsprojekt sieht er lediglich als Notlösung. Am liebsten wäre es ihm, die Schulmaterialausgabe wäre gar nicht erst nötig.